Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
Vom Netzwerk:
Er lief auf dem Wasser. Wieder schien der Mond hell. Und wieder lief neben ihm eine in Licht getauchte Gestalt, deren Gesichtszüge er nicht erkennen konnte.
    Als er aufwachte, saß Bassus neben seinem Bett und las. 
    Dem Stand der Sonne nach war es früher Nachmittag. Tony schnellte hoch.
    „Verdammt, warum weckt mich denn nie jemand? Hat sich denn die ganze Welt verschworen?“
    Bassus grinste. „Ich glaube, ich habe dir dadurch noch einen Tag Aufschub gewährt.“
    „Aufschub?“
    „Auf dem Weg in die Thermen habe ich bei Kallisto vorbeigeschaut. Sie erklärte gerade einer spitznasigen älteren Dame mit einem verängstigten Ehemann, dass einer ihrer jungen Assistenten sie heute operieren würde.“
    Tony stöhnte auf. „Oh, nein! Ist Kallisto jetzt böse auf mich?“
    „Keine Ahnung. Wenn, dann hat sie es gut verborgen. Du wirst deine Chance also sicher noch bekommen. Außerdem hat sie mich für heute Abend zum Essen eingeladen.“
    „Nur dich? Nicht uns beide?“
    „Dich sieht sie ja jeden Tag.“
    Bassus tat, als lese er weiter.
    „Du solltest heute Abend auf dich aufpassen. Sie steht nämlich auf durchtrainierte Männer mit breiten Schultern.“
    „Tatsächlich?“
    „Und sie ist sehr energisch.“
    „Was meinst du damit?“
    „Nun, sie lähmt ihre Beute, und dann sticht sie zu.“
    „Ich werde mich in Acht nehmen.“
    „Andererseits …“
    „Ja?“
    „Ich glaube, sie hätte kein Problem mit einem One-Night-Stand.“
    „Was ist das denn?“
    „Englisch. Eine Sprache der Zukunft.“
    „Ich verstehe. Und was ist das nun, ein One-Night-Stand?“ Bassus hatte den Ausdruck in perfektem Englisch wiederholt.
    „Wow, du bist wirklich sprachbegabt.“
    „Danke“, erwiderte Bassus lächelnd, „vergiss nicht, dass ich einer der besten Kundschafter des Imperiums bin. Also, worum handelt es sich dabei?“
    „Es bedeutet, eine heiße Nacht mit jemandem zu verbringen, aber ohne ernsthaftere Absichten.“
    Bassus dachte nach.
    „Ich glaube, ich bin kein Mann für einen One-Night-Stand“, meinte er schließlich.
    „Na, dann viel Glück heute Abend.“
     
    Die Nacht schritt voran. Bassus war noch immer nicht zurück. Tony war hellwach. Wahrscheinlich lag es daran, dass er am Vormittag so lange geschlafen hatte.
    Wie immer, wenn ihn nichts ablenkte, dachte er an Flavia. Und sofort kam die Sorge um sie wieder. Bassus hatte nach seiner Rettung berichtet, dass es Audica darum gegangen war, alles über Marcia und Severus und das Leben auf dem Gut zu erfahren. Aber am meisten hätte er sich für Flavia interessiert. Ihr hatte sein besonderer Hass gegolten. Er ärgerte sich vor allem darüber, dass Flavia wie ihre Mutter ihren germanischen Namen abgelegt und stattdessen den Namen von Flavius Severus angenommen hatte, was sonst nur bei leiblichen Töchtern üblich war.
    Selbstverständlich hatte Severus die Sicherheitsvorkehrungen des Gutes verstärkt. Doch vollkommene Sicherheit gab es nie. Wenn es jemand darauf anlegte, konnte er immer eine Schwachstelle finden und zuschlagen. Außerdem war es Severus bisher noch nicht gelungen herauszufinden, wer aus seiner Umgebung Informationen an Audica weitergab.
    Aber was genau plante Audica eigentlich? Das war auch Bassus nie klar geworden. Natürlich suchten alle Einheiten der römischen Armee auf der linken Seite des Rheins und ihre germanischen Verbündeten auf der rechten Seite nach Audica, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Und auch Perpenna war verschwunden. Es war ihm wohl klar geworden, dass er als Mitverschwörer Audicas galt und seinen Kopf diesmal nicht mehr aus der Schlinge ziehen konnte.
    Endlich!  Bassus betrat leise das Zimmer. Eine ungewohnte Wolke von Wein- und Parfümdüften schlug Tony entgegen. Das hatte er bei Bassus noch nie erlebt.
    „Ich bin noch wach.“
    „Schlafe!“
    „Ich kann nicht schlafen. Erzähl mir lieber, wie es war.“
    „Da gibt es nichts zu erzählen.“
    Bassus plumpste auf sein Bett. Auch das war ungewöhnlich.
    „Kann es sein, dass du etwas betrunken bist?“
    Bassus stöhnte. „Sie hat mir immer wieder unverdünnten Wein nachgeschenkt.“
    „Und der Parfümgeruch?“
    „Ich rieche auch nach Parfüm?“
    „Und wie.“
    „Oh Jupiter!“
    „Bist du immer noch kein Mann für einen One-Night-Stand?“
    Es dauerte, bis Bassus kleinlaut antwortete: „So etwas ist mir noch nie passiert.“
    „Was hat sie denn mit dir gemacht?“
    Wieder stöhnte Bassus. „Dinge, für die du noch zu jung bist.“
    „So

Weitere Kostenlose Bücher