Bassus (German Edition)
Messer und einen Speer.“
Bassus schwieg. Donatus sah ihn gespannt an. „In Ordnung“, sagte Bassus schließlich. Er wandte sich an Donatus. „Sorge dafür, dass er die Sachen bekommt.“
Bassus eilte davon, und Tony lief hinter Donatus her. Sie betraten ein Seitengebäude mit mehreren Vorratskammern. Aus einer von ihnen trugen Männer Waffen heraus. In der Kammer entdeckte Tony nicht nur Schwerter, Messer und Speere, sondern auch Bogen und Pfeile in Köchern und Schlagstöcke, die mit Metall verstärkt waren.
„Damit könnte man eine ganze Legion ausstatten.“
Donatus lachte. „Für ein Gut ist das beeindruckend, aber für eine Legion wäre es ein Witz. Außerdem: Was nützen die besten Waffen, wenn die Bewohner nicht damit umgehen können!“
„Severus wird es ihnen schon beigebracht haben.“
Donatus zog eine Augenbraue hoch.
„Hat er nicht?“
„Nein. Er sammelt die Waffen eigentlich nur.“
„Müsste das Gut denn nicht immer auf solche Angriffe vorbereitet sein?“
Donatus schüttelte den Kopf. „Hier herrscht schon seit Jahren Frieden zwischen Römern und Germanen. Dass der Trupp da draußen sich auf unserer Seite des Rheins herumtreibt und Unheil stiftet, ist unbegreiflich. Wir versuchen schon seit Monaten herauszufinden, was dahinter steckt.“
„Machen sie nicht einfach Raubzüge?“
„Nein. Sie morden vor allem. Sie hassen alles Römische. Aber wir wissen nicht warum. Wir sind schließlich schon lange hier. Außerdem haben wir es längst aufgegeben, die rechte Rheinseite zu erobern. In Germania Libera sind sie daher sicher vor uns.“
Mit einem Messer und einem Speer bewaffnet machte Tony sich auf die Suche nach Flavia und Aurelius. Dabei vermied er, Severus zu begegnen.
Die Bewohner des Guts wirkten inzwischen sehr bedrückt. Sie versuchten jedoch, sich möglichst so wie immer zu verhalten, damit die Germanen keinen Verdacht schöpften. Die sollten glauben, dass auf dem Gut alles seinen gewohnten Gang ging.
Die erwarteten Soldaten der Ala waren immer noch nicht eingetroffen.
Tony fand Flavia und Aurelius bei Lentulus und den Kindern der Sklaven im Unterrichtszimmer. Sie hatten sich um Herklides versammelt. Tony setzte sich mit seinen Waffen neben die Tür. Flavia wirkte jetzt, wo er da war, zuversichtlicher. Zusammen mit Herklides forderte sie die anderen Kinder auf, sich auf die Holzbänke zu setzen und das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ zu spielen.
Tony selbst war ganz ruhig. Er hatte seinen Plan. Sobald die Germanen das Haus betraten, würde er vor die Tür des Zimmers treten und auf dem Korridor mit ihnen kämpfen. Solange er nur konnte, würde er sie daran hindern, das Unterrichtszimmer zu betreten. Alles Weitere lag nicht in seiner Hand. Er hätte dann jedenfalls alles in seiner Macht Stehende getan, um die Kinder zu schützen. Und sich selbst brachte er gleichzeitig in Lebensgefahr und würde so wieder in seiner Zeit landen. Er musste nur noch abwarten.
Doch lange hielt diese innere Ruhe nicht an. Flavia und Aurelius taten ihm leid. Eigentlich taten ihm alle leid. Und auf einmal bedauerte er auch, dass er diese Menschen nun nicht mehr näher kennen lernen würde. Gut, auf Severus konnte er natürlich verzichten. Aber er hätte ganz gerne die römische Stadt Köln gesehen und das Lager der Reitersoldaten in Durnomagus. Dann hätte er Franzis Vater davon erzählen können.
Eigentlich könnte ja auch Gwanwyn beschreiben, wie es in der Römerzeit ausgesehen hatte. Wie schaffte sie es nur, den Mund zu halten und ihr Wissen für sich zu behalten? Und wie war sie zurechtgekommen, als sie als Zehnjährige plötzlich 2000 Jahre später zu sich gekommen war? Was für ein furchtbarer Schock musste das gewesen sein. Er musste sie das alles unbedingt fragen.
Bald würde sein Aufenthalt hier Vergangenheit sein. Deswegen musste er sich seine Umgebung noch einmal gut einprägen, damit er später alles wieder abrufen konnte, das Unterrichtszimmer, die Kinder…
Flavia lächelte ihn tapfer an. Tony spürte einen leisen Schmerz. Melanie! Sie hatte ganz ähnlich gelächelt. Möglichst aufmunternd lächelte er zurück. Dann öffnete er die Tür einen Spalt breit und spähte hinaus. Der Korridor wirkte im schummrigen Licht der wenigen Öllampen heimelig. Tony konnte die leisen, flehenden Stimmen von Frauen hören und sah in die Richtung, aus der sie kamen. Vor der Nische mit den Hausgöttern stand eine Gruppe, unter ihnen Marcia, und betete.
Die Menschen auf dem
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