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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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konnte nichts dafür, ich war’s nicht gewesen. Ich sah nicht, wie der große schwarze Dämon verdutzt das Gesicht verzog und die langen krummen Krallen in den Riss zwängte. Ich hörte das verhängnisvolle Splittern nicht, als der ganze Käfig barst, nicht das Geschrei und Gejammer der Schaulustigen, als der Dämon sich auf sie stürzte.
    Das alles entging mir. Ich hüpfte mechanisch in blinder Flucht weiter, spürte meine Substanz weich werden und sich mit jedem panischen Sprung verflüssigen. Ich lag im Sterben, aber ich durfte mich nicht irgendwo verkriechen und in mein Schicksal ergeben, weil mir ein geflügelter Tod dicht auf den Fersen war.

Kitty
11
    Kittys Meister schaute von seinem Sofa auf, einer einsamen Insel in einem Meer aus Papierbögen, die über und über in seiner kleinen, engen Handschrift beschrieben waren. Er hatte blaue Tintenflecken am Mund, weil er an seinem Kugelschreiber kaute, und blinzelte irritiert.
    »Ich habe heute Abend gar nicht mehr mit dir gerechnet, Lizzie. Ich dachte, du wärst schon bei deiner Arbeit.«
    »Ich bin auch gleich weg, Sir. Übrigens, Sir…«
    »Hast du eigentlich die Originalausgabe von Pecks ›Desiderata Curiosa‹ bekommen? Und wie steht’s mit der ›Anatomie der Melancholie‹? Du weißt ja, ich brauche den vierten Band.«
    Kitty hatte ihre Lüge gut einstudiert. »Tut mir Leid, Sir, aber ich habe keins von beiden mitgebracht. Die Bibliothek hat heute schon früher geschlossen. Die Gewöhnlichen haben auf der Straße davor eine Kundgebung abgehalten und die Bibliothek hat sicherheitshalber die Tore dichtgemacht. Ich musste wieder gehen, ehe ich Ihre Bücher gefunden hatte.«
    Mr Button entfuhr ein ungehaltener Ausruf und er malträtierte den Kugelschreiber noch heftiger. »So was Ärgerliches! Die Gewöhnlichen demonstrieren, hast du gesagt? Und was kommt als Nächstes? Werfen die Pferde das Zaumzeug ab? Wollen sich die Kühe nicht mehr melken lassen? Diese verflixten… Leute müssen endlich begreifen, wo ihr Platz ist!« Er verlieh dieser Aussage Nachdruck, indem er im Takt den Kugelschreiber in die Luft stieß, dann hielt er verlegen inne. »Nichts für ungut, Lizzie.«
    »Macht nichts, Sir. Wer war eigentlich Ptolemäus, Sir?«
    Der Alte legte die Hände um den Hinterkopf und räkelte sich genüsslich. »Ptolemäus von Alexandria. Ein ganz außergewöhnlicher Zauberer.« Dann fragte er mit flehendem Blick: »Schaffst du’s noch, Teewasser aufzusetzen, bevor du gehst, Lizzie?«
    Kitty ließ nicht locker: »War er Ägypter?«
    »Allerdings, obwohl der Name natürlich griechisch ist. Ptolemäus war mazedonischer Herkunft. Bravo, Lizzie. Diese Demonstranten haben von solchen Dingen bestimmt keine Ahnung!«
    »Ich würde gern mal etwas von ihm lesen, Sir.«
    »Das wird wohl nicht gehen, denn seine Werke sind auf Griechisch verfasst. Sein Hauptwerk, das Kompendium ›Vermächtnis des Ptolemäus‹ muss irgendwo bei meinen Büchern sein. Für uns Zauberer gehört es zur Pflichtlektüre, denn Ptolemäus ist wegweisend, was die Techniken der Dämonenbeschwörung betrifft. Allerdings hat er einen recht eigenwilligen Stil. Dann hat er noch die so genannten ›Apokryphen‹ verfasst. Die hattest du mir seinerzeit von Hyrnek gebracht, glaube ich. Eine kuriose Schriftensammlung, gespickt mit launigen Anmerkungen. Der Tee…«
    »Ich setze gleich den Kessel auf«, versicherte ihm Kitty. »Gibt es irgendetwas über Ptolemäus, was ich lesen kann, bis der Tee fertig ist, Sir?«
    »Herrje, wenn du dir mal was in den Kopf gesetzt hast! Nun, im »Buch der Namen« findest du vermutlich einen Eintrag. Du weißt ja bestimmt, in welchem Stapel es verbuddelt ist.«
    Kitty überflog den Absatz, während hinter ihr der Kessel knallte und blubberte.
    Ptolemäus von Alexandria (um 120 v. Chr.)
    Kindzauberer, Spross der herrschenden Ptolemäerdynastie, Neffe des Ptolemäus VIII. und Vetter des Kronprinzen (der spätere Ptolemäus IX.). Verbrachte sein kurzes Leben vorwiegend in Alexandria, wo er an der Bibliothek wirkte. Näheres ist nicht überliefert. Schon in jungen Jahren galt das begabte Wunderkind als namhafter Zauberer. Angeblich fühlte sich sein Vetter durch Ptolemäus’ Beliebtheit beim einfachen Volk bedroht und veranlasste einen Mordanschlag auf ihn.
    Die Begleitumstände seines Todes sind unbekannt, als sicher gilt aber, dass er nicht alt wurde. Er starb entweder eines gewaltsamen Todes oder aufgrund seiner anfälligen Gesundheit. In einem alexandrinischen Manuskript

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