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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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an. In seinen sanften Augen flackerte es mit einem Mal und Asmira erschrak. Dann erlosch das Flackern und der Zauberer sagte lachend: »Mein guter Hiram, wollt Ihr etwa mein Urteilsvermögen anzweifeln?«
    Es wurde still. Hiram hielt Khabas Blick stand und spuckte einen Olivenkern auf den Tisch. »Allerdings.«
    »Tatsache ist«, sagte Khaba, »dass ich den König ebenso gut kenne wie Ihr. Wir wissen alle, wie er sich gerade über Kleinigkeiten freut. Nun, ich werde mich mit einem kleinen Mitbringsel bei ihm einschmeicheln, einer Kuriosität für seine Sammlung. Ich habe sie sogar dabei. Hübsch, nicht wahr?«
    Er stellte eine bauchige, mit kleinen Blumen verzierte Flasche aus Bergkristall auf den Tisch. Der Flaschenhals war mit einem Bleiklumpen versiegelt, hinter den geschliffenen Facetten tanzten bunte Lichter und Schlieren.
    Einer der Zauberer nahm die Flasche in die Hand und betrachtete sie interessiert, ehe er sie weiterreichte. »Der hat ja völlig die Gestalt verloren. Ist das normal?«
    »Vielleicht ist er noch bewusstlos. Er hat sich der Einkerkerung widersetzt.«
    Die Bezopfte drehte die Flasche hin und her. »Ist er flüssig oder dampfförmig? Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass man solche boshaften, widernatürlichen Geschöpfe auf diese Weise kleinkriegen kann!«
    Als der Wesir die Flasche entgegennahm, schrak die grünäugige Maus zurück und schlug die Pfotchen vors Gesicht. »Wirklich ein reizvolles Stück«, räumte Hiram widerstrebend ein. »Mit den flackernden Lichtern innen drin sieht es immer wieder anders aus.«
    Die Flasche machte die Runde und landete wieder bei Khaba, der sie vor sich hinstellte. Asmira streckte die Hand danach aus. Die kalte Kristalloberfläche bebte unter ihrer Berührung. Verwundert fragte sie: »Was ist denn da drin?«
    »Das, meine Liebe«, erwiderte Khaba belustigt, »ist ein Flaschendschinn der vierten Kategorie. Er bleibt so lange eingesperrt, wie es Salomo beliebt.«
    »Etwas genauer, bitte«, sagte die Bezopfte. »Welcher Dschinn ist es?«
    »Bartimäus von Uruk.«
    Asmira fuhr zusammen und wollte etwas einwenden, doch ihr fiel ein, dass Khaba nicht wusste, dass sie den Namen des Dschinns kannte. Hoffentlich war der Zauberer so betrunken, dass er nichts gemerkt hatte.
    Anscheinend kannten die anderen den Namen ebenfalls. Allgemeine Zustimmung wurde laut.
    »Großartig! Das würde Ezechiel bestimmt freuen, wo immer er jetzt auch sein mag.«
    »Das Nilpferd? Bravo, Khaba. Über dieses Geschenk freut sich Salomo garantiert.«
    Asmira fragte unschuldig: »Ihr habt einen Geist in die Flasche gebannt? Ist das nicht grausam?«
    Daraufhin brachen sämtliche Zauberer, ob alt oder jung, Mann oder Frau, in schallendes Gelächter aus. Khaba lachte am lautesten. Dann blickte er Asmira mit blutunterlaufenen, vom Trinken getrübten Augen an und sagte verächtlich: »Grausam? Das ist ein Widerspruch in sich – es geht hier schließlich um einen Dämon! Zerbrecht Euch nicht das hübsche Köpfchen darüber. Er war eine Nervensäge, niemand wird ihn vermissen. Außerdem kommt er ja irgendwann wieder frei… so in hundert oder zweihundert Jahren.«
    Dann wandte man sich anderen Themen zu: der Erkrankung des Zauberers Ruben, den Aufräumarbeiten in Ezechiels Turm und der zunehmenden Zurückgezogenheit des Königs. Offenbar zeigte sich Salomo, die regelmäßigen Audienzen ausgenommen, immer seltener im Palast. Sogar der Wesir Hiram wurde nur noch zu bestimmten Zeiten vorgelassen. Salomos Hauptinteresse schien dem Tempelbau zu gelten, davon abgesehen blieb er der Öffentlichkeit fern.
    Er kümmerte sich in letzter Zeit kaum noch um seine Zauberer, nur bei den Audienzen erteilte er ihnen Befehle, die sie verärgert befolgten.
    »Deine Banditenjagd in der Wüste war noch harmlos, Khaba! Ich muss morgen nach Damaskus reisen und meine Dschinn zum Aufbau der eingestürzten Stadtmauer abstellen.«
    »Ich soll nach Petra, Kornspeicher bauen…«
    »Ich muss so ein blödes Dorf in Kanaan bewässern…«
    »Dieser verflixte Ring! Salomo glaubt, er kann uns nach Lust und Laune herumkommandieren! Am liebsten würde ich…«
    Asmira achtete nicht auf das Genörgel um sie herum. Sie drehte die Flasche versonnen hin und her. Wie leicht sie war! Wie seltsam ihr Inhalt! Hinter der geschliffenen Wand schwebten leuchtende Farbtupfer wie Blütenblätter, die vom Wind über einen See geweht wurden. Asmira dachte an den Dschinn mit den melancholischen Augen, der schweigend neben ihr in der

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