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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Selbstachtung hatte ihn so aufgewühlt, dass er sich den ganzen Tag zu Hause verkrochen hatte, wo er abwechselnd laut getobt hatte oder in brütendes Schweigen verfallen war.
    Zweierlei hatte ihn schließlich wieder zu sich gebracht und verhindert, dass er in Selbstmitleid zerfloss. Das eine war ganz praktischer Natur: Bartimäus’ verspäteter Bericht war für ihn der rettende Strohhalm. Dass er jetzt wusste, wo sich Hopkins aufhielt, verschaffte Nathanael eine letzte Gelegenheit, vor seiner Befragung am folgenden Tag etwas zu unternehmen. Wenn es ihm gelang, den Verräter dingfest zu machen, konnte er Farrar, Mortensen und seinen anderen Feinden zuvorkommen. Dann wäre ihm Devereaux wieder wohl gesinnt und sein Ruf wäre wiederhergestellt.
    Das musste nicht unbedingt klappen, aber er vertraute auf die Dschinntruppe, die er in Hopkins’ Hotel geschickt hatte. Allein die Tatsache, dass er sie überhaupt beauftragt hatte, erfüllte ihn mit neuer Zuversicht. Wie er so warm und geborgen in der Limousine saß, überlief ihn ein wohliger Schauder. Zumindest traf jetzt wieder er die Entscheidungen, er setzte alles auf eine Karte, schüttelte die Trägheit der vergangenen Jahre ab. Er kam sich beinahe vor wie damals als Kind, als ihn seine eigene Dreistigkeit in Hochstimmung versetzt hatte. So war es ihm oft ergangen, bevor ihn die Politik und die unglaubwürdige Rolle als John Mandrake immer mehr eingeengt hatten.
    Er wollte diese Rolle nicht mehr spielen. Sollte ihm das Schicksal gewogen sein, würde er zunächst sein politisches Überleben sichern, aber er hatte die anderen Minister längst satt, ihre moralische Verderbtheit, ihre Selbstsucht und Gier widerten ihn an. Angesichts der Verachtung, mit der ihm Miss Lutyens und Kitty Jones heute entgegengetreten waren, hatte er gespürt, dass auch er für ein solches Verhalten anfällig war. Nein, er wollte nie mehr in diesen betäubenden Trott verfallen! Jetzt war beherztes Eingreifen gefragt, um dem schändlichen Treiben der anderen Minister ein Ende zu machen. Er spähte durchs Fenster auf die verwischten Umrisse der Passanten. Die Gewöhnlichen bedurften der Lenkung, sie brauchten einen neuen Mann an der Spitze, jemanden, der ihnen ein bisschen Frieden und Schutz bieten konnte. Nathanael dachte an Gladstones Stab, der unbenutzt in der Schatzkammer von Whitehall lag.
    Natürlich sollte man möglichst auf Gewalt verzichten, jedenfalls gegenüber den Gewöhnlichen, da hatte Kitty Jones schon Recht. Er wandte sich dem Mädchen zu, das erfreulich dicht neben ihm saß und erstaunlich gelassen ebenfalls aus dem Fenster sah.
    Sie war der andere Grund, dass seine Tatkraft zurückgekehrt und sein Lebensmut wieder erwacht war, und er war sehr froh, dass er sie aufgespürt hatte. Sie trug das Haar kürzer als damals, hatte aber noch die gleiche spitze Zunge. Bei ihrem Geplänkel vor der Kneipe hatte sie ihn mit seinem anmaßenden Gehabe erbarmungslos vorgeführt und mit ihrem leidenschaftlichen Idealismus nachdrücklich beschämt. Trotzdem – das war ja das Komische – stellte er fest, dass er das Gespräch unbedingt fortsetzen wollte.
    Nicht zuletzt deshalb, dachte er verdrossen, weil sie angedeutet hatte, mehr über Bartimäus’ Vergangenheit zu wissen, als er für möglich gehalten hätte. Das war ausgesprochen merkwürdig. Aber dem konnte er zu gegebener Zeit in Ruhe nachgehen, wenn das Theater aus war und seine Dschinn ihren Auftrag – hoffentlich erfolgreich – ausgeführt hatten. Dann konnte Bartimäus die Sache selbst aufklären. Wie er anschließend mit dem Mädchen verfahren sollte, hatte er noch nicht entschieden.
    Der Fahrer weckte ihn aus seinen Grübeleien. »Wir sind gleich am Theater, Sir.«
    »Gut. Wie lange haben wir gebraucht?«
    »Zwölf Minuten, Sir. Ich musste einen Umweg machen, weil die Innenstadt immer noch gesperrt ist. In den Parks finden Kundgebungen statt, überall ist Polizei unterwegs.«
    »Vielleicht haben wir Glück und verpassen den Anfang der Vorstellung.«
    »Was ist das überhaupt für ein Stück, das ich mir da antun muss?« Zum ersten Mal, seit sie in den Wagen gestiegen waren, sagte Kitty Jones etwas. Wieder staunte Nathanael, wie ruhig sie war.
    »Der neue Makepeace hat Premiere«, seufzte er.
    »Doch nicht der Typ, von dem ›Die Schwäne von Arabien‹ ist?«
    »Leider doch. Der Premierminister verehrt ihn, deshalb müssen sich alle Regierungszauberer, vom Minister bis zum Aushilfssekretär, seine Stücke zu Gemüte führen, wenn sie

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