Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Zauberer den Hals um, und machte sich an die Arbeit.
Im Lauf der nächsten beiden Stunden füllte sich die Kneipe. Die Gäste saßen um die Tische oder standen am Tresen und unterhielten sich leise. Ein paar Männer schleuderten lustlos Wurfpfeile auf eine Zielscheibe. Kitty zapfte hinterm Tresen gedankenverloren Getränke und blickte kaum hoch, als die Tür aufging und ein Schwall kalter Herbstluft hereindrang.
Als hätte jemand einen Schalter umgelegt oder eine Sicherung herausgedreht, verstummten auf einen Schlag sämtliche Gespräche. Sätze blieben unbeendet, Gläser verharrten auf halbem Weg zum Mund in der Luft, ein paar Gäste wandten die Köpfe. Ein Pfeil bohrte sich in die Wand neben der Zielscheibe, George Fox, der sich schwatzend über einen Tisch gebeugt hatte, richtete sich langsam auf.
In der Tür stand ein junger Mann und schüttelte die Regentropfen von seinem langen schwarzen Mantel.
Kitty erspähte den Neuankömmling zwischen den Köpfen der Gäste am Tresen. Sie ächzte leise, ihre Hand zuckte unwillkürlich, und sie verschüttete den Gin, den sie eben eingegossen hatte.
Der junge Mann zog die Handschuhe aus, fuhr sich mit der schmalen Hand über das kurz geschorene regennasse Haar und sah sich um. »Guten Abend miteinander«, sagte er. »Wo finde ich den Inhaber?«
Schweigen und Füßescharren, George Fox räusperte sich. »Der bin ich.«
»Aha. Hätten Sie wohl einen Augenblick Zeit?« Die Bitte wurde leise, aber nachdrücklich geäußert. Die ganze Aufmachung des jungen Mannes strahlte Autorität aus, der lange Mantel, das schmucke schwarze Jackett, das weiße Rüschenhemd, die glänzenden Halbschuhe. Auf seine Weise war er im Schankraum des »Froschs« genauso ein Fremdkörper wie der gesichtslose Dämon.
Furcht und Feindseligkeit schlugen ihm fast greifbar entgegen. Der junge Mann lächelte. »Natürlich nur wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
George Fox ging zu ihm hinüber. »Was kann ich für Sie tun?«
Der junge Mann war einen halben Kopf kleiner als Mr Fox und deutlich schmächtiger als der stämmige Wirt. »Soweit ich weiß, arbeitet bei Ihnen eine junge Frau. Wie heißt sie?«
Ein paar Gäste am Tresen drehten sich nach Kitty um, die inzwischen mit dem Rücken zum Gläserschrank stand. Gleich neben dem Schrank war die Küchentür, dort konnte sie sich durch den Hinterausgang verdrücken.
Mr Fox blinzelte. »Hm, Sie meinen wahrscheinlich Clara Bell. Sonst gibt’s hier keine junge Frau, seit Peggy weg ist…« Er unterbrach sich und fragte misstrauisch: »Wieso? Wozu wollen Sie das wissen?«
»Arbeitet Clara Bell heute Abend hier?«
George Fox zögerte, worauf der junge Mann nur gewartet zu haben schien. »Gut, dann holen Sie Miss Bell bitte her.« Er blickte in die Runde. Hinter den Gästen am Tresen konnte er Kitty nicht erkennen. Sie schob sich zentimeterweise auf die Küchentür zu.
»Holen Sie Miss Bell her«, wiederholte der junge Mann.
George Fox rührte sich immer noch nicht. Seine Miene war undurchdringlich, sein Blick trotzig. »Wozu soll ich sie holen?«, erwiderte er störrisch. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von ihr?«
»Ich bin es weder gewohnt, meine Anweisungen zu begründen, noch sie zu wiederholen«, entgegnete der junge Mann gelangweilt. »Ich bin im Auftrag der Regierung hier, das dürfte als Begründung ja wohl genügen. Tut mir Leid, ich fürchte, das…«
Ein Mann, der weiter vorn saß, war aufgestanden, zur Tür gelaufen, hatte sie geöffnet und wollte hinausstürmen. Der Zauberer sprach ein Wort und hob die Hand, der Mann wurde unsanft zurückgerissen und krachte neben dem Kamin an die Wand, die Tür schlug so heftig zu, dass der Messingzierrat an den Wänden klirrte.
»Keiner verlässt den Raum, bevor Clara Bell nicht hier ist.« Der junge Mann musterte den am Boden Liegenden verächtlich. »Hören Sie auf zu jammern, Sie haben sich nichts getan.« Er wandte sich wieder an George Fox. »Wird’s bald?«
Kitty stand jetzt direkt vor der Küchentür. Ein Gast nickte ihr unauffällig zu. »Na los«, raunte er. »Hau ab!«
Der junge Mann klopfte mit dem Schuh auf die Fliesen. »Es dürfte Sie nicht überraschen, dass ich in Begleitung bin. Sie haben eine halbe Minute. Wenn das Mädchen dann nicht hier ist, sehe ich mich gezwungen, gewisse Maßnahmen zu ergreifen, und davor kann ich Sie nur warnen.« Er sah auf die Uhr.
George Fox blickte zu Boden, er blickte zur Decke, er ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Er wich den bittenden Blicken
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