Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
mischte sich in normaler Gangart unter das Treiben.
    Wir kamen am Verrätereck vorbei, wo gefangene Rebellen in einem Glaskäfig hoch über der johlenden Menge schaukelten. Gleich daneben hatte man in einem anderen Glasbehälter einen widerlichen schwarzen Dämon auf der ersten Ebene sichtbar gemacht. Er warf sich knurrend gegen die Scheiben und drohte dem staunenden Publikum mit der Faust. Wieder daneben war eine Bühne aufgebaut. Ein Spruchband verkündete den Titel des Theaterstücks: »Die Unterwerfung der abtrünnigen Kolonien.« Schauspieler liefen wild gestikulierend umher und stellten mithilfe von Plastikschwertern und Pappmascheedämonen die offizielle Version des Krieges nach. Überall drückten lächelnde Damen den Flanierenden kostenlose Sonderdrucke der »Wahren Kriegsgeschichten« in die ausgestreckten Hände. Bei dem bunten, lauten Trubel konnte man praktisch keinen klaren Gedanken fassen und schon gar nicht schlüssige Argumente gegen den Krieg formulieren. 6
(Von diesen Belustigungen trugen viele Mandrakes Handschrift, seine Detailverliebtheit paarte sich hier mit theatralischen Effekten, die er seinem Freund, dem Bühnenautor Makepeace, abgeschaut hatte. Eine unwiderstehliche Mischung aus Derbheit und Raffinement. Den gefangenen »amerikanischen« Dämon fand ich besonders gelungen, er war garantiert von einem Behördenzauberer eigens zu diesem Zweck beschworen worden. )
    Ich hatte dergleichen schon oft gesehen und konzentrierte mich lieber darauf, von dem Söldner nicht abgeschüttelt zu werden, denn der hatte unterdessen den Hauptweg verlassen und strebte quer über die Wiese auf einen kleinen künstlichen See zu.
    Der See war kaum der Rede wert. Tagsüber dümpelten wahrscheinlich Wasservögel darauf herum und Kinder paddelten in gemieteten Bötchen hin und her, bei Dunkelheit hatte er durchaus etwas Verwunschenes. Am Ufer wucherte ein Schilfdschungel, orientalisch anmutende Brücken überspannten die Wasserfläche und verbanden etliche verschwiegene Inselchen miteinander. Auf einer Insel stand eine chinesische Pagode, davor ragte ein breiter Holzsteg in den See hinaus.
    Der Söldner beschleunigte seinen Schritt und stapfte polternd über eine mit Schnitzereien verzierte Brücke. Auf dem Steg sah ich jemanden warten. Auf den höheren Ebenen umkreisten schwarze Schemen wachsam seinen Kopf.
    Ich musste mich verdrücken. Am Stiefel des Söldners würde mich über kurz oder lang sogar der dumpfbackigste Kobold entdecken. Trotzdem konnte ich nah genug herankommen, dass ich alles sah und hörte. Das Schilfdickicht unter dem Steg war zum Verstecken wie geschaffen. Die Eidechse machte einen großen Satz. Nach einer weiteren qualvollen Verwandlung schwamm eine kleine grüne Schlange zwischen den modernden Stängeln auf die Insel zu.
    Über mir hörte ich den Söldner leise und höflich fragen: »Mr Hopkins?«
    Eine Lücke im Schilf. Die Schlange wickelte sich um ein fauliges, aus dem Wasser ragendes Schilfrohr und richtete sich auf. Auf dem Steg stand der Söldner und vor ihm ein anderer Mann, schmächtig und mit hängenden Schultern, der ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopfte. Ich strengte die müden Augen an und erhaschte einen flüchtigen Blick auf das Gesicht des Unbekannten – nichts sagend, durchschnittlich, absolut unauffällig. Wie kam es dann, dass dieses Gesicht bei mir ein untrügliches Gefühl des Wiedererkennens auslöste und mich schaudern ließ?
    Die beiden Männer traten vom Steg herunter und verschwanden aus meinem Blickfeld. Die Schlange fluchte beredt und wand sich anmutig durchs Schilf. Wenn ich wenigstens Hopkins verstehen, einen Hinweis aufschnappen könnte, was…
    Zehn Schilfrohre regten sich. Fünf schmale graue Schatten lösten sich aus dem Uferbewuchs. Zehn dürre Beine knickten ein und stießen sich ab. Kein Laut war zu vernehmen. Eben war ich noch allein gewesen, im nächsten Augenblick stürzten sich wie graue Gespenster fünf Reiher auf mich, mit schnappenden Dolchschnäbeln und glühenden roten Augen. Flatternde Flügel peitschten das Wasser und versperrten jeden Fluchtweg, Krallen haschten nach der erschrockenen Schlange, Schnäbel stießen auf sie nieder. Ich ringelte mich zusammen und tauchte blitzartig ab, aber die Reiher waren schneller. Ein Schnabel packte mich am Schwanz, ein anderer nahm mich dicht unterm Kopf in die Zange. Die Reiher schlugen mit den Schwingen und flogen auf und ich zappelte wie ein Wurm zwischen ihnen.
    Eine rasche Überprüfung ergab,

Weitere Kostenlose Bücher