Bastard
Leiche gefundenen Glock gehört und bemerkt, dass ihm ein schwerer taktischer Fehler unterlaufen sei. Das Kartenhaus drohte in sich zusammenzustürzen. Und so sei er zunehmend in Panik geraten. Er habe sich nicht mehr im Griff gehabt, wie der berühmte Serienmörder Ted Bundy kurz vor seiner Verhaftung. Meint zumindest Benton.
»Jacks verhängnisvoller Fehler war, dass er gestern Vormittag ins Schusswaffenlabor gegangen ist, um sich bei Morrow nach der Glock zu erkundigen«, fährt Benton fort. »Kurz darauf war die Waffe verschwunden und Jack ebenfalls. Das war impulsiv, leichtsinnig und schlichtweg dumm von ihm. Er hätte besser daran getan, abzuwarten, bis wir ihn als den Besitzer der Waffe ermittelt hätten. Dann hätte er immer noch behaupten können, er habe das Ding verloren oder es sei ihm gestohlen worden. Die verdammte Pistole aus dem Labor mitzunehmen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass er den Überblick verloren hatte.«
»Soll das heißen, die Glock des Mannes aus Norton’s Woods gehört Jack?«
»Ja.«
»Sie gehört wirklich Jack?«, wiederhole ich. Inzwischen bewegt sich der Aufzug, hält jedoch auf dem Weg nach oben immer wieder an. Mir fällt ein, dass Mittagspause ist. Die Mitarbeiter gehen in den Aufenthaltsraum oder verlassen das Gebäude.
»Ja. Fielding ist der Eigentümer der Waffe, die der Tote bei sich hatte. Das wurde klar, nachdem wir die abgefeilte Seriennummer mit Säure behandelt hatten«, erwidert Benton. Inzwischen steht für mich fest, dass er die Identität des Toten kennt.
»Das wurde doch nicht etwa hier erledigt?« Ich möchte mir lieber gar nicht vorstellen, dass sich an meinem Institut noch weitere Dinge abspielen, von denen ich nichts ahne.
»Es ist schon vor Stunden passiert. Wir haben die Identifizierung gleich vor Ort durchgeführt.«
»Das FBI.«
»Wir mussten dringend so schnell wie möglich erfahren, wessen Pistole es eigentlich ist, um unseren Verdacht zu bestätigen. Anschließend wurde sie zurück ins CFC gebracht und wird nun sicher im Schusswaffenlabor verwahrt. Für weitere Untersuchungen«, erwidert Benton.
»Falls Jack der Mörder ist, hätte ihm das Problem mit der Glock doch schon auffallen müssen, als man ihn am Sonntagnachmittag wegen des Toten anrief«, entgegne ich. »Und trotzdem soll er bis Montagmorgen gewartet haben, ehe er eine Waffe verschwinden ließ, die man, wie er wusste, zu ihm zurückverfolgen würde?«
»Um nicht in Verdacht zu geraten. Wenn er die Polizei vor der Einlieferung der Leiche ins CFC nach der Glock ausgefragt oder verlangt hätte, dass sie sofort hierhergebracht wird, obwohl die Labors geschlossen waren, hätte er sich damit verdächtig gemacht. Einige Leute wären stutzig geworden. Also hat Fielding darüber geschlafen, war am Montagmorgen
vermutlich völlig außer sich und hat überlegt, was er tun soll, wenn die Waffe ins Labor kommt. Und so hat er beschlossen, sie mitzunehmen und zu fliehen. Vergiss nicht, dass er nicht unbedingt vernünftig gehandelt haben muss. Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass er unter Drogen stand und nicht klar denken konnte.«
Ich lasse den zeitlichen Ablauf Revue passieren und rekonstruiere Fieldings Schritte am gestrigen Vormittag anhand der Informationen, die mir seine Schreibtischschublade und der Abdruck seiner Nachricht auf dem Notizblock geliefert haben. Kurz nach sieben Uhr morgens hat er offenbar mit Julia Gabriel telefoniert, und zwar bevor sie mich in Dover angerufen hat. Eine halbe Stunde später war er in der Kühlkammer, und nur wenige Minuten danach hat er Anne und Ollie mitgeteilt, die Leiche aus Norton’s Woods blute aus unerklärlichen Gründen. Mir erscheint die Annahme logischer, dass Fielding den Toten erst in diesem Moment erkannt und deshalb gewusst hat, dass man ihn als Besitzer der Glock, von der die Polizisten ihm erzählt hatten, identifizieren würde. »Und wenn Fielding erst am Montagmorgen wusste, wer der Tote war, kann er den Mann ja schlecht umgebracht haben«, erkläre ich Benton, der entgegnet, Fielding habe ein Motiv gehabt, von dem ich nichts ahnen könne.
Der Stiefvater des Toten sei Liam Saltz, sagt Benton zu mir. Das habe sich vor einer Weile bestätigt, als ein FBI-Agent Dr. Saltz im Charles Hotel aufgesucht und ihm ein Foto gezeigt habe, das Marino von dem Mann aus Norton’s Woods gemacht hat. Er heiße Eli Goldman, zweiundzwanzig, und sei Doktorand am MIT und bei Otwahl Technologies beschäftigt, wo er an geheimen Projekten im Bereich
Weitere Kostenlose Bücher