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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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    Ihr Zimmer war kärglich möbliert. Es gab einen kleinen weißen Herd, einen Kühlschrank, einen Kleiderschrank und in der Ecke, hinter einer ausgeleierten Falttür, ein Waschbecken und eine Toilette. Unter dem Fenster, das auf ein Labyrinth aus Brandmauern und ungepflegten Hinterhöfen hinausging, lag ein unordentlicher Stapel aus Decken und Kissen, Kittys Bett. Daneben häufte sich ihre irdische Habe: Kleidung, Konservenbüchsen, Zeitungen, Broschüren mit der neuesten Kriegspropaganda. Ihre kostbarsten Schätze versteckte sie teils unter der Matratze (eine silberne, in ein Stofftaschentuch gewickelte Wurfscheibe), teils im Spülkasten der Toilette (eine verschweißte Plastik-hülle mit den Dokumenten, die sie für ihre beiden neuen Identitäten benötigte), teils ganz unten in ihrem Wäschesack (ein paar ledergebundene dicke Bücher).
    Kitty war praktisch veranlagt, und wie sie wohnte, war ihr nicht wichtig. Ihr Zimmer war vor allem ein Ort zum Schlafen. Sie verbrachte dort nicht viel Zeit. Trotzdem war es ihr Zuhause und sie wohnte inzwischen schon drei Jahre dort.
    Gegenüber dem Vermieter gab sie sich als Clara Bell aus. Auf diesen Namen waren auch die Papiere ausgestellt, die sie fast immer bei sich hatte und die Aufschluss über ihre jüngste Vergangenheit gaben: Personalausweis, Wohnungsnachweis, Gesundheitszeugnis und Ausbildungsbescheinigung. Jakobs Vater, der alte Mr Hyrnek, der in solchen Dingen ein echter Könner war, hatte die Dokumente für sie gefälscht und ihr noch einen zweiten Satz auf den Namen Lizzie Temple angefertigt. Papiere auf ihren richtigen Namen besaß sie überhaupt keine. Nur nachts, wenn sie bei geschlossenen Vorhängen und gelöschtem Licht im Bett lag, war sie wieder Kitty Jones. Diese Identität hatte sie nur im Dunkeln und im Traum.
    Nach Jakobs Abreise hatte Clara Bell ein paar Monate in der Druckerei Hyrnek gearbeitet, wo sie für einen bescheidenen Lohn neu gebundene Bücher ausgeliefert hatte. Aber damit war es bald vorbei, denn Kitty wollte ihre Freunde nicht gefährden und übernahm stattdessen die Abendschicht in einer Kneipe an der Themse. Doch zuvor hatten ihr die stumpfsinnigen Botengänge für »Hyrnek und Söhne« schon zu einer unerwarteten Gelegenheit verholfen.
    Eines Morgens hatte Mr Hyrnek Kitty in sein Büro kommen lassen und ihr ein Päckchen zum Ausliefern ausgehändigt. Das Päckchen war schwer, roch nach Leim und Leder und war sorgfältig verschnürt. Auf dem Adressaufkleber stand: MR H. BUTTON, ZAUBERER.
    Kitty betrachtete die Anschrift. »Earls Court. Dort wohnen aber nicht viele Zauberer.«
    Mr Hyrnek reinigte soeben mit einem rußigen Federmesser und einem Stück Stoff seine Pfeife. »Dieser Button«, erwiderte er und kratzte die Kruste aus dem Pfeifenkopf, »gilt unseren verehrten Regierenden als unverbesserlicher Sonderling. Obwohl er ein fähiger Mann ist, hat er nie versucht, eine politische Laufbahn einzuschlagen. Früher hat er als Bibliothekar in der London Library gearbeitet, aber dann hatte er einen Unfall. Hat ein Bein verloren. Jetzt liest er nur noch, sammelt Bücher und schreibt ein bisschen. Hat mir erzählt, ihm gehe es um die Wissenschaft als solche. Drum ist er auch ein armer Schlucker und wohnt in Earls Court. Bringst du ihm das bitte vorbei?«
    Mr Button wohnte in einem Viertel mit schmutzig weißen Villen, großen, wuchtigen Gebäuden mit protzigen Balkonen auf dicken Säulen. Früher hatten hier wohlhabende Leute gelebt, mittlerweile hatte die Gegend einen trostlosen Anstrich von Armut und Verfall. Mr Buttons großes, von dunkelgrünen Lorbeerbäumen umstandenes Haus stand am Ende einer baumgesäumten Sackgasse. Kitty hatte geläutet und auf der schmutzigen Vortreppe gewartet. Niemand öffnete ihr. Dann sah sie, dass die Tür nur angelehnt war.
    Sie spähte in die schäbige, durch hohe Bücherstapel beengte Diele und hüstelte. »Hallo?«
    »Ja, ja, kommen Sie rein!«, rief jemand dumpf. »Und beeilen Sie sich bitte. Ich habe ein kleines Problem.«
    Kitty ging rasch weiter in das angrenzende Zimmer, wo es wegen der zugezogenen, dick eingestaubten Vorhänge ziemlich duster war, und erspähte unter einem umgestürzten Bücherstapel einen zappelnden Stiefel. Als sie weiterforschte, entdeckte sie Kopf und Schultern eines ältlichen Herrn, der vergeblich versuchte, sich von den dicken Folianten zu befreien. Kitty machte sich unverzüglich an die Ausgrabungsarbeiten und bald darauf konnte sich Mr Button in einen Sessel fallen lassen,

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