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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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politisches Intrigenspiel. Wie traurig. Wie schäbig. Wie enttäuschend.« Meine Stimme ist fest, und ich klinge absolut ruhig, wie immer, kurz bevor ich explodiere.
    »Ist wirklich alles in Ordnung? In diesem Fall sollten wir nämlich runtergehen. Anne ist hier. Wir sollten mit ihr reden, und dann muss ich los.« Benton ist aufgestanden und wartet auf mich, das iPhone in der Hand, an der Tür.
    »Lass mich raten. Briggs hat mir diesen Posten zugeschanzt, um ihn für seinen wahren Wunschkandidaten offenhalten zu können«, fahre ich fort. Mein Herz schlägt inzwischen langsamer, und ich fühle mich ruhiger, so als ob meine Synapsen sich wieder im Normalzustand befänden. »Ich sollte den Sitz
warm halten. Oder war ich der Vorwand, um dieses Institut bauen, das MIT, Harvard und alle anderen an Bord holen und sich dreißig Millionen Dollar an Fördergeldern sichern zu können?«
    Benton liest schon wieder eine Nachricht.
    »Er hätte sich eine Menge Mühe ersparen können«, verkünde ich und erhebe mich hinter dem Schreibtisch.
    »Du darfst nicht alles hinwerfen«, sagt Benton, während er die nächste Nachricht studiert. »Gönne ihnen nicht diese Genugtuung.«
    » Ihnen . Also ist es mehr als nur einer.«
    Er antwortet nicht, sondern fährt mit den Daumen über sein iPhone.
    »Es ist immer mehr als einer. Du kannst es dir aussuchen«, fahre ich fort, während wir gemeinsam losgehen.
    »Wenn du aufgibst, tust du genau das, was sie wollen.« Dabei liest er weiter und scrollt durch die Nachricht.
    »Solche Leute wissen nicht, was sie wollen.« Ich schließe Fieldings Tür hinter mir und vergewissere mich, dass das Schloss eingerastet ist. »Sie glauben es nur.«
    Wir fahren in die untere Etage meines Gebäudes, das in dunklen Nächten und an trüben Tagen die Farbe von Blei hat.
    Während der Fahrt im Aufzug, den ich ausgesucht habe, weil er fünfzig Prozent weniger Energie verbraucht, erzähle ich Benton von dem Schriftabdruck auf dem Notizblock. Es könne kein Zufall sein, dass Fielding sich für einen Vortrag interessierte, den Dr. Liam Saltz gerade in Whitehall gehalten habe, füge ich hinzu. Unterdessen verändern sich die Zahlen auf der Digitalanzeige, während wir sanft von Stockwerk zu Stockwerk gleiten. Das LED-Display meiner umweltfreundlichen Transportmaschine schimmert zart. Dem Vernehmen nach weiß keiner der Mitarbeiter hier den Lift auch nur im
Geringsten zu schätzen. Die meisten beschweren sich nur, er sei ihnen zu langsam.
    »Er und DARPA vertreten extrem unterschiedliche Auffassungen. Und dass keiner von beiden immer recht hat, steht fest.« Ich schildere Dr. Saltz als Informatiker, Ingenieur, Philosoph und Theologen, der ganz eindeutig kein Freund von Kriegen ist. Er hasst Kriege und die Menschen, die sie vom Zaun brechen.
    »Ich kenne ihn und seine Theorien.« Bei Benton klingt das nicht sehr freundlich. Der Aufzug stoppt sanft, die Stahltüren öffnen sich nahezu geräuschlos. »Ich erinnere mich noch gut an deine Zeit bei CNN, als wir uns seinetwegen in die Haare gekriegt haben.«
    »Ich kann mich nicht an einen Streit erinnern.« Wir sind wieder im Empfangsbereich, wo Ron, streng und aufmerksam und in derselben Körperhaltung wie vor vielen Stunden, hinter seiner Glasscheibe thront.
    Auf den aufgeteilten Videomonitoren kann ich Autos auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude erkennen. SUV, nicht mit Schnee bedeckt und mit eingeschalteten Scheinwerfern. FBI oder verdeckte Ermittler. In den Gebäuden des MIT, die hinter dem Zaun das CFC überragen, habe ich erleuchtete Fenster gesehen, als ich vorhin mit Benton daran vorbeigefahren bin. Inzwischen kenne ich den Grund. Das CFC wird überwacht, und FBI und Polizei sparen sich inzwischen die Mühe, aus ihrer Anwesenheit einen Hehl zu machen. Es fühlt sich an wie eine Belagerung.
    Seit ich den Stützpunkt in Dover verlassen habe, war ich die ganze Zeit entweder in Begleitung oder befand mich in einem bewachten Gebäude, und zwar nicht aus jenen Gründen, die mir weisgemacht worden sind. Zumindest waren es nicht die einzigen Gründe. Niemand wollte mich so schnell wie möglich zurück nach Hause holen, weil in der Kühlkammer eine
Leiche geblutet hatte. Das stand zwar ziemlich weit oben auf der Liste, war jedoch eindeutig nicht der einzige Punkt, ja vielleicht nicht einmal der wichtigste. Gewisse Leute haben diesen Anlass als Vorwand benutzt, um immer in meiner Nähe bleiben zu können. Leute wie meine Nichte zum Beispiel, die bewaffnet war und

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