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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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hindurch. Der große Raum war hell erleuchtet. In der Mitte, ein ganzes Stück von der Tür entfernt, stand ein Sockel aus rosaweißem Marmor und darauf waren die wertvollsten Schätze der Regierung ausgebreitet, ein Häuflein in allen Regenbogenfarben funkelnder magischer Gegenstände. Mandrakes Blick fiel sofort auf den langen knotigen Stab mit dem schlicht geschnitzten Knauf. Daneben erkannte er eine kurze Goldkette mit ovalem Anhänger. In dem Oval leuchtete ein dunkelgrüner Jadestein.
    Gladstones Stab und das Amulett von Samarkand… Ihr Anblick gab Mandrake einen schmerzhaften Stich. Er ging die ersten drei Ebenen durch: keine Hinweise auf Schließzauber, Abwehrsensoren oder andere Sicherheitsvorkehrungen. Trotzdem, die Bodenfliesen um den Sockel herum hatten eine merkwürdig grünliche Farbe und sahen irgendwie verdächtig aus.
    Er trat von der Tür zurück. »Wie ist der Raum gesichert, wenn ich fragen darf?«
    »Mit einer Pestilenz, Sir, einer ausgesprochen gefräßigen. Die fetzt Ihnen im Nu das Fleisch von den Knochen, Sir, falls es Ihnen einfallen sollte, sich unbefugt Zutritt zu verschaffen.«
    Mandrake blickte den Aufseher an. »Verstehe. Sehr gut. Wir können wieder gehen.«
    Vom Haus klang Gelächter herüber. Mandrake starrte in sein Glas mit dem blauen Cocktail. Wenn ihm sein kleiner Ausflug irgendetwas eingebracht hatte, dann die Erkenntnis, dass Devereaux nicht beabsichtigte, sich von irgendwem die Führung streitig machen zu lassen. Der Stab war unerreichbar. Nicht dass Mandrake ihn unbedingt haben wollte… Eigentlich wusste er selbst nicht, was er wollte. Er war verstimmt. Das Fest mitsamt seinem ganzen Brimborium war ihm herzlich gleichgültig. Er hob sein Glas, stürzte das Gesöff hinunter und versuchte, sich zu erinnern, wann er zuletzt richtig glücklich gewesen war. »John, alte Eidechse! Was stehen Sie hier rum?« Ein rundlicher klei
    ner Herr in einem prächtigen türkisgrünen Smoking kam quer über den Rasen auf ihn zu. Seine Maske stellte einen grimmig grinsenden Kobold dar. An seinem Arm hing ein großer, schlanker, als sterbender Schwan maskierter Bursche und kicherte hemmungslos.
    »John, John«, mahnte der Kobold, »Sie sehen aus, als ob Sie sich kein bisschen amüsierten!« Er tätschelte Mandrake affektiert die Schulter. Der junge Mann brach in schallendes Gelächter aus.
    »Hallo Quentin«, brummte Mandrake. »Amüsieren Sie sich denn?«
    »Fast so prächtig wie unser guter Rupert.« Der Kobold zeigte zum Haus hinüber, wo man hinter den hell erleuchteten Fenstern einen als Stier maskierten Mann umherspringen sah. »So kommt der Ärmste wenigstens auf andere Gedanken.«
    Mandrake rückte seine Eidechsenmaske zurecht. »Und wer ist dieser junge Herr?«
    Der Kobold zog den Schwanenkopf an seine Schulter. »Das ist Bobby Watts, der Star meines nächsten Theaterspektakels! Er ist unglaublich begabt! Vergessen Sie nicht, vergessen Sie ja nicht«– der Kobold schien nicht mehr ganz sicher auf den Beinen zu sein –, »dass ›Von Wapping nach Westminster‹übermorgen Premiere hat. Daran erinnere ich hier jeden, der mir über den Weg läuft. Nur noch zwei Tage, Mandrake, nur noch zwei Tage! Wer es sich ansieht, ist hinterher nicht mehr derselbe, so viel kann ich jetzt schon versprechen! Stimmt’s, Bobby?« Er gab dem Jüngling einen unsanften Schubs. »Und jetzt hol uns noch was zu trinken! Ich habe etwas mit meinem geschuppten Freund zu besprechen.«
    Der Schwan torkelte über den Rasen davon. Mandrake sah ihm nach.
    »Also, John«, der Kobold kam näher, »ich schicke Ihnen schon seit Tagen ein Briefchen nach dem anderen. Man könnte meinen, Sie hätten etwas gegen mich. Sie müssen mich unbedingt besuchen kommen, gleich morgen. Sie denken doch dran, nicht wahr? Es ist dringend.«
    Mandrake rümpfte unter der Maske die Nase über die Alkoholfahne, die ihm entgegenwehte. »Tut mir wirklich Leid, Quentin. Die Kabinettssitzung hat ewig gedauert, ich konnte nicht weg. Aber morgen klappt es bestimmt.«
    »Gut, gut. Sie waren schon immer ein heller Kopf, Mandrake. Bleiben Sie so. Ach, guten Abend, Sholto! Ich glaube, ich habe Sie erkannt!« Eine massige Gestalt, die unpassenderweise eine Lämmchenmaske trug, kam auf sie zu. Der Kobold ließ Mandrake stehen, piekte den
    Neuankömmling neckisch in den Bauch und tänzelte von dannen.
    Eidechse und Lämmchen wechselten einen Blick.
    »Dieser grässliche Quentin Makepeace!«, machte sich das Lämmchen Luft. »Ich kann den Kerl nicht

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