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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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weiß man immer,
dass es da ist. Außerdem darf man mit niemandem darüber sprechen. Selbst wenn es einen nachts wach hält. Nicht einmal dem Menschen, der einem am nächsten steht, kann man anvertrauen, dass unter den Dielenbrettern ein kaltes, totes Herz liegt – und dass man selbst schuld daran ist.«
    »Mein Gott, Kay.«
    »Seltsam, dass alles, was wir lieben, so eng mit Hass und Tod verwoben zu sein scheint«, lautet mein nächster Gedanke. »Gut, nicht unbedingt alles.«
    »Kay, fehlt dir etwas?«
    »Alles bestens. Ich bin nur ein wenig durcheinander. Wer wäre das nicht? Immerhin steht unser Haus gleich gegenüber von Norton’s Woods, wo jemand ermordet worden ist. Außerdem könnte das Opfer zum gleichen Zeitpunkt in der Courtauld Gallery gewesen sein wie Lucy und ich, und zwar im Sommer vor dem 11. September. Lucy stuft die Anschläge übrigens als Komplott der amerikanischen Regierung ein. Auch Liam Saltz war im Courtauld und hat dort einen Vortrag gehalten. Ich habe ihn damals nicht kennengelernt, aber Lucy besitzt eine CD von ihm. Ich kann mich nicht erinnern, worüber er geredet hat.«
    »Interessant, dass du ihn erwähnst.«
    »Ein Link auf einer Website, die Jack aus irgendeinem Grund besucht hat.«
    Benton schweigt, wendet jedoch den Blick nicht von mir.
    »Wenn ich am Wochenende zu Hause bin, gehen wir beide häufig ins Bisquit. Vielleicht waren wir ja zum selben Zeitpunkt dort wie Johnny Donahue und seine Freundin vom MIT«, spreche ich weiter und kann kaum mit meinen Gedanken Schritt halten. »Wir lieben Salem und die Öle und Kerzen in den dortigen Läden. Denselben Läden, die auch Eisennägel und Teufelsknochen verkaufen. Unser Lieblingshotel in Boston befindet sich unmittelbar neben der Stelle, wo
am Morgen nach Halloween Wally Jamisons Leiche gefunden wurde. Werden wir etwa beobachtet? Weiß jemand über alles Bescheid, was wir tun? Was wollte Jack an Halloween in Salem? «
    »Wallys Leiche ist mit einem Boot an den Fundort geschafft worden, nicht mit dem Auto«, entgegnet Benton.
    »All diese Überschneidungen. Man möchte meinen, dass wir in einer Kleinstadt wohnen.«
    »Du siehst gar nicht gut aus.«
    »Bist du sicher, dass es ein Boot war? Ich fühle mich, als hätte ich eine Hitzewallung.« Ich drücke meine Hand an die Wange. »Noch etwas, um sich drauf zu freuen.«
    »Wichtiger ist, dass jemand seine Leiche absichtlich an einer Stelle ins Wasser geworfen hat, wo dreißig Meter lange Kutter mit Wachen an Bord vor Anker liegen.« Benton lässt mich keine Sekunde aus den Augen. »Außerdem kommen in den frühen Morgenstunden jede Menge Mitarbeiter zum Dienst. Das Dock verwandelt sich dann in einen Parkplatz. Die Leute steigen aus dem Auto und sehen eine verstümmelte Leiche im Wasser treiben. Das ist tollkühn. Einen kleinen Jungen in seinem eigenen Garten zu töten, während seine Eltern zu Hause sind, ist ebenfalls tollkühn. Das Gleiche gilt für einen Mord am Super-Bowl-Sonntag in Norton’s Woods, während gerade eine Promi-Hochzeit stattfindet. Und die Krönung der Kühnheit ist, dass all diese Taten an Plätzen begangen wurden, wo wir uns häufig aufhalten.«
    »Erst sagst du mir, dass es ein Boot war. Dann weißt du, dass es sich um eine Promi-Hochzeit gehandelt hat – also nicht nur um eine ganz gewöhnliche.« Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Er würde es nicht aussprechen, wenn er nicht sicher wäre. »Warum war Jack in Salem? Was hat er dort gewollt? An Halloween wimmelt es in Salem von Menschen.«

    »Fehlt dir auch wirklich nichts?«
    »Hältst du es für etwas Persönliches?«, frage ich, während ich verbissen darüber nachgrüble, wie klein doch die Welt ist. »Ich komme nach Hause und werde so empfangen. Man knallt mir Hässlichkeit, Lügen und Betrug praktisch vor die Füße.«
    »In gewisser Weise, ja«, erwidert Benton.
    »Vielen Dank auch.«
    »Ich sagte, in gewisser Weise . Nicht absolut.«
    »Das heißt doch, dass es persönlich ist. Ich möchte wissen, wie genau.«
    »Versuch dich zu beruhigten. Atme tiefe durch.« Als er nach meiner Hand greift, entziehe ich sie ihm. »Ganz langsam, Kay.«
    Ich weiche vor ihm zurück, woraufhin seine Hand wieder zu seinem Schoß wandert, wo das iPhone liegt. Alle zwei Sekunden blinkt es, weil eine Nachricht eingegangen ist. Ich will nicht von ihm berührt werden. Es ist, als hätte ich keine Haut.
    »Gibt es hier im Haus etwas Essbares?«, erkundigt sich Benton. »Ich könnte auch etwas bestellen. Wann hast du

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