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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gebannt. Dort habe ich mir die Zeit damit vertrieben, Lovelace’ Mörder zu verfluchen.«
    »Äh, der wäre dann wohl mein Herr und Meister. Ich habe ihm noch gesagt, er soll es sich noch mal überlegen, aber er wollte nicht auf mich hören!«
    »Zum Glück hat mich bald einer von Lovelace’ Freunden befreit, der von mir und meinen Fähigkeiten gehört hatte. Seither arbeite ich mit ihm zusammen.«
    »Und dieser Freund war Hopkins.«
    »Um die Wahrheit zu sagen – nein. Wobei mir einfällt«, Faquarl sah wieder auf die Uhr, »dass ich nicht den ganzen Abend mit dir verplaudern kann. Der große Tag ist da – wir erheben uns gegen die Tyrannen, da muss ich dabei sein! Du und deine bekloppten Freunde haben mich sowieso schon aufgehalten.«
    »Heißt das, du hast auch keine Zeit mehr, mich langsam und qualvoll zu töten, wie du es vorhin angekündigt hast?«, fragte die Krähe hoffnungsvoll.
    »Ich nicht, Bartimäus, aber du hast alle Zeit der Welt.« Er packte mich am Hals und rupfte das Hackbeil aus meinem Flügel. Hopkins schwang sich empor und schaute sich in dem dunklen Speisesaal um. »Mal sehen«, brummte Faquarl, »ja, das sieht vielversprechend aus.« Wir schwebten über die Tische zur gegenüberliegenden Wand, wo ein flüchtender Kellner seinen Servierwagen hatte stehen lassen. Obendrauf prangte eine große Suppenterrine mit gewölbtem Deckel. Beides war aus Silber.
    Die Krähe zappelte verzweifelt im Griff ihres Peinigers. »Überleg es dir noch mal, Faquarl«, flehte ich. »Tu nichts, was du irgendwann bereust.«
    »Keine Sorge.« Er hielt mich über die Terrine. Schon kitzelte die eisige Aura des tödlichen Metalls meine zerschlissene Substanz. »Ein gesunder Dschinn hält es in so einem Silbersarg ein paar Wochen aus«, meinte Faquarl, »du in deinem Zustand höchstens ein paar Stunden. Was haben wir hier denn Schönes?« Er lupfte den Deckel. »Mmm, Fischsuppe. Lecker! Dann mach’s mal gut, Bartimäus. Während du verreckst, kannst du dich ja mit der Gewissheit trösten, dass unser aller Knechtschaft bald ein Ende hat. Ab heute Abend nehmen wir Rache.« Er ließ los und die Krähe plumpste in die Terrine. Faquarl winkte mir zum Abschied und schloss den Deckel. Ich dümpelte im Dunkeln in der Suppe. Das Silber drang von allen Seiten auf mich ein, meine Substanz zog sich zusammen und bekam Blasen.
    Ich hatte nur eine einzige Chance: Ich musste warten, bis Faquarl weg war, und mit letzter Kraft versuchen, den Deckel aufzudrücken. Das würde zwar nicht leicht sein, war aber machbar, vorausgesetzt Faquarl klemmte den Deckel nicht mit einem Keil oder etwas Ähnlichem fest.
    Faquarl hielt sich nicht mit irgendwelchen Keilen auf, er nahm gleich die ganze Wand. Ich hörte es donnern und tosen, dann krachte von oben etwas auf die Terrine und stauchte sie zu einem flachen Metall-klumpen zusammen. Das Silber bedrängte mich von allen Seiten, die Krähe drehte und wand sich, konnte sich aber kaum rühren. Mir wurde schwindlig, meine Substanz fing an zu brodeln und ich fiel in eine gnädige Ohnmacht.
    In einer silbernen Suppenterrine verbrannt und zermalmt. Es gibt vielleicht qualvollere Todesarten, aber bestimmt nicht viele.

Nathanael
21
    Nathanael blickte durchs Wagenfenster auf die abendlichen Straßen, auf Lichter, Häuser und Menschen. Das alles glitt als bunter, sich unablässig wandelnder Streifen an ihm vorbei, faszinierend und doch bedeutungslos. Der junge Zauberer verfolgte die bewegten Bilder eine Weile mit mattem Blick und betrachtete schließlich, als der Wagen vor einer Kreuzung abbremste, sein Spiegelbild in der Scheibe.
    Er bot keinen besonders erhebenden Anblick. Sein Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet, sein Haar feucht, der Mantelkragen schlaff, aber in seinen Augen war wieder Leben.
    Das war nicht den ganzen Tag so gewesen. Eine Folge krisenhafter Ereignisse – die demütigende Szene in Richmond, die Anschuldigungen, die seine Karriere gefährdeten, und die Entdeckung, dass Bartimäus ihn hintergangen hatte, das alles hatte ihn schwer gebeutelt. Die sorgfältig aufgebaute Fassade des John Mandrake, Informationsminister und unangreifbares Kabinettsmitglied, hatte Risse bekommen. Den entscheidenden Schlag jedoch hatte ihm Miss Lutyens versetzt, als sie ihn am Morgen so rüde abgewiesen hatte. Mit ihrer unverhohlenen Verachtung hatte sie den mit seinem Amt verbundenen Panzer zerschmettert und den Jungen darunter bloßgelegt. Das hatte Nathanael den Rest gegeben. Dieser Angriff auf seine

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