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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Footballspieler, mit einem ermordeten kleinen Jungen, mit dem Mann aus Norton’s Woods und mit den gefallenen Soldaten aus Großbritannien und Worcester. So, wie Flugzeuge, die in der Nacht leuchten und mit einem Tower in Verbindung stehen, ein Muster bilden, manchmal am dunklen Himmel zu verharren scheinen und dennoch alle einen Startpunkt und ein Ziel haben, jedes für sich eine Einheit und trotzdem Teil von etwas Größerem, das unermesslich gewaltig ist.
    »Du musst mir vertrauen«, sagt Benton leise.
    »Hat Briggs sich bei dir gemeldet?«
    »Einiges läuft schon seit einer geraumen Weile. Ist bei dir alles in Ordnung? Ich möchte nicht gehen, bevor ich nicht sicher sein kann.«
    »Dafür bin ich ausgebildet worden und habe eine Menge Opfer gebracht.« Ich beschließe, mich damit abzufinden. Schicksalsergebenheit erleichtert es mir, eine Lösung zu finden. »Sechs Monate ohne dich und alles andere, was mir wichtig ist. Und dann komme ich nach Hause und werde mit etwas konfrontiert, das schon seit einer Weile läuft. Wie eine feste Tagesordnung.«
    Ich bin versucht, wie am Anfang hinzufügen, damals, als ich gerade meinen Abschluss als Rechtsmedizinerin in der Tasche und in meiner Naivität keine Ahnung hatte, was gespielt wurde. Als ich, ohne groß darüber nachzudenken, vor Vorgesetzten salutierte, Respekt vor ihnen hatte und ihnen,
schlimmer, sogar vertraute. Noch fataler war es, dass ich Hochachtung vor ihnen empfand und sie bewunderte. Und mein allergrößter Fehler war es, John Briggs so anzuhimmeln, dass ich alles, ja alles getan hätte, was er von mir verlangte. Und auf unerklärliche Weise bin ich nun wieder an diesem Punkt angelangt. Die Geschichte wiederholt sich. Eine feste Tagesordnung. Lügen und noch mehr Lügen und unschuldige Menschen, die man beseitigt, ohne mit der Wimper zu zucken. Verbrechen, so kaltblütig verübt, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Joanne Rule und Noonie Pieste stehen mir so deutlich vor Augen, als wäre es gestern gewesen.
    Ich sehe sie auf verbeulten Rollwagen mit rostigen Schweißnähten und klemmenden Rädern. Und ich weiß noch, wie meine Füße beim Gehen an dem alten weißen Steinfußboden kleben blieben, der sich einfach nicht sauber halten ließ. In der Rechtsmedizin von Kapstadt, wo sich überall die Leichen stapelten, war er stets voller Blut. In der Woche meines Aufenthalts sind mir dort Fälle untergekommen, die so unbeschreiblich extrem waren wie der Kontinent malerisch und schön. Menschen, unter den Zug gekommen oder auf dem Highway überfahren. Drogentote aus den Elendsvierteln. Das Opfer eines Haiangriffs in False Bay. Und ein Tourist, der vom Tafelberg in den Tod gestürzt war.
    Mir schießt der abstruse Gedanke durch den Kopf, dass mich die Leichen der beiden ermordeten Frauen unten in der Kühlkammer erwarten. So wie an jenem Dezembermorgen, nachdem ich einen neunzehnstündigen Flug auf einem engen Sitz in der Touristenklasse hinter mich gebracht hatte, um zu ihnen zu reisen. Nur dass sie bei meiner Ankunft bereits manipuliert worden waren. Allerdings wäre das auch der Fall gewesen, wenn ich mit einer Concorde eingeflogen oder nur zwei Straßen entfernt gewesen wäre. Rechtzeitig einzutreffen war in diesem Fall ein Ding der Unmöglichkeit. Die Leichen
hätten genauso gut Filmrequisiten sein können, so sorgfältig waren sie hergerichtet. Unschuldige junge Frauen, umgebracht um des Erhalts von Macht und Einfluss und der Wählerstimmen willen. Und ich konnte nichts dagegen tun.
    Ich habe nicht nur versäumt, es zu verhindern, sondern sogar aktiv zur Vertuschung beigetragen, indem ich erst die Voraussetzungen dafür geschaffen habe. Ich lasse die Bemerkungen von PFC Gabriels Mutter zum Thema Rassismus, für den man auch noch belohnt würde, Revue passieren. Mein Büro in Dover befindet sich direkt neben Briggs’ Kommandozentrale. Ich erinnere mich, dass während des Telefonats jemand öfter an meiner geschlossenen Bürotür vorbeigekommen ist. Derjenige ist mindestens zweimal stehengeblieben. Damals dachte ich mir, dass die betreffende Person möglicherweise auf mich wartete, mich durch die Tür telefonieren hörte und mich deshalb nicht stören wollte. Die wahrscheinlichere Antwort lautet allerdings, dass ich belauscht wurde. Briggs, oder jemand, der mit ihm unter einer Decke steckt, führt offenbar etwas im Schilde. Und Benton hat recht: Die Sache läuft bereits seit geraumer Zeit.
    »Dann waren die letzten sechs Monate nichts weiter als ein

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