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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf Salpetersäure zu testen, da wir damals noch nichts von Schmauchspuren oder dem Vorhandensein einer mit Löchern in der Kleidung übereinstimmenden Eintrittswunde ahnten.«
    »Nicht, soweit mir bekannt ist. Außerdem ist er früher weg.«
    »Das habe ich gehört. Tja, wir können den vorläufigen Test noch immer durchführen, obwohl es mich wirklich wundern würde, wenn wir es damit zu tun hätten. Sollte Morrow oder vielleicht Phillip hier aufkreuzen, machen sie am besten einen Griess-Test, nur um meine Neugier zu befriedigen, bevor wir noch falsche Schlüsse ziehen. Ich wette, er wird negativ ausfallen. Aber da dabei nichts zerstört wird, haben wir nichts zu verlieren.«
    Es handelt sich um ein einfaches und schnelles Testverfahren, bei dem man belichtetes Fotopapier mit einer Lösung aus Schwefelsäure, destilliertem Wasser und Waschbenzin behandelt. Wenn man das Papier an die fragliche Stelle des Kleidungsstücks drückt und es dann in Dampf hält, verfärben sich Salpetersäurerückstände orange.
    »Natürlich versuchen wir es auch mit dem Rasterelektronenmikroskop«, füge ich hinzu. »Allerdings ist es heutzutage ratsam, mehrere Methoden parallel anzuwenden, da das Blei langsam, aber sicher aus der Munition verschwinden wird. Die meisten Testverfahren weisen Blei nach, doch das ist umweltschädlich. Also müssen wir anfangen, nach Zink- und Aluminiumlegierungen sowie verschiedenen Stabilisatoren und Bindemitteln zu suchen, die die Hersteller dem Schießpulver beimengen. Zumindest hier in den USA. Ganz im Gegensatz
zum Krieg, wo es als gute Idee gilt, die Umwelt mit Schwermetallen zu verseuchen. Schließlich sind ja schmutzige Bomben das Ziel. Je schmutziger, desto besser.«
    »Hoffentlich nicht unser Ziel.«
    »Nein, nicht unseres. Wir tun so etwas nicht.«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    »Ich schon, zumindest bei manchen Dingen. Zum Beispiel weiß ich, was hierher zurückkommt, wenn unsere gefallenen Soldaten nach Dover gebracht werden«, erwidere ich. »Ich kann feststellen, was sie im Körper haben und was nicht und ob die Munition bei uns hergestellt wurde oder von der Gegenseite, den Aufständischen im Irak, den Taliban oder den Iranern. Die Materialanalyse, also herauszufinden, wer was produziert und liefert, gehört zu unseren Aufgaben.«
    »Wenn ich etwas über im Iran hergestellte Waffen oder Bomben höre …«
    »Dann kommen sie auch von dort. So erhalten die USA diese Informationen. Von den Toten und dem, was sie uns verraten.«
    Wir führen das Gespräch über den Krieg nicht weiter, und zwar wegen eines anderen Krieges, der das Leben eines zum Sterben noch viel zu jungen Mannes gefordert hat. Hier im friedlichen Cambridge hat er seinen alten Windhund spazieren geführt und ist auf meinem Tisch gelandet.
    »In Texas wurde eine wirklich interessante Methode entwickelt, die wir uns einmal anschauen sollten.« Ich wende mich wieder dem Thema Schmauchspuren zu, weil es unverfänglicher ist. »Man kombiniert die Extraktion mikroskopisch kleiner fester Teile mit Gaschromatographie und einem Stickstoff-Phosphor-Detektor.«
    »Sehr angebracht in Texas, wo laut Gesetz jeder berechtigt ist, eine Waffe zu tragen. Sind Waffen dort nicht auch steuerlich begünstigt wie die Landwirtschaft oder die Rinderzucht?«
    »Nun, nicht ganz«, antworte ich. »Aber ich würde gern eine ähnliche Methode am CFC anwenden, denn ich rechne insbesondere hier damit, dass sich grüne Munition immer mehr durchsetzen wird.«
    »Natürlich. Damit man ja nicht die Umwelt verpestet, wenn man jemanden aus einem fahrenden Auto heraus abknallt.«
    »Durch die Erfindung der Wissenschaftler am Sam Houston können wir Teilchen ermitteln, die so klein sind wie ein Schießpulverkorn, was in unserem Fall jedoch nicht weiterhilft, weil wir wissen, dass dieser Mann Metall im Körper hat. Die Partikel sind zwar beinahe mikroskopisch klein, dafür aber zahlreich vorhanden. Zumindest laut vorläufiger Untersuchung. Marino hätte zumindest die Hände des Toten auf Schmauchspuren untersuchen sollen. Immerhin war der Mann bewaffnet.«
    »Soweit mir bekannt ist, hat er das vor den Fingerabdrücken erledigt«, erwidert Anne. »Wegen der Pistole, obwohl nichts darauf hinwies, dass sie abgefeuert wurde. Doch als ich in den ID-Raum kam, habe ich beobachtet, wie er die Fingerspitzen abgetupft hat.«
    »Allerdings nicht die Wunde, denn die haben Sie ja erst später entdeckt. Die wurde nicht abgetupft.«
    »Jedenfalls nicht von mir. Das

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