Bastard
Ihnen befassen müssen. Es ist derselbe, der auch Johnny vertritt. Wie ich annehme, geht es in diesem eindeutig gefälschten Brief um Johnny. Sicher ein schmutziger Trick der Leute, die hinter der ganzen Sache stecken. Er hat sich ausgezeichnet gefühlt, bis er dort angefangen und sich plötzlich in Mr. Hyde verwandelt hat, so schwer es auch ist, etwas Derartiges über sein eigenes Kind zu sagen. Doch anders kann ich es nicht ausdrücken, um Ihnen begreiflich zu machen, wie drastisch er sich verändert hat. Ganz sicher stecken Drogen dahinter,
obwohl laut unserem Anwalt alle Tests negativ ausgefallen sind. Außerdem würde Johnny niemals Drogen nehmen. So leichtsinnig ist er nicht. Er weiß, auf welch dünnem Eis er sich wegen seines Andersseins bewegt. Allerdings kann ich mir keine andere Erklärung denken. Jemand hat ihm Drogen verabreicht, die ihn zum Negativen verändert haben, um absichtlich sein Leben zu zerstören und ihm dann eine Straftat unterzuschieben …«
Sie redet wie ein Wasserfall und steigert sich immer mehr hinein. Im nächsten Moment klopft es an der Tür, und jemand rüttelt am Türknauf. Gleichzeitig öffnet Bryce die Verbindungstür. Ich schüttle den Kopf: nicht jetzt . Darauf flüstert er, Benton stehe vor meiner Tür. Ob er ihn hereinlassen solle? Ich nicke. Er schließt die eine Tür, und die andere geht auf.
Ich schalte Mrs. Donahue auf Raumlautsprecher.
Benton zieht die Tür hinter sich zu, während ich den Brief hochhalte, um ihm mitzuteilen, mit wem ich gerade telefoniere. Er rückt sich einen Stuhl zurecht, während Mrs. Donahue weiterspricht. Ich kritzle etwas auf einen Notizzettel:
Hat ihn angeblich nicht geschrieben – auch kein Fahrer oder Bentley.
»… in dieser Firma.« Mrs. Donahues Stimme hallt durch mein Büro, als wäre die Frau persönlich anwesend.
Benton setzt sich. Er verzieht keine Miene, und sein Gesicht ist bleich, eingefallen und erschöpft. Er sieht kränklich aus und riecht nach Holzrauch.
»Ich war noch nie dort, weil Besucher nicht zugelassen sind, außer es findet eine Veranstaltung für die Mitarbeiter statt …«, fährt sie fort.
Benton nimmt einen Stift und schreibt auf dieselbe Telefonnotiz: Otwahl? Doch die Frage hat offenbar nur Alibifunktion. Er wirkt nicht sonderlich neugierig.
»Und dann muss man durch eine Sicherheitsschleuse wie
im Weißen Haus – oder vielleicht sogar noch schlimmer«, spricht Mrs. Donahue weiter. »Nicht, dass ich es selbst erlebt habe. Ich weiß es von meinem Sohn, der in den Monaten, die er dort gearbeitet hat, immer verängstigter und ein psychisches Wrack wurde. Also seit dem Sommer.«
»Wovon reden Sie?«, frage ich, während ich wieder etwas für Benton notiere.
Schreibmaschine verschwunden.
Er liest und nickt, als wäre ihm bereits bekannt, dass Erica Donahues alte mechanische Olivetti-Schreibmaschine vermisst wird und vermutlich gestohlen wurde, falls sie mir gerade die Wahrheit gesagt hat. Womöglich hat er diese Information ja auch unserem bisherigen Telefonat entnommen, und mir schießt durch den Kopf, dass mein Büro wahrscheinlich verwanzt ist. Lucys Behauptung, sie habe es auf versteckte Abhörvorrichtungen durchsucht, hieß vermutlich eher, dass sie welche angebracht hat. Mein Blick schweift durch den Raum, als könnte ich die winzigen Kameras und Mikrofone in den Büchern, Kugelschreibern, Briefbeschwerern oder dem Telefon entdecken, das ich gerade benutze. Doch das ist vergebliche Liebesmüh. Falls Lucy mein Büro tatsächlich verwanzt hat, werde ich es nie erfahren. Und was noch wichtiger ist: Fielding hat es auch nicht wissen können. Ich hoffe, dass ich hören kann, was er mit Captain Avallone besprochen hat, ohne zu ahnen, dass sie heimlich abgehört wurden. Ich möchte sie dabei ertappen, wie sie sich miteinander verbünden, um mich zu vernichten und aus dem CFC zu vertreiben.
»… wo er sein Praktikum gemacht hat. In dieser Technologiefirma, die Roboter und andere streng geheime Dinge herstellt …«, sagt Mrs. Donahue.
Ich beobachte, wie Benton die Hände auf dem Schoß verschränkt und scheinbar gelassen die Finger ineinanderflicht,
obwohl er alles andere als entspannt und locker ist. Ich kenne seine Körpersprache, seine Sitzhaltung und wie er die Augen bewegt und kann seine innere Unruhe spüren, selbst wenn er keinen Muskel und keine Miene regt. Er ist angestrengt und überlastet, doch es steckt noch mehr dahinter. Etwas ist vorgefallen.
»… Johnny musste Verträge und alle
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