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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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die parallel zum Rhein verlief, waren sie am Rand eines Waldes entlang geritten. Er war dunkler und dichter als alle Wälder, die Tony je gesehen hatte. Der Himmel war bedeckt, und es war bedeutend kälter als am Tag davor. In der Nacht hatte es auch wieder Frost gegeben. Das drückte zwar die Stimmung, aber wenigstens war der Boden wieder fest. Heute hielten sie auch die ganze Zeit über ihre Speere wurfbereit in der Hand. Angeblich gab es hier Bären, Auerochsen und Wildschweine.
    „Auf unserer Seite sind die Bären fast ausgerottet“, sagte Severus.
    „Warum das?“
    „Weil sie für die Arena mit Fallen gejagt werden.“
    „Für welche Arena?“
    „Die nächste ist in der Colonia Agrippinensium. Aber die Bären werden ins gesamte Imperium verschickt.“
    „Die Armen.“
    Severus zuckte mit den Schultern. „Es sind Tiere.“
    „Trotzdem.“
    Ildiger hatte unrecht. Auch die Römer waren nicht wirklich zivilisiert.
    „Übrigens, Bassus lehnt es grundsätzlich ab, in die Arena zu gehen. Er findet es eines Menschen unwürdig, sich solche Spektakel anzusehen“, fügte Severus hinzu.
    Bassus!
    Endlich erreichten sie ein Dorf. Nachdem auch hier die Geschäfte erledigt waren, lud der Besitzer des größten Hauses sie ein und tischte ihnen Brot, kaltes Fleisch und Met auf. Fast die gesamte Bevölkerung des Dorfes setzte sich dazu. Ildiger unterhielt alle mit Anekdoten von der anderen Seite des Rheins. Dabei ahmte er Stimmen und Gesten so gut nach, dass die Menschen Tränen lachten. Selbst Tony musste lachen, obwohl er überhaupt nichts verstand. Ildiger hätte im Fernsehen problemlos Karriere als Stand-up-Comedian machen können.
    Ein ähnlich talentierter Dorfbewohner begann ebenfalls zu erzählen. Und immer wieder wurde Met nachgeschenkt, ob man wollte oder nicht. Als sie Stunden später sturzbetrunken wieder aus dem Haus taumelten, war der Nachmittag bereits weit fortgeschritten.
    „Ist es denn eine gute Idee, jetzt noch weiterzureisen?“, fragte Tony.
    „Wir müssen“, erklärte Severus, „im nächsten Dorf ist unser Nachtquartier. Dort wohnt nämlich Baudio.“
    „Es war ja nett von Ildiger, die Leute so zu unterhalten. Aber es wäre sicher besser gewesen, wenn wir gleich weiter gezogen wären.“
    „Oh nein. Dieser Aufenthalt hat sich gelohnt. Wir haben etwas Neues erfahren.“
    Doch mehr gab Severus im Moment nicht preis. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, das Geschirr wieder sicher auf dem Wagen zu verpacken. Aufreizend langsam legte er Strohbüschel zwischen die einzelnen Teile und rüttelte dann an den Körben, um sicher zu gehen, dass das Geschirr das Geruckel auf dem Wagen gut überstehen würde.
    Tony wollte ihn gerade antreiben, als er bemerkte, dass Severus während dieser Tätigkeit Ildiger und Baudio genau beobachtete. Die beiden Germanen scherzten immer noch mit den Dorfbewohnern.
    „Verstehst du denn, was sie sagen?“
    Severus sah ihn verwundert an. „Natürlich. Schließlich lebe ich in Germania und bin mit einer Germanin verheiratet.“
    „Aber Marcia spricht doch fließend Latein.“
    „Ich habe immer die Sprache der Menschen gelernt, unter denen ich längere Zeit gelebt habe.“
    In diesem Moment verabschiedeten sich Baudio und Ildiger endlich.
    Tony musste unbedingt Germanisch lernen.
     
    Erst als vom Dorf nichts mehr zu sehen war, tauschten sie sich über das Gehörte aus.
    „Es muss nichts mit Bassus zu tun haben“, sagte Severus, „aber wir haben erfahren, dass nach einem ausgebrochenen Gefangenen gesucht wird.“
    Tony wagte nicht zu hoffen. „Haben sie auch erzählt, dass es sich dabei um einen römischen Reiter handelt?“
    Baudio mischte sich ein. „Falls es tatsächlich Bassus ist, haben sie es besonders schlau angestellt. Sie haben nämlich verbreiten lassen, dass er ein gefährlicher Verrückter ist, der sich manchmal als römischer Soldat ausgibt.“
    „Das ist er!“, rief Tony aus.
    „Vielleicht“, dämpfte Baudio.
    Grimmig sagte Severus: „Sie raten, den Mann nicht einzufangen, sondern ihn sofort zu töten.“ 
    „Wie kann Bassus unter diesen Umständen überleben?“, fragte Tony verzweifelt. „Es ist Winter. Wer würde ihm zu essen geben oder eine Unterkunft?“
    „Ein Kundschafter weiß, was er unter solchen Umständen zu tun hat“, erklärte Severus. „Er hat gelernt, wie man Waffen und Fallen herstellt, um Tiere zu jagen. Und er weiß, wie man seine äußere Erscheinung verändert.“
    „Aber was, wenn er verletzt ist? Oder Fieber

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