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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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»Gestern Abend ist ein Handelsschiff eingetroffen. Es kam direkt aus Boston, aus dem Kriegsgebiet. Die Mannschaft hat heute Morgen in unserem Café gefrühstückt. Sie haben erzählt, dass unsere jüngste Offensive fehlgeschlagen ist, Boston gehört immer noch den Amerikanern. Unsere Truppen haben sich zur Proviantbeschaffung ins Gelände zurückgezogen und werden seither immer wieder angegriffen. Es gab schwere Verluste.«
    Getuschel erfüllte die Kneipe. Der alte Mann stand halb auf. »Vielen Dank, Mary. Wer übernimmt?«
    »Darf ich?«, meldete sich der junge bärtige Mann zu Wort. Er war stämmig und selbstbewusst und wirkte ein bisschen überheblich. »Ich komme von einer neuen Vereinigung, der ›Allianz der Gewöhnlichen‹, vielleicht haben Sie schon davon gehört.«
    Eine gewisse Unruhe kam auf. Kitty runzelte die Stirn. Diese Stimme…
    »Wir brauchen noch Verstärkung«, fuhr der Mann fort, »für eine neue Welle von Streiks und Kundgebungen. Wir müssen den Zauberern ordentlich einheizen. Damit sie endlich aufwachen, müssen viele von uns was unternehmen, sonst ist es witzlos. Soll heißen: Massenproteste.«
    »Ich bitte ums Wort!« Die ältere Dame mit dem tadellosen dunkelblauen Kleid und dem knallroten Umschlagtuch machte Anstalten aufzustehen. Ein Chor freundschaftlichen Protests wurde laut und sie blieb sitzen. »Was hier in London vor sich geht, macht mir große Sorgen«, sagte sie. »Die Streiks, die Unruhen… Das kann doch unmöglich eine Lösung sein. Was soll damit erreicht werden? Solche Aktionen stacheln die Obrigkeit doch nur zu grausamen Vergeltungsmaßnahmen an. Der Tower wird noch vom Wehgeschrei vieler wackerer Leute widerhallen!«
    Der junge Mann hieb mit der plumpen roten Faust auf den Tisch. »Und was sollen wir Ihrer Meinung nach machen, meine Dame? Einfach stillhalten? Die Zauberer werden’s uns bestimmt nicht danken! Für die sind wir doch der letzte Dreck. Wir müssen endlich was tun! Schließlich können sie uns nicht alle einbuchten!«
    Hier und da wurde geklatscht. Die alte Dame schüttelte störrisch den Kopf. »Da irren Sie sich gewaltig«, widersprach sie. »Ihre Rechnung geht nur dann auf, wenn man die Zauberer überhaupt stürzen kann, und das ist ausgeschlossen!«
    »Lass doch das pessimistische Gequatsche, Oma«, mischte sich ein anderer Mann ein.
    Sie reckte trotzig das knochige Kinn. »Wie stellen Sie sich das denn vor, hm?«
    »Sieht man doch, dass sie die Lage nicht mehr im Griff haben, sonst hätten sie die Rebellen längst besiegt.«
    »Außerdem helfen uns die anderen Europäer bestimmt«, warf der blonde junge Mann ein. »Die Tschechen würden uns finanziell unterstützen und die Franzosen auch.«
    George Fox nickte. »Französische Geheimagenten haben mir schon neulich ein paar magische Waffen vorbeigebracht. Nur für den Notfall. Bis jetzt hab ich sie allerdings noch nicht benutzt.«
    »Entschuldigung«, unterbrach ihn die alte Dame, »aber Sie haben uns immer noch nicht erklärt, wie man die Regierung mit ein paar Streiks stürzen kann.« Sie sah herausfordernd in die Runde. »Na?« Von ein paar Männern kamen unwillige Ausrufe, aber sie waren zu sehr mit ihren Getränken beschäftigt, um eine deutlichere Entgegnung zu formulieren.
    »Sie haben Recht, Madam«, meldete sich Kitty vom Tresen aus in ruhigem Ton zu Wort. »Es wird nicht leicht, sie zu stürzen, aber ausgeschlossen ist es nicht. Solche Revolutionen waren schon oft erfolgreich. Was ist denn in Ägypten, Rom und Prag passiert? Überall galten die Zauberer als unbesiegbar – zunächst. Und überall wurden sie gestürzt, als das Volk irgendwann aufbegehrt hat.«
    »Aber Kind«, wandte die alte Dame ein, »da waren jedes Mal feindliche Streitkräfte im Spiel.«
    »Jedes Mal haben feindliche Heerführer die innere Schwäche des betreffenden Reiches ausgenutzt«, fuhr Kitty unbeirrt fort. »Die Bevölkerung hatte sich da schon erhoben, und zwar ohne nennenswerte Zauberkräfte oder riesige Armeen. Es waren ganz normale Leute, wie wir.«
    Die alte Dame lächelte verkniffen. »Mag sein. Aber wer will schon eine Invasion? Unsere Regierung hat ihre Fehler, aber sie ist wenigstens britisch.«
    »Pah!«, schnaubte der bärtige junge Mann. »Jetzt aber wieder zurück zum Hier und Jetzt. Heute Abend treten in Battersea die Stahlwerker in den Streik, das ist nur ein Stück flussabwärts von hier. Schließt euch uns an! Und wenn die Zauberer ihre Dämonen auf uns hetzen – na wenn schon! Wir schmieden keine

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