Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
Vom Netzwerk:
ich bin da“, sagte er resigniert.
    Flavia kroch zu ihm.
    „Wie hast du mich gefunden?“
    Sie lachte. „Das ist kein besonders originelles Versteck.“
    Super. Anscheinend konnte hier jeder seine Gedanken lesen.
    Gleich danach war ihre Fröhlichkeit aber wie weggeblasen.
    „Ich habe schreckliche Angst“, gestand sie.
    „Vorhin wurde jemand zum Decurio von Bassus und Donatus geschickt. Uns kann nichts geschehen.“
    „Zu Fabius Pudens?“
    „Ja, das war der Name.“
    „Hoffentlich schaffen sie es rechtzeitig hierher.“
    „Wie groß ist eigentlich die Ala von Bassus und Donatus, weißt du das zufällig?“
    „Die Ala Noricorum? Natürlich weiß ich das. Mein Vater ist schließlich ein Veteran dieser Ala. In ihr dienen über 500 Reiter.“
    „Und wie viele von ihnen würden uns zu Hilfe kommen?“
    „Wahrscheinlich die gesamte Turma von Fabius Pudens.“
    „Turma?“
    „Das sind 32 Reiter.“
    32. Das waren nicht besonders viele.
    „Falls sie noch rechtzeitig kommen.“
    In Flavias Augen standen plötzlich Tränen.
    „Ich werde dich beschützen“, rutschte es aus ihm heraus.
    Sie strahlte ihn an. „Und Aurelius“, sagte sie, „ihn musst du auch beschützen.“
    Er atmete durch. „Klar, auch Aurelius.“
    Verflixt. Wieso hatte er seine Klappe nicht halten können? Was bedeuteten ihm Flavia und Aurelius schon?
    „Mein Vater war Germane“, sagte sie plötzlich.
    „Was?“ Hatte er richtig gehört?
    Dann nahm er zum ersten Mal bewusst wahr, dass Flavias Augen blau waren und ihre Haare blond. Der kleine Aurelius hingegen war dunkel und sah aus wie ein Klon von Severus.
    „Severus ist nicht dein richtiger Vater?“
    „Natürlich ist er mein richtiger Vater, er hat mich schließlich adoptiert.“
    „Du magst Severus?“, fragte Tony ungläubig.
    „Er ist der beste Vater der Welt.“
    „Hm.“
    Flavia starrte auf die Holzdielen. Nach einer Weile hob sie den Kopf und sah ihn wieder an.
    „Mein leiblicher Vater ist tot. Er war sehr böse.“
    „Was hat er getan?“
    „Er hat meine Mutter und mich immer geschlagen.“
    Für einen Moment war ihm, als würde sein Herz aussetzen. Er zögerte, aber es musste heraus: „Severus ist sehr autoritär. Alle sollen ihm immerzu gehorchen.“
    Flavia sah ihn verwundert an. „Natürlich, denn er ist für uns verantwortlich. Wenn wir tun, was er sagt, erleichtern wir ihm seine Aufgabe.“
    Sie sah, dass ihre Antwort ihm nicht gefiel. „Du bist bei uns nicht glücklich“, stellte sie traurig fest.
    Er schwieg.
    „Du möchtest wieder zurück in das Reich, aus dem du kommst, nicht wahr?“
    Er nickte.
    „Ist dort denn alles besser?“
    Was für eine Frage! Er hatte sie sich bisher nicht gestellt.
    Sie fragte noch einmal: „Sind die Menschen dort besser als bei uns?“
    Er dachte nach. Flavia sah ihn geduldig an. Er wollte ihr sagen, dass es in seiner Welt keine Sklaven gab. Aber er wusste, dass es viele Länder gab, in denen Menschen wie Sklaven lebten. Er wollte erzählen, dass es Strom, Müllabfuhr und Kläranlagen gab, aber er konnte es nicht, weil er wusste, dass auch in seiner Zeit viele Menschen ohne das alles leben mussten. Und er konnte ihr auch nicht sagen, dass man in seiner Zeit nicht einfach ganze Gruppen von Menschen ausrottete, denn sogar das stimmte nicht. Nach einer Weile musste er ihr gestehen: „Nein, besser sind die Menschen in unserem Reich nicht. Ich würde sagen, sie sind dieselben. Es gibt solche und solche.“
    „Und ich dachte, dass es nur bei uns besonders grausame Menschen gibt, Menschen wie meinen leiblichen Vater.“
    „Die gibt es auch in meinem Reich.“
    „Aber warum willst du dann wieder zurück?“
    „Da ist eine sehr wichtige Sache, die ich erledigen muss.“
    Flavia dachte nach.
    „Wirst du uns schon bald wieder verlassen?“, fragte sie nach einer Weile.
    „Ich hoffe es. Aber ich weiß nicht, ob es funktionieren wird.“
    Als er Flavias traurige Augen sah, fügte er hastig hinzu: „Natürlich erst, wenn ich weiß, dass dir und Aurelius nichts geschehen kann.“
    Plötzlich schlang sie ihre Arme um ihn und drückte ihn fest. „Ich wünsche dir viel Glück, Tony.“
    Dann verließ sie ihn.
    Er saß noch eine Weile mit einem Kloß im Hals da und konnte sich nicht von der Stelle rühren. „Melanie, hilf mir“, flüsterte er schließlich.
     
    Er musste zurück und Roland zur Strecke bringen. Diese Welt hier ging ihn nichts an.
     
    Er kletterte hinunter. Wenn die Kollegen von Bassus nicht rechtzeitig zum Gut

Weitere Kostenlose Bücher