Bassus (German Edition)
schlimm?“
„Ich habe jedenfalls einiges gelernt heute Nacht.“
Plötzlich prusteten sie beide los und konnten nicht mehr aufhören. Tony wurde von so heftigen Lachkrämpfen geschüttelt, dass ihm Tränen über das Gesicht liefen.
Eines Tages musste er Bassus erklären, was vierzehnjährige Jungs in seiner Zeit dank Internet schon so alles wussten.
Kurz bevor er einschlief, kam ihm noch ein Gedanke: Er hatte heute zum ersten Mal in seinem Leben von Herzen gelacht.
„Ich hätte das nicht besser gekonnt. Ich wusste es!“
Tony hatte operiert.
Kallisto strahlte. Ihre Assistentin trug Salbe und Wolle auf das frisch operierte Auge der Frau auf und wickelte um beide Augen einen Verband.
„Wenn es keine Komplikationen gibt, kommt ihr in sieben Tagen wieder. Bis dahin müsste alles verheilt sein.“
Der Ehemann nickte bedrückt und führte seine Frau hinaus. Die Frau war für heute ihre letzte Patientin gewesen.
Als die beiden gegangen waren, sagte Kallisto: „Er hat Angst davor, dass sie bald wieder sehen kann. Der Arme.“
Tony hatte den Eindruck, dass Kallistos Augen heute noch mehr strahlten als sonst. Sie hob ihre Arme, verschränkte sie im Nacken und streckte sich.
„Komm, lass uns etwas essen“, schlug sie vor.
Tony folgte ihr in den Wohnteil. Dort klatschte sie in die Hände. Ihr zehnjähriges Sklavenmädchen erschien mit einem Tablett voller Brot, Käse und Früchten und stellte alles auf dem Tisch ab. Danach lief es wieder hinaus und kam mit zwei Tellern und Gläsern zurück. Karaffen mit Wasser und verdünntem Wein standen bereits da. Kallisto legte sich auf eines der Sofas und klopfte auf den Platz neben sich. Zögernd setzte sich Tony. Sie lächelte.
„Greif zu.“
Er hatte nach der Anstrengung der Operation tatsächlich großen Hunger und bediente sich. Kallisto betrachtete ihn.
„Du hast dieselben dunklen Augen und breiten Schultern wie dein Vater. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass du sein leiblicher Sohn bist.“
Bassus hatte ihr also nichts gesagt. Aber ihre Bemerkung zeigte, wie aufmerksam sie war. Denn in Aquae Granni hielt jeder ihn für den leiblichen Sohn von Flavius Bassus. Und das störte Tony nicht im Geringsten.
„Du hast recht. Er hat mich adoptiert.“
Sie lächelte kurz und wurde wieder ernst.
„Ist dir klar, dass du großes Glück hattest, von einem Mann wie ihm adoptiert zu werden?“
Tony hörte auf zu kauen.
„Ich bin mir dessen immer bewusst.“
Sie sah ihn prüfend an. Dann nickte sie und griff nach einem Stück Käse. „Ich wette, dass euch eine sehr ungewöhnliche Geschichte verbindet.“
„Mhm.“
„Die ihr anderen aber nicht gerne erzählt?“
„Sie ist etwas … persönlich.“
Sie strich ihm über die Schulter, und ihm wurde heiß und kalt. Sicher würde sie jetzt weiter bohren, bis sie alles aus ihm herausgeholt hatte. Aber er irrte sich.
„Ich habe um Soldaten bisher immer einen Bogen gemacht“, sagte sie stattdessen.
Verlegen erwiderte er: „Er ist nicht wie andere Soldaten.“
„Allerdings.“
Kallisto schien vor sich hin zu träumen. Schließlich seufzte sie: „Er ist unglaublich süß.“
Bassus? Er war anscheinend nicht nur das Opfer gewesen, als das er sich ausgegeben hatte. Tony musste ihn noch einmal genauer nach dieser Nacht ausfragen.
Außerdem würde er selbst gerne auch einmal etwas tun, das einen dermaßen entrückten Ausdruck in Flavias Gesicht zauberte. Und sie vielleicht dazu brachte, ihn unglaublich süß zu finden.
Tony fühlte, wie er errötete. Kallisto entging es nicht. Er stammelte eine Entschuldigung und floh.
Er war so aufgewühlt, dass er sich in der Bibliothek nicht hätte konzentrieren können. Deshalb ging er zu den Ställen des Gästehauses und sah nach den Pferden. Teres und sein eigenes Pferd Julia, das sie den Erben eines verstorbenen Reitersoldaten abgekauft hatten, standen einträchtig nebeneinander und fraßen Hafer.
Auch sie wurden hier verwöhnt. Es würde sicher hart werden, wenn sie nächste Woche wieder in Durnomagus waren. Ganz zu schweigen von ihrem nächsten Einsatz.
XII
Maius und Lauba waren überglücklich.
„Ihr braucht heute Abend nicht zu kochen. Kommt nachher einfach herüber und esst bei uns mit.“
„Danke, das werden wir“, sagte Bassus.
Sie betraten ihre Wohnung, und sofort fiel ihr Blick auf Micons Sofa.
„Gehen
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