Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
befohlen?«
Diesmal würdigte Mandrake sie keines Blickes, sondern betrachtete besorgt die zerschundene Amphibie. »Ja, ich hatte ihm für die Rückkehr eine Blankovollmacht erteilt. Er sollte wiederkommen, sobald er etwas über Hopkins in Erfahrung gebracht hat.« Er versuchte es noch einmal. »Bartimäus!«
Farrar klang mit einem Mal ausgesprochen interessiert. »Echt? Nach dem Radau vorhin zu urteilen, hat ihn jemand verfolgt. So was! Wir müssen uns mit der Befragung beeilen, John. Devereaux hat bestimmt irgendwo einen Beschwörungsraum. Es wird zwar knapp, aber wenn wir entsprechend Druck machen, ehe der letzte Tropfen Substanz aus ihm rausläuft, können wir vielleicht…«
»Schsch! Er kommt wieder zu sich!«
Der Hinterkopf des Tierchens war nur noch verschwommen zu erkennen, das Vorderbein regte sich nicht mehr. Trotzdem flatterte ein Augenlid und klappte quälend langsam auf. Ein trübes Glubschauge glotzte in die Runde.
»Bartimäus…«
Ein zartes Stimmchen fragte: »Wer spricht da?«
»Mandrake.«
»Ach so. Und ich dachte schon, es bringt was, noch mal aufzuwachen.« Der Kopf knickte ab, das Lid klappte zu.
Miss Farrar trat heran und stupste das Froschbein mit der Schuh-spitze an. »Vollende deinen Auftrag!«, kommandierte sie. »Was weißt du über Hopkins?«
Das Glubschauge öffnete sich einen Spalt, rotierte haltlos und blieb eine Sekunde lang auf Miss Farrar gerichtet. »Ist das deine Süße?«, hauchte das Stimmchen. »Nee, oder? Auweia.«
Das Auge ging zu und trotz Mandrakes Bitten und Farrars Befehlen nicht mehr auf. Mandrake blieb hocken und fuhr sich nervös durchs Haar.
Farrar legte ihm ungeduldig die Hand auf die Schulter. »Reißen Sie sich zusammen, John. Es ist doch bloß ein Dämon. Sehen Sie sich die Substanzpfütze an! Wenn wir nicht sofort etwas unternehmen, können wir die Informationen vergessen!«
Mandrake stand auf und sah sie resigniert an. »Glauben Sie denn, wir kriegen ihn noch mal wach?«
»Klar, mit der richtigen Methode. Mit der Schimmernden Spule und dem Substanzstrecker zum Beispiel. Aber ich schätze, wir haben höchstens noch fünf Minuten. Er kann seine Gestalt kaum noch beibehalten.«
»Mit diesen Methoden bringen wir ihn um.«
»Schon, aber wir haben dann immerhin erfahren, was wir wissen wollen. Los jetzt, John. He, du da!« Mit einem Fingerschnipsen zitierte sie einen Lakaien herbei, der am Rand einer kleinen Gruppe gaffender Gäste herumlungerte. »Komm mal her! Bring uns ein Kehrblech oder eine Schaufel. Wir müssen die Schweinerei rasch aufkehren.«
»Nein. Es geht auch anders«, sagte Mandrake ganz leise, so leise, dass ihn nicht einmal Miss Farrar verstehen konnte. Während sie die Angestellten herumscheuchte, ging er noch einmal neben dem Frosch in die Hocke und raunte eine lange komplizierte Formel. Die Froschbeine bebten, ein feiner grauer Dunst stieg von dem kleinen Körper auf, als träfe kalte Luft auf warme. Mit rasender Geschwindigkeit löste sich der Frosch in Dunst auf, der Dunst sammelte sich über Mandrakes Schuhen zu einem Wölkchen und verflüchtigte sich.
Als Miss Farrar sich umdrehte, sah sie Mandrake gerade noch aufstehen.
Der Frosch war fort.
Erst starrte sie ihn sprachlos an, dann fauchte sie: »Was haben Sie getan?«
»Ich habe meinen Diener entlassen.« Er wich ihrem Blick aus und befummelte seinen Kragen.
»Aber – die Informationen! Über Hopkins!« Sie kriegte sich gar nicht mehr ein.
»Die liefert mein Diener uns übermorgen. Bis dahin hat sich seine Substanz am Anderen Ort so weit regeneriert, dass er wieder mit mir sprechen kann.«
»Übermorgen!« Miss Farrar stieß einen kleinen Wutschrei aus. »Dann ist es vielleicht längst zu spät! Wer weiß, was dieser Hopkins…«
»Er war ein tüchtiger und treuer Diener«, sagte Mandrake scheinbar ungerührt, auch wenn er bei ihren Worten rot geworden war. »Es ist nicht zu spät. Ich befrage ihn, sobald seine Substanz sich erholt hat.«
Miss Farrar blitzte ihn mit ihren dunklen Augen an. Sie trat näher und Mandrake roch einen Schwall Granatapfelduft mit einem Hauch Limone. »Ich hatte angenommen«, entgegnete sie, »dass ich Ihnen wichtiger bin als irgend so ein Dämon, der in einer Schleimpfütze verreckt. Ihr Diener hat Ihnen den Gehorsam verweigert. Er hatte den Auftrag, gewisse Informationen zu liefern, und dazu war er nicht fähig. Höchst brisante Informationen – und Sie entlassen ihn einfach!«
»Nur vorläufig.« Mandrake machte eine Gebärde und sprach
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