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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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können, wenn ihm dieser Wunsch versagt bliebe. Aber allmählich hatte er sich in sein Schicksal ergeben. Er hatte gelernt, sein Leben nicht so wichtig nehmen. Schon unzählig viele Menschen hatten auf dieser Erde gelebt, an die sich niemand mehr erinnerte.
    Es war nichts Besonderes.
    Noch immer konnte er nicht einschlafen. Zum ersten Mal nach langer Zeit stieg die Frage in ihm auf, die er sich früher oft gestellt hatte: Hatte der Druide ihn damals verflucht? War er deshalb unfruchtbar?
    Der Gedanke schmerzte. Er bedeutete, dass der Druide ein grausames Spiel mit ihm gespielt hatte. Denn Bassus hatte ihm geglaubt. Er hatte geglaubt, dass sie tatsächlich Freunde geworden waren. Trotz allem. Trotz der entsetzlichen Dinge, die die Römer getan hatten.
    Aber er hatte sich getäuscht.
    Und dabei konnte er es dem Druiden nicht einmal verdenken, dass er ihn hintergangen hatte. Aber es war bitter.
     
    Der tiefste Wunsch seiner Seele. Was für ein Hohn!
     
    Gut, dass der Junge hier bei Severus bleiben konnte.
     
    Diesmal erwachte Tony früh, zusammen mit den anderen Bewohnern des Hauses. Sofort machte er sich auf die Suche nach Bassus, um mehr über Gwanwyn zu erfahren. Wenn er hören könnte, was damals geschehen war, bekam er vielleicht einen Hinweis darauf, wie er wieder zurückreisen konnte.
    Aber Bassus schien wie vom Erdboden verschwunden. Als Tony schließlich laut nach ihm zu rufen begann, erschien Severus und erklärte, dass Bassus sich zusammen mit Donatus bereits auf den Weg gemacht habe.
    „Wohin?“
    „Zurück ins Castellum Durnomagus, zu ihrer Ala.“
    „Wann kommt er wieder?“
    „Das weiß niemand.“
    „Ungefähr?“
    „Es kann Tage, aber auch Wochen dauern, bis er wieder hier vorbeikommt.“
    Das durfte doch nicht wahr sein.
    „Und was ist mit mir?“
    „Du gehörst jetzt zu meiner Familie.“
    Wie bitte? Verdammt, er wollte keine Familie!
    Severus wandte sich zum Gehen.
    „Severus!“, rief Tony ihm wütend hinterher und sah, wie die kleine Flavia, die gerade von draußen hereinkam, erschocken die Hand vor den Mund hielt.
    Severus drehte sich um. Streng sagte er: „Es wäre mir recht, wenn du mich ab sofort pater nennen würdest“, und eilte davon.
    „Ich soll ihn Vater nennen?“, wiederholte Tony fassungslos.
    Flavia trat zu ihm. „Du stehst jetzt unter seinem Schutz, damit ist er dein pater familias.“
    „Ich brauche keinen pater familias! Und Schutz brauche ich erst recht keinen.“
    Flavia sah ihn verstört an. „Wir alle brauchen Schutz.“
    Tony zwang sich zur Ruhe.
    „Pater familias. Was für Rechte gibt ihm das?“
    „Alle Rechte, selbst über Leben und Tod. Er entscheidet, was gut für uns ist, und wir gehorchen ihm.“
    Er musste sich an der Wand festhalten.
    „Was hast du denn?“, fragte Flavia. Als er nicht antwortete, fügte sie voller Wärme hinzu: „Tony, es ist alles in Ordnung. Du hast jetzt ein Zuhause.“
     
    In den nächsten Tagen hatte er keine Gelegenheit, Severus nach Gwanwyn auszufragen. Der pater familias behandelte ihn wie Luft.
    Um nicht verrückt zu werden, wollte Tony sich auf dem Gut ablenken.
    Bald kannte er jeden Bewohner und jedes Tier. Immer wieder bot er an zu helfen, aber die Sklaven winkten jedes Mal entsetzt ab. Zum Glück hatten sie nichts dagegen, wenn er Fragen stellte, und sie gaben ihm bereitwillig Auskunft.
    So erfuhr Tony zum Beispiel, wie die Pferde ohne Hufeisen laufen konnten. Der Sklave im Stall zeigte ihm, wie er ihre Hufe mit Salben und Teer pflegte.
    „Außerdem sind sie meistens im Freien. Das ist für die Hufe am besten.“
    „Gibt es eigentlich keine größeren Pferde, mit langen Beinen?“
    „Oh doch. Die Garderitter des Imperators haben solche Tiere. Ihr Fell glänzt wie poliertes Ebenholz.“
    „Man hätte einen viel besseren Überblick, wenn man auf einem größeren Tier sitzen könnte.“
    „Schon, aber ansonsten wäre es nicht sehr praktisch. Man kann zum Beispiel nicht einfach aus dem Stand auf so ein Pferd hinaufspringen.“
    Der Sklave klopfte einem der Tiere auf den Rücken. „Außerdem sind diese kleinen Pferde sehr zäh und genügsam. Sie halten alles aus.“ Er verteilte frisches Heu. „Und sie sind klug.“
    „Woran merkt man das?“
    „An den Augen.“
    Tatsächlich? Tony strich dem Pferd, neben dem er gerade stand, die Zottelmähne aus den Augen. Er wäre fast zurückgezuckt, so wach war der Blick, der ihn traf.
    Der Sklave lachte. „Habe ich es nicht gesagt?“
    Tony nickte beeindruckt.
    Der Sklave

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