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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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eine tonlose Silbe, worauf die beiden von einer Schweigeglocke umschlossen wurden, sodass die Zuschauer, die sich inzwischen zahlreich in der Tür zum Garten drängten, nicht mithören konnten. Die Zauberer trugen immer noch ihre Masken. Mandrake nahm aus dem Augenwinkel die leuchtenden Farben, die exotischen Formen, die leeren Sehschlitze wahr. Er und Farrar waren als Einzige unmaskiert, er kam sich wehrlos und ausgeliefert vor. Außerdem spürte er, dass er Jane Farrars Empörung eigentlich nichts entgegensetzen konnte, denn er war selbst von seinem Tun überrascht. Das wiederum empörte ihn. »Reißen Sie sich zusammen«, sagte er kühl. »Ich gehe mit meinen Dienern um, wie ich es für richtig halte.«
    Miss Farrar lachte auf. »Allerdings. Mit Ihren Dienern, oder sollte ich lieber sagen, mit Ihren kleinen Freunden?«
    »Was soll…«
    »Schluss jetzt!« Sie wandte sich ab. »Sie werden schon länger auf Schwachstellen überprüft, Mr Mandrake«, sagte sie über die Schulter, »und jetzt habe ich durch puren Zufall Ihren wunden Punkt entdeckt. Nicht zu fassen! Ich hätte Sie nicht für einen derart sentimentalen Trottel gehalten.« Hoch aufgerichtet und mit wehendem Mantel verließ sie den Bannkreis der Glocke und marschierte davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Mandrake sah ihr nach und atmete tief durch. Dann entließ er die Schweigeglocke mit einem knappen Befehl und ein Sturzbach aus Lärm, Geplapper und den wildesten Mutmaßungen schlug über ihm zusammen.
     
     

Teil 3
Bartimäus

Alexandria, 125 v. Chr.
    Wie jeden Morgen fand sich auch an jenem eine kleine Schar Bittsteller vor den Gemächern meines Herrn Ptolemäus ein. Sie waren lange vor Tagesanbruch angekommen, hatten, in ihre Umhänge gehüllt, bibbernd und mit blau gefrorenen Waden auf den Sonnenaufgang gewartet. Sobald die ersten Strahlen auf den Fluss fielen, öffneten die Bediensteten des Zauberers die Türen und ließen sie nacheinander ein.
    Wie jeden Morgen wurde auch an jenem eine endlose Litanei von Beschwerden, himmelschreienden Ungerechtigkeiten und herzzerreißenden Klagen vorgebracht und reiflich überdacht. Manch einem wurde Rat zuteil, einigen wenigen (den offenkundig Habgierigen und den Betrügern) jede Unterstützung verweigert. Den Übrigen wurde auf die eine oder andere Weise Hilfe zugesichert und geleistet. Kobolde und Foliot flogen zu den Fensteröffnungen hinaus und verteilten sich über die Stadt, um ihre jeweiligen Aufträge zu erledigen. Auch ein gewisser edler Dschinn flog davon und kehrte zu gegebener Zeit zurück. Mehrere Stunden lang kam und ging ein nicht abreißender Strom an Geistern. Es war ein sehr geschäftiger Haushalt.
    Punkt halb zwölf wurden die Türen geschlossen und verriegelt. Anschließend machte sich der Zauberer Ptolemäus durch den Hinterausgang (um nicht von besonders hartnäckigen Bittstellern aufgehalten zu werden) auf den Weg zur Bibliothek von Alexandria, um sich seinen Forschungen zu widmen.
    Wir überquerten soeben den Vorplatz des Bibliotheksgebäudes. Es war Mittagszeit und Ptolemäus wollte sich auf dem Markt am Hafen ein frisches Sardellenbrot holen. Ich begleitete ihn als kahlköpfiger ägyptischer Schreiber mit behaarten Beinen, der mit ihm eifrig über die Philosophie der Welten diskutierte. 1
( Er behauptete, die Beziehung zwischen unseren beiden Welten müsse einem bestimmten Zweck dienen, und Zauberer und Geister müssten sich bemühen herauszufinden, um welchen Zweck es sich dabei handeln könnte. Ich hielt diese Auffassung – bei allem Respekt – für blanken Unsinn. Dem bisschen Austausch zwischen unseren Welten lag ein folgenschweres Ungleichgewicht zugrunde (nämlich dass wir Dschinn die Geknechteten waren), mit dem so bald wie möglich Schluss sein musste. Unser Streitgespräch wurde immer hitziger, und dass es nicht zu Ausfälligkeiten kam, war nur dem Umstand zu verdanken, dass ich auf der Wahrung gewisser rhetorischer Mindestanforderungen bestand.)
Unterwegs begegneten wir dem einen oder anderen Gelehrten: streitsüchtigen Griechen, hageren Römern mit leidenschaftlichem Blick und glatt rasierten Wangen, dunkelhäutigen Nabatäern und höflichen Diplomaten aus Meroe und dem fernen Partherreich, die alle hergekommen waren, um sich am unerschöpflichen Born ägyptischer Weisheit zu laben. Als wir das Bibliotheksgelände eben verlassen wollten, erscholl vom Fuß der Treppe Hörnerklang. Ein kleiner Trupp Soldaten, an deren Lanzen der königliche Wimpel flatterte,

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