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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Ei und stürzte unsanft auf die harte Erde.
    Schon wieder! Dabei war meine Substanz nicht ansatzweise genesen.
    Meine jüngsten Erlebnisse in der körperlichen Welt waren von solchen Schmerzen begleitet gewesen und derart bedrohlich für meine Substanz, dass ich mich kaum noch daran erinnerte, aber eins hatte ich nicht vergessen, nämlich wie entsetzlich schwach ich gewesen war! Dass ich – der ich die Magier von Nimrud das Fürchten gelehrt, die Barbarenküste in Brand gesteckt und mit meinen Erzfeinden Ammet, Koh und Jabor kurzen Prozess gemacht hatte – dass ich, ebenjener Bartimäus, gezwungen war, als jämmerlicher Frosch um mein Leben zu hüpfen, und einem gekauften Killer-Reiher nicht mal mehr die kleinste Detonation entgegenschleudern konnte.
    Während des ganzen Debakels war ich dem Tod zu nahe gewesen, um gerechten Zorn zu empfinden, jetzt aber schäumte ich vor Wut.
    Ich konnte mich undeutlich entsinnen, wie mein Herr mich entlassen hatte. Wahrscheinlich war ihm die Sauerei zuwider, die ich auf dem Fliesenboden angerichtet hatte, oder er hatte sich für seinen hinfälligen Diener geschämt, jedenfalls hatte er sich offenbar im Handumdrehen anders besonnen.
    Na schön. Ich war fertig mit ihm. Dann krepierten wir eben alle beide. Ich hatte keine Hemmungen mehr, seinen Namen auszuposaunen, komme, was da wolle. Ich hatte nur noch einen Wunsch, nämlich ihn leiden zu sehen.
    Außerdem würde ich nie wieder als armselige Amphibie auftreten!
    Obwohl ich erst seit ein paar Stunden dort war, hatte der Andere Ort wahre Wunder gewirkt. Zumindest hatte ich neue Kraft tanken können. Die würde zwar nicht lange vorhalten, aber ich würde sie wohl überlegt einsetzen.
    Als ich mich materialisierte, verdichtete ich, was von meiner Substanz noch übrig war, zu einer Gestalt, die meine Gefühlslage unmissverständlich widerspiegelte – soll heißen, ein Dämon mit mächtigen Hörnern, Muskeln wie reife Melonen und reihenweise Zähnen. Das volle Programm. Ich hatte so ziemlich alles aufgefahren: Schwefelgestank, gespaltener Schwanz, Flügel, Hufe, Klauen, sogar ein paar peitschende Fangarme. Augen wie glühende Kohlen, Haut wie erkaltende Lava. Nicht besonders originell, aber als Absichtserklärung allemal ausreichend. Dazu erschien ich mit einem Donnerschlag, der Tote aufgeweckt hätte, gefolgt von gierigem Geheul, wie es die Schakale des Anubis ausstießen, wenn sie um die Königsgräber von Memphis strichen, nur ein bisschen länger und lauter, ein schauriges, unirdisch lang gezogenes Jaulen.
    Ich war gerade richtig in Fahrt gekommen, als mein Blick auf das benachbarte Pentagramm fiel. Das markerschütternde Geheul gerann zu einem zittrigen Gurgeln, das ein paar Oktaven anstieg und mit einem überschnappenden, falsettartigen, fragenden Quieken erstarb. Der Dämon, der sich eben noch dräuend aufbäumen und dabei die ledrigen Schwingen spreizen und mit den Fangarmen um sich schlagen wollte, hielt mit rausgestrecktem Hintern verdutzt inne. Die Schwingen erschlafften, die Fangarme wurden schlapp. Aus der Schwefelwolke wurde ein zaghaftes Blubbern, das sich diskret hinter meine Hufe verzog.
    Ich starrte mein Gegenüber ungläubig an.
    »Ist ja gut«, sagte das Mädchen patzig. »Was machst du für ein dummes Gesicht? Hat dich noch nie eine Frau beschworen?«
    Der Dämon nahm den kräftigen Finger zu Hilfe und rückte sich die Kinnlade zurecht. »Schon, aber…«
    »Nichts aber. Hör schon mit dem albernen Brimborium auf.«
    Der Dämon ließ seine auf den Schwanz abgestimmte gespaltene Zunge vorschnellen und leckte sich die Lippen. »Aber… aber… warte doch mal!«
    »Was soll das überhaupt darstellen?«, fuhr sie fort. »Der Krach! Der Gestank! Die ganzen Falten und Warzen und so weiter? Wem willst du damit was beweisen?« Sie musterte mich argwöhnisch. »Wovon willst du damit ablenken?«
    »Hör mal«, fing ich an, »das hier ist eine altehrwürdige, bewährte Erscheinungsform und…«
    »Altehrwürdig, dass ich nicht lache. Wo hast du deine Klamotten gelassen?«
    »Klamotten?«, fragte ich matt. »Zu dieser Erscheinungsform gehören keine.«
    »Du hättest wenigstens Shorts überziehen können. So bist du jedenfalls nicht salonfähig.«
    »Ich weiß nicht, ob Shorts zu den Flügeln passen würden…«, erwiderte der Dämon nachdenklich, dann blinzelte er. »Schluss mit dem Quatsch!«
    »Dann eben eine Lederhose. Die passt ausgezeichnet zu deiner Haut.«
    Ich hatte einige Mühe, mich zusammenzureißen. »Jetzt

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