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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gebeutelte Kreaturen sausten mit dem Kopf voran abwärts, die Umrisse matschig wie zerlaufende Butter.
    Langsam legte sich die Staubwolke. Wir staken nebeneinander im Boden wie abgebrochene Zähne. Einige dampften still vor sich hin. Unsere Köpfe waren halb im Sand begraben, unsere Beine hingen herum wie welke Blumenstängel.
    Der Hitzeschleier hob sich und durch seine Schwaden schritt der Zauberer, gefolgt von seinem Schatten. Aus der Peitsche zuckten noch kleinere Blitze, knallten leise und verloschen. Sonst war es ringsum totenstill.
    Ich spuckte einen Kieselstein aus. »Ich glaube, er verzeiht uns noch mal, Faquarl«, krächzte ich. »Guck, er lächelt.«
    »Wir stehen auf dem Kopf, Bartimäus.«
    »Ach so.«
    Khaba blieb stehen und schaute auf uns herunter. »So ergeht es meinen Sklaven, wenn sie mir ein Mal nicht gehorchen.«
    Schweigen. Sogar mir fiel darauf keine schlagfertige Antwort ein.
    »Ich will euch zeigen, was ich mit Sklaven mache, die mir ein zweites Mal nicht gehorchen.«
    Er streckte die Hand aus und sprach ein Wort. Ein gleißender kleiner Lichtkreis, heller als die Sonne, schwebte plötzlich über seiner Handfläche. Der Kreis dehnte sich zu einer leuchtenden Kugel aus, die in der hohlen Hand des Zauberers ruhte, ohne sie zu berühren. Die Kugel verfärbte sich dunkel, wie eine Wasserlache, in die Blut sickert.
    In der Kugel erschien ein bewegtes Bild. Ein hilfloses Wesen, blind und von Schmerzen gepeinigt, ganz allein an einem dunklen Ort.
    Stumm und auf dem Kopf stehend betrachteten wir die entstellte Gestalt, betrachteten sie lange.
    »Erkennt ihr ihn?«, fragte der Zauberer. »Er ist ein Dämon wie ihr, zumindest war er das mal. Auch er kannte einst die Freiheit. Vielleicht kam er wie ihr auf den Gedanken, mir meine Zeit zu stehlen und sich meinen Aufträgen zu verweigern. Ich weiß es nicht mehr, denn er fristet schon viele Jahre sein Dasein in dem Verlies unter meinem Turm, und wahrscheinlich kann auch er sich nicht mehr richtig daran erinnern. Ab und zu kitzle ich ihn ein bisschen, damit er nicht vergisst, dass er noch am Leben ist, ansonsten überlasse ich ihn seinem Elend.« Die großen feuchten Augen schauten in die Runde, der Tonfall des Zauberers war wieder ganz gelassen. »Wenn einer von euch ihm nacheifern möchte, braucht er mich nur noch ein weiteres Mal zu ärgern. Wenn nicht, macht ihr euch jetzt am besten an die Arbeit und grabt und meißelt, wie es Salomo befohlen hat… und betet, falls euch das gegeben ist, dass ich euch irgendwann gestatte, diese Welt wieder zu verlassen.«
    Das Bild in der Kugel verschwand, die Kugel selbst verflüchtigte sich knisternd. Der Zauberer wandte sich um und ging zum Palast hinüber. Sein langer schwarzer Schatten tanzte hinter ihm her.
    Keiner von uns sagte etwas. Einer nach dem anderen kippte zur Seite und plumpste in den Sand.
     

Asmira
     
    8
     
    N ördlich von Saba erstreckte sich die Wüste Arabiens Tausende Meilen weit, eine uferlose, staubtrockene, von kahlen Hügeln durchzogene Sandfläche, die nach Westen hin ans Rote Meer grenzte. Im fernen Nordwesten, wo die Arabische Halbinsel an Ägypten stieß und das Rote Meer im Golf von Akaba auslief, lag der Handelshafen Eilat, von alters her ein Knotenpunkt, an dem Straßen, Waren und Menschen aufeinandertrafen. Um von Saba nach Eilat zu gelangen, wo man in den alten Basaren gute Geschäfte machen konnte, nahmen die Weihrauchhändler eine umständliche Route zwischen Wüste und Meer, die sich durch zahlreiche winzige Königreiche wand, wo sie Zoll entrichten und sich der Angriffe von Bergstämmen und deren Dschinn erwehren mussten. Wenn alles gut ging, die Kamele bei Kräften blieben und die Karawane von schlimmeren Plünderungen verschont blieb, trafen die Händler nach sechs oder sieben Wochen im Zustand beträchtlicher Erschöpfung in Eilat ein.
    Die Erste Wächterin Asmira bewältigte die Strecke eingeschlossen in einer wirbelnden Sandhose über Nacht.
    Außerhalb des Hermetischen Mantels fegte der Sandsturm heulend durch die Dunkelheit. Asmira bekam nichts davon mit. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen, die Augen fest geschlossen und gab sich Mühe, nicht auf die Stimmen zu achten, die immer wieder ihren Namen kreischten. Diese Rufe waren eine reine Provokation der Wesenheit, die Asmira durch die Luft trug, ansonsten bewährte sich der Bann der Priesterinnen. Der Geist ließ Asmira weder fallen, noch zerquetschte er sie oder riss sie in Stücke. Er beförderte sie unversehrt

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