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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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kennt, vielleicht an diesen Douglas. Ich werde es schon früh genug herausfinden.
    »Ich habe nie gesagt, dass du das behauptet hast. Es gibt noch eine Menge offener Fragen. Du musst uns helfen, so viele wie möglich davon zu beantworten.«
    Als der Wagen rückwärts aus der Parklücke rollt und wir warten, bis sich das Tor öffnet, fühle ich mich behandelt wie ein Möbelstück. Als hätte ich nicht mitzureden. Noch nie habe ich mich während laufender Ermittlungen derart überflüssig gefühlt, so als wäre ich ein Hindernis, Ballast, ein Mensch, zu dem man zwar wegen meiner Position pro forma höflich sein muss, der aber dennoch nicht ernst genommen wird und unerwünscht ist.
    »Kay, ich muss dich warnen, es ist ziemlich übel.« Bentons Stimme klingt matt, als er das ausspricht, ohne Kraft und Substanz.

19
    Das graue Holzhaus mit dem alten Steinfundament und dem Kühlkeller dahinter wurde vor vielen Jahrhunderten von einem Schiffskapitän erbaut. Das Grundstück ist von der rauen Witterung blank gescheuert und kahl, da es ungeschützt dem Wind vom Meer her ausgesetzt ist und am Ende einer schmalen, vereisten, von städtischen Notfallteams hastig gestreuten Straße liegt. Wo Zweige abgebrochen sind, liegen Eisstückchen auf der Straße. In den Strahlen einer hoch am Himmel stehenden Sonne, die grell blendet, aber keine Wärme schenkt, funkeln sie wie Glassplitter.
    Sand knirscht unter Autoreifen, als Benton im Schritttempo weiterfährt und einen Parkplatz sucht. Ich betrachte die hellerleuchtete Straße, das wogende dunkelblaue Meer und das hellere Blau des wolkenlosen Himmels. Inzwischen habe ich nicht mehr das Bedürfnis zu schlafen und könnte es auch nicht, selbst wenn ich es versuchen würde. Da ich gestern früh in Delaware um Viertel vor fünf aufgestanden bin, bin ich inzwischen gut dreißig Stunden auf den Beinen, was bei mir nicht ungewöhnlich ist. Wenn ich mir genauer überlege, wie häufig es in meinem Beruf vorkommt, ist es wirklich nicht sehr bemerkenswert. Schließlich sind die Menschen, mit denen ich es zu tun habe, nicht so freundlich, während der üblichen Bürozeiten zu sterben und zu töten. Allerdings handelt es sich diesmal um eine andere Form von Schlaflosigkeit, und zwar eine, die mir völlig neu ist. Es ist eine innere Unruhe hinzugekommen, die an Hysterie grenzt. Grund dafür ist die Eröffnung, oder zumindest Andeutung, ich hätte viele Jahre meines Lebens neben einem Menschen verbracht, der eine tödliche Gefahr darstellt – und ich hätte ihn dazu gemacht.
    Natürlich hat das niemand wortwörtlich so ausgedrückt, doch ich weiß, dass es zutrifft. Da kann Benton noch so diplomatisch sein, für mich steht es trotzdem fest. Er wirft mir nicht vor, es sei meine Schuld, dass Menschen auf grausame Weise sterben mussten, während die Würde zahlreicher anderer mit Füßen getreten wurde. Ganz zu schweigen von denen, die durch Drogen Schaden genommen haben und deren Namen wir vielleicht nie erfahren werden. Versuchskaninchen oder »Laborratten«, wie Benton sie nennt, vor den Karren eines diabolischen Forschungsprojekts gespannt, bei dem ein stark wirksames anaboles Steroid oder Testosteron mit einem Halluzinogen versetzt wird, um Kraft und Muskelmasse aufzubauen und den Konsumenten gleichzeitig aggressiv und furchtlos zu machen. Auf diese Weise werden Killermaschinen geschaffen und Menschen in Ungeheuer ohne Frontalkortex verwandelt. In menschliche Roboter, die gnadenlos töten, keine Reue kennen und eigentlich gar nichts empfinden, ja nicht einmal Schmerzen. Benton hat mir geschildert, was Liam Saltz heute Morgen den Leuten vom FBI erklärt hat. Der arme Mann war außer sich vor Trauer und Furcht.
    Dr. Saltz hat den Verdacht, dass Eli bei Otwahl mit illegalen und nicht zugelassenen Entwicklungen in Kontakt gekommen und in ein fehlgeschlagenes Forschungsprojekt von DARPA verwickelt gewesen sei. Die Ergebnisse hätten ihn so geängstigt, dass er beschlossen habe, seinen Stiefvater, den Humanisten und Nobelpreisträger, zu warnen, ihm Beweise zu liefern und ihn anzuflehen, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Fielding habe Eli aus dem Weg geräumt, weil er selbst diese gefährlichen Drogen genommen habe und vielleicht auch an ihrem Vertrieb beteiligt gewesen sei. Doch in erster Linie sei mein Stellvertreter mit seiner lebenslangen Lust an Kraft und körperlicher Schönheit und seinen ständigen Schmerzen ein Süchtiger gewesen. Das ist die Theorie, die Fieldings teuflische
Verbrechen

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