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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Sie haben es doch selbst gehört, er ist ein Aufwiegler, eine Gefahr für unser Land. Außerdem will ich ihm nichts Böses. Er hilft mir lediglich bei einem kleinen Experiment. Aufgepasst!« Er nahm eine theatralische Pose ein und ließ die Finger spielen, als wollte er ein Orchester dirigieren.
    Mandrake trat vor. »Ich bestehe darauf, dass Sie…«
    »Vorsicht, John. Sie wissen ja wohl, ab wann eine Beschwörung im Gange ist«, und schon ratterte Makepeace eine Formel herunter. Das Licht verdunkelte sich, ein unsichtbarer Luftzug ließ die Kerzen flackern, im übernächsten Zimmer schepperte die Eisentür. Mandrake wich zurück und hob unwillkürlich den Stecher, den er immer noch in der Hand hielt. Automatisch lauschte er den Worten, es war Latein, eine gängige Beschwörung, die üblichen Floskeln. Der Name des Dämons, Borello… Aber halt, was hatte das zu bedeuten? In corpus viri… in das Gefäß dort drüben… gehorche dem Gefäß… Das war ihm neu.
    Die befremdliche Beschwörung war zu Ende. Mandrakes Blick schwenkte zu dem Stuhl hinüber, über dem man etwas Dunkles wabern sah. Schon war es wieder verschwunden. Der Mann auf dem Stuhl wand sich wie bei einem Anfall. Mandrake wartete. Der Luftzug legte sich, die Glühbirne flackerte ein letztes Mal. Der junge Mann saß reglos und mit geschlossenen Augen da.
    Mr Makepeace ließ die Hände sinken und zwinkerte Mandrake zu. »Und jetzt…«
    Er trat einen Schritt vor. Mandrake schnappte nach Luft und brüllte: »Stehen bleiben! Sind Sie verrückt? Der Dämon ist noch da! Es ist Selbstmord, wenn Sie…«
    Träge und geschmeidig wie eine schläfrige Katze, wechselte Makepeace von seinem Bannkreis in den benachbarten. Nichts geschah. Schmunzelnd zog er den Knebel wieder heraus und tätschelte dem Gefangenen sanft die Wange. »Aufwachen, Mr Drew! Jetzt wird nicht mehr geschlafen!«
    Der junge Mann räkelte sich, stemmte sich mit Händen und Füßen gegen die Fesseln. Er schlug die Augen auf und blickte die beiden Zauberer benommen an. Er schien nicht recht zu wissen, wo er war. Mandrake war wider Willen fasziniert und ging näher heran.
    »Halten Sie den Stecher griffbereit«, befahl Makepeace, »nur für alle Fälle.« Dann beugte er sich wieder vor und fragte liebenswürdig: »Wie heißt du, mein Freund?«
    »Nicholas Drew.«
    »Ist das dein einziger Name? Denk gut nach. Hast du vielleicht noch einen anderen?«
    Pause. Der Mann runzelte angestrengt die Stirn. »Doch… hab ich.«
    »Und wie lautet er?«
    »Borello.«
    »Ausgezeichnet. Erzähl doch mal, was du von Beruf bist, Nicholas.«
    »Fabrikarbeiter.«
    »Und was ist ein Schrumpffeuer und wann wendet man es an?«
    Das Stirnrunzeln machte einer gelangweilten, selbstsicheren Miene Platz. »Das ist die Strafe, wenn unsereins ungehorsam ist und einen Auftrag absichtlich verkehrt oder gar nicht ausführt. Dann setzt man unsere Substanz dem Brenner aus. Oh, davor fürchten wir uns sehr!«
    »Sehr gut. Vielen Dank.« Mr Makepeace wandte sich ab, sprang gelenkig über die Kreidestriche und baute sich vor seinem Freund auf, der ihn fassungslos anstierte. »Na, wie finden Sie das, mein Junge? Ist das nicht aufregend?«
    »Ich weiß nicht. Es ist ein… guter Trick.«
    »Es ist kein Trick! Der Dämon hat sich in dem Burschen eingenistet und sitzt dort genauso fest wie in einem Pentagramm! Haben Sie nicht zugehört? Jetzt hat der Kerl Zugriff auf alles, was der Dämon weiß. Plötzlich kennt er sich mit dem Schrumpffeuer aus, obwohl er eben noch keinen blassen Schimmer davon hatte. Überlegen Sie bloß mal, was das für Vorteile…«
    Mandrake wiegte den Kopf. »Moralisch betrachtet ist ein solches Vorgehen zweifelhaft. Der Bursche ist nicht freiwillig hier. Außerdem ist er ein Gewöhnlicher und kann mit dem Wissen des Dämons nicht viel anfangen.«
    »Aha! Scharfsinnig wie immer! Lassen Sie den moralischen Gesichtspunkt mal außer Acht und stellen sich vor…«
    »Was macht er da?« Mandrake betrachtete den Gefangenen, der seine Umgebung erst jetzt wiederzuerkennen schien. Wieder malte sich Unruhe auf seinem Gesicht, er wehrte sich heftig gegen die Fesseln. Er ruckte ein paarmal mit dem Kopf wie ein von Flöhen geplagter Hund.
    Makepeace zuckte die Achseln. »Vielleicht spürt er, dass er einen Dämon im Leib hat. Vielleicht spricht der Dämon mit ihm. Schwer zu sagen. Bei einem Gewöhnlichen habe ich das noch nie ausprobiert.«
    »Etwa bei anderen?«
    »Einmal, ja. Bei einem Freiwilligen. Bei dem hat die

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