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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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verzweifelt?«
    »Sie ist außer sich, Herr. Sie wartet schon seit dem frühen Morgen.«
    Ptolemäus stieß einen ungehaltenen Seufzer aus. »Das ist doch blanker Unsinn!« An mich gewandt, sagte er: »Geh du mit ihm, Rekhyt. Sieh zu, ob du etwas ausrichten kannst.«
    Nach geraumer Zeit kehrte ich mit prallem Kugelbäuchlein zurück. »Die Heuschrecken sind weg.«
    »Sehr schön.« Er betrachtete missmutig seine Schreibtafeln. »Jetzt habe ich völlig den Faden verloren. Ich glaube, wir sprachen über die veränderliche Beschaffenheit des Anderen Ortes.«
    »Euch ist doch hoffentlich klar«, erwiderte ich und ließ mich anmutig auf meiner Binsenmatte nieder, »dass es jetzt so weit ist. Ihr habt Euch einen Namen gemacht als jemand, der allen möglichen Übeln abhelfen kann. Von nun an wird man Euch nicht mehr in Frieden lassen. Bei Salomo mit seiner Weisheitsmasche war es dasselbe. Der Mann konnte keinen Fuß vor die Tür setzen, ohne dass ihm jemand einen Säugling vor die Nase hielt. Auch wenn das wohlgemerkt oft andere Gründe hatte.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich bin bloß ein Gelehrter, ein Forscher. Ich diene der Menschheit durch meine Schriften, nicht dadurch, dass ich Stiere und Heuschrecken zähme. Außerdem bist du hier derjenige, der die Arbeit erledigt, Rekhyt. Würde es dir etwas ausmachen, dir den Deckflügel aus dem Mundwinkel…? Danke. Und jetzt wüsste ich gern…«
    In mancher Hinsicht war er sehr klug, unser Ptolemäus, in anderer überhaupt nicht. Am nächsten Tag warteten gleich zwei Frauen vor seinen Gemächern. Eine klagte über Nilpferde auf ihrem Anwesen, die andere hatte ein krankes Kind auf dem Arm. Wieder wurde ich hinausgeschickt, um mich ihrer anzunehmen, so gut ich konnte. Am folgenden Morgen reichte die kleine Schlange der Wartenden schon bis auf die Straße. Mein Herr raufte sich die Haare und beklagte sein Los, schickte mich aber trotzdem hinaus, diesmal in Begleitung von Affa und Penrenutet, zwei anderen Dschinn. So ging es immer weiter. Bald kam er mit seinen Studien nur noch im Schneckentempo voran, während sein Ruf bei den Einwohnern Alexandrias wuchs und gedieh wie Sommerblumen. Ptolemäus ertrug die Unterbrechungen mit Fassung, zumindest nach außen hin. Er beschränkte sich darauf, ein Buch über Beschwörungstechniken fertig zu stellen, und verschob seine übrigen Studien.
    Das Jahr neigte sich dem Ende zu, der Nil trat wie üblich über die Ufer. Das Wasser ging zurück, die dunkle Erde glänzte feucht und fruchtbar, überall wurde Getreide gesät, ein neues Erntejahr begann. Die Schlange vor Ptolemäus’ Tür war mal länger, mal kürzer, aber sie riss nicht ab. Über kurz oder lang bekamen die schwarz gekleideten Priester der Haupttempel Wind davon, wie auch der missgünstige Prinz auf seinem weingetränkten Thron.

Nathanael
5
    Ein unhöfliches Geräusch kündigte die Rückkehr des Zauberspiegelkobolds an. Mandrake legte den Stift weg, mit dem er sich gerade Notizen für die neuesten Propagandabroschüren machte, und spähte in die polierte Scheibe. Der Säugling drückte sich die Nase an der Metalloberfläche platt, als wollte er sie durchstoßen, doch Mandrake ging nicht auf das Gezappel ein.
    »Und?«, fragte er.
    »Was ›und‹?« Der Kobold ächzte und stöhnte.
    »Wo ist Bartimäus?«
    »Der sitzt vierzig Kilometer südöstlich von hier als langhaariges Mädel auf ’nem Haufen Ziegel. Ganz hübsches Mädel sogar. Aber er wollte nich mitkommen.«
    »Wie bitte? Sie… er weigert sich?«
    »Jau, Chef. Aua! Is das eng hier drin! Jetzt bin ich schon sechs Jahre in diese olle Scheibe gesperrt und darf nich mal auf ’ne Stippvisite heim. Du könntest mich langsam mal rauslassen, echt. Ich hab dir schließlich mit Leib und Seele gedient.«
    »Du hast überhaupt keine Seele. Was hat Bartimäus gesagt?«
    »Kann ich nich wiederholen, dafür bist du noch zu klein. War jedenfalls ganz schön derb. Mir sind fast die Ohren abgefallen. Er kommt nich freiwillig und damit basta. Ich an deiner Stelle würd den Kerl verbrutzeln, dann is der Käs endlich gegessen. Ich frag mich sowieso, wieso du nich längst kurzen Prozess mit ihm gemacht hast. Nein, nein, nich wieder in die blöde Schublade! Hast du denn gar kein Herz, du Fiesling?«
    Als er die Scheibe wieder eingewickelt und die Schublade geschlossen hatte, rieb sich Mandrake die Augen. Das Bartimäus-Problem wurde allmählich lästig. Der Dschinn war schwächer und streitsüchtiger denn je, als Diener kaum noch zu

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