Bassus (German Edition)
wir einfach davon aus, dass es ihm gut geht“, sagte Bassus.
Hoffentlich war es so.
Bevor Lauba ihre Schüsseln füllte, reichte Maius Bassus einen Brief.
„Er kam vor wenigen Tagen. Weil wir wussten, dass ihr bald da sein werdet, haben wir ihn nicht nachgeschickt.“
Ohne ihn zu öffnen, reichte Bassus ihn weiter. Tony las den Absender. Aus Rom! Von Micon! Er erbrach das Siegel und las vor:
„Verehrter Flavius Bassus, lieber Tony!
Herzliche Grüße aus Rom. Ich hege die Hoffnung, dass mein Brief euch beide wieder vereint in der vertrauten Wohnung vorfindet.
Ich habe eine schwere Zeit hinter mir, aber das ist jetzt vergessen. Es ist mir gelungen, eine meiner Töchter freizukaufen. Mit ihr lebe ich nun in einem ziemlich verrufenen Stadtteil im Süden. Aber das ist uns egal, denn der Besitzer des Hauses hat mich als Hausmeister und Mieteintreiber eingestellt. Und das bedeutet, dass wir hier umsonst wohnen können.“
Tony sah Bassus an. Dann drückte er den Brief an seine Brust. Dinge konnten im Leben tatsächlich gut ausgehen. Sogar mehrmals hintereinander.
„Wird es jetzt so bleiben?“, fragte er Bassus später in ihrer Wohnung.
„Was?“
„Dass keine schrecklichen Dinge mehr geschehen? Dass wir nicht mehr dauernd um unsere Freiheit, unser Leben oder das der Menschen, die wir lieben, fürchten müssen?“
Bassus zögerte.
„Ich verstehe. Dann möchte ich einfach nur, dass das Schöne wenigstens noch ein bisschen andauert.“
Am nächsten Morgen schlugen ihnen die Wachsoldaten an der Porta Praetoria auf die Schultern.
Kaum hatten sie den dunklen Torbogen durchschritten und die rechtwinkelige Welt des Lagers mit ihren schnurgeraden Straßen und eisernen Regeln betreten, sagte Bassus verwundert: „Ich fasse es nicht! Ich fühle mich, als käme ich nach Hause.“
Tony grinste. „Mir geht es genauso.“
Im Valetudinarium taten alle so, als wäre er nur kurz weg gewesen. Wackeron bat ihn sofort, nach einem Soldaten zu sehen, der ein verletztes Auge hatte. Es sah schlimm aus, aber nachdem Tony es genauer untersucht hatte, wusste er, dass es wieder heilen würde. Er behandelte es mit einer der Salben, die Kallisto ihm zum Abschied geschenkt hatte, und legte einen Verband an, ganz so, wie sie es ihn gelehrt hatte.
Morvran roch an der Salbe. „Hat sie dir auch das genaue Rezept verraten?“, fragte er.
„Hat sie. Keine Sorge. Ich habe eine ganze Sammlung von Rezepten für Augensalben.“
„Hast du sie dabei?“
Tony griff in seine Umhängetasche. „Hier.“ Lächelnd reichte er Morvran eine Schriftrolle.
Wackeron winkte ihn zu sich heran. „Und jetzt sag mir, wie geht es Bassus?“
„Ich glaube, es ging ihm noch nie so gut.“
„Das freut mich. Und wie kommt ihr miteinander aus?“
Tony überlegte einen Moment. „Er ist mein Vater“, sagte er schließlich.
Wackeron lächelte. „Dann ist es gut.“
Einige Wochen später stand Tony unschlüssig vor dem Valetudinarium und beobachtete das abendliche Treiben im Lager. Es war hektischer als sonst, denn morgen begannen die Feierlichkeiten zum Fest des Oktoberpferdes. Der erste Tag wurde nur von der Ala innerhalb des Kastells gefeiert, der zweite gemeinsam mit der Bevölkerung. Bei Bassus würde es heute deshalb wieder später werden. Fabius Pudens drillte seine Turma schon seit Tagen für das Fest.
Auch die Ärzte würden morgen mit ihren Pferden dabei sein. Sie durften sich jedoch etwas abseits halten.
„Sollten wir nicht trotzdem ein bisschen üben?“, hatte Tony Wackeron am Nachmittag gefragt.
„Nicht nötig. Wir setzen uns auf unsere Pferde und folgen einfach dem Soldaten, der uns in den Principia an die richtige Stelle bringt. Mehr wird von uns nicht verlangt. Es ist immer dasselbe Ritual.“
„Aber den Eid auf den Imperator müssen wir dann mitsprechen?“
„Du noch nicht, aber Morvran und ich schon.“
Aber eigentlich war Tony auf den Tag danach fixiert. Da würde nämlich die Familie von Severus zu den Feierlichkeiten kommen. Und Flavia!
Er ging zu den Ställen. Zu seiner Überraschung fand er dort Teres vor, der bereits gestriegelt war und gerade seinen Stirnzopf neu geflochten bekam.
„Julia ist auf der Weide, wir holen sie gleich“, erklärte der Calo und band eine rote Schleife in den Zopf.
Das war in Ordnung. Es war Sommer, und den ganzen Tag allein im Stall zu stehen, während die anderen Pferde mit ihren Reitern trainierten, war sicher langweilig.
Ein anderer Calo betrat Julias leere Box
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