Bastard
mich selbst davon überzeugt habe. Lass dich nicht einwickeln. Halt die Augen offen. Weine nicht um ihn oder sonst jemanden. Das kannst du dir nicht leisten.
»Soll ich irgendetwas mitnehmen?« Ich greife nach meiner
Jacke, die über dem Stuhl hängt. Es ist die Uniformjacke aus Dover und nicht annähernd warm genug.
»Wir haben alles da«, entgegnet er. »Nur deinen Dienstausweis, falls ihn jemand sehen will.«
Natürlich sind sie bestens ausgerüstet. Alle sind da, die Vorbereitungen sind gelaufen. Ohne mich. Ich nehme meine Umhängetasche vom Haken an der Tür.
»Wann habt ihr es rausgekriegt?«, erkundige ich mich. »Das heißt, seit wann reichen eure Informationen, damit ihr die nötigen Haft- und Durchsuchungsbeschlüsse bekommen konntet, um ihn zu finden? Wie ist es eigentlich abgelaufen?«
»Als du entdeckt hast, dass es sich bei dem Todesfall in Norton’s Woods um einen Mord handelt, hat sich die Lage, mal vorsichtig ausgedrückt, drastisch verändert. Denn nun bestand eine Verbindung zwischen Fielding und einem weiteren Mord.«
»Ich kann da keinen Zusammenhang erkennen«, widerspreche ich, während wir gemeinsam mein Büro verlassen. Ich melde mich nicht bei Bryce ab, weil ich jetzt niemandem gegenübertreten will. Im Moment bin ich nicht in der richtigen Stimmung, um zu plaudern und freundlich oder auch nur höflich zu sein.
»Die Glock war nämlich aus dem Schusswaffenlabor verschwunden. Ich weiß, dass man dir das nicht gesagt hat. Nur wenige sind darüber informiert«, erklärt Benton.
Ich erinnere mich an Lucys Bemerkung, sie habe Morrow gestern Vormittag gegen halb elf auf dem Parkplatz hinter dem Haus beobachtet. Das war etwa eine Stunde nachdem die Pistole bei ihm abgegeben worden war und er sich laut Lucy nicht damit befassen wollte. Wenn sie über die fehlende Glock im Bilde war, hat sie mir dieses wichtige Detail absichtlich vorenthalten. Also frage ich Benton, ob Lucy mich, ihre Chefin, mit Vorsatz belogen hat.
»Sie ist nämlich hier beschäftigt«, stelle ich fest, während wir darauf warten, dass der Aufzug unsere Etage erreicht. Er steckt unten fest, als hätte jemand die Tür blockiert, was die Mitarbeiter manchmal tun, wenn sie viel zu be- oder entladen haben. »Sie ist meine Untergebene und darf mir deshalb nicht einfach etwas verschweigen oder mich im Unklaren lassen.«
»Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie selbst noch nichts davon. Nur Marino und ich wussten es und haben es ihr nicht erzählt. «
»Außerdem war dir klar, dass es das Taekwondo ist, das Jack, Johnny und Mark miteinander verbindet.« Ich bin sicher, dass Benton das bekannt war. Und Marino ebenso.
»Da wir Jack beobachtet haben, sind wir der Sache nachgegangen, richtig. Nach dem Mord an Mark letzte Woche habe ich dann herausgefunden, dass Jack sein und Johnnys Trainer war.«
Ich denke an die fehlenden Fotos in Fieldings Büro und die winzigen Löcher in der Wand, wo jemand die Nägel entfernt hat.
»Allmählich ergab es Sinn, dass Jack bestimmte Fälle an sich gerissen hat. Den Fall Mark Bishop zum Beispiel, obwohl er es verabscheut, Kinder zu obduzieren«, fährt Benton fort und schaut sich dabei um, um sicherzugehen, dass niemand in Hörweite ist. »Was für eine wunderbare Gelegenheit, die eigenen Verbrechen zu vertuschen.«
Oder die Verbrechen eines anderen , denke ich. Es würde zu Fielding passen, jemanden zu decken. Er braucht das Gefühl, Macht zu haben und ein Held zu sein. Im nächsten Moment halte ich mir vor Augen, dass ich aufhören muss, Rechtfertigungen für ihn zu suchen. Lass das, solange du keine Beweise hast. Ich werde mich mit dem abfinden, was sich letztlich als die Wahrheit entpuppt. Ich überlege, ob die aus Fieldings Büro verschwundenen Fotos Gruppenaufnahmen gewesen
sein könnten. Fast habe ich den Verdacht, und ich kann sie mir beinahe vorstellen. Vielleicht von Taekwondo-Kursen. Fotos, auf denen Johnny und Mark zu sehen sind.
Ich überlege, ob Benton die Fotos von der Wand genommen hat, frage aber nicht nach. Möglicherweise war es auch Marino. Währenddessen erklärt Benton weiter, Fielding habe großen Aufwand betrieben, um Johnny Donahue überall als Mark Bishops Mörder zu verkaufen. Er habe einen behinderten und deshalb wehrlosen Jugendlichen als Sündenbock missbraucht. Nachdem er den Mann aus Norton’s Woods eliminiert hatte, habe er sein Lügennetz noch weiter spinnen müssen. So drückt Benton sich aus: eliminiert. Fielding habe ihn also eliminiert , dann von der an der
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