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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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blockieren.« Nachdem Benton seinem Zorn auf die zugeparkte, enge Straße Luft gemacht hat, wendet er sich wieder an mich. »Ich will es hören, was es auch ist. Ein neuer Gedanke oder nicht. Und zwar jetzt, solange wir noch eine Minute für uns haben.«
    Es ist zwecklos, es auszusprechen und meinen Eindruck zu wiederholen, dass hinter den Morden an Wally Jamison, Mark Bishop und Eli Goldman eine berechnende und grausame Logik steckt. Ebenso hinter dem, was mit Fielding geschehen ist, und all den anderen Ereignissen. Es handelt sich um einen präzise formulierten Plan, auch wenn er letztlich nicht aufgegangen ist. Das heißt nicht, dass ich diesen Plan in seiner Gesamtheit oder auch nur in Teilen kenne. Und dennoch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass ich mit meiner Wahrnehmung richtigliege, und lasse es mir nicht ausreden. Vertraue deinem Instinkt. Alles andere ist belanglos. Hier geht es
nur um Macht: die Macht, Menschen so zu manipulieren, dass sie Freude, Angst oder schreckliches Leid empfinden. Die Macht über Leben und Tod. Ich werde nichts davon wiederholen, da es sich sicher wie wirres Zeug anhört. Und ich werde Benton nicht noch einmal sagen, dass ich eine unersättliche Machtgier erspüre, die Gegenwart eines todbringenden Wesens, das uns aus einer dunklen Nische heraus beobachtet und uns auflauert. Einige Dinge mögen abgeschlossen sein, aber es ist noch lange nicht ausgestanden. Doch ich spreche es nicht aus.
    »Jetzt zwänge ich mich einfach hier rein.« Eigentlich spricht er nicht mit mir, sondern mit sich selbst, während er den Wagen so nah wie möglich an eine Steinmauer lenkt, so dass wir nicht zu weit in die mit Sand bestreute glatte Straße hineinragen. »Wir können nur hoffen, dass mir nicht irgendein Idiot eine Beule ins Auto fährt. Wenn doch, wird er sein blaues Wunder erleben.«
    Vermutlich ist die Erkenntnis, dass die Tür, die man gerade eingedellt, oder die Stoßstange, die man soeben zerkratzt hat, Eigentum des FBI ist, sicher kein Spaß. Der SUV ist ein typisches Regierungsfahrzeug, schwarz mit getönten Scheiben, Stoffpolstern und hinter dem Kühlergrill versteckten Blaulichtern. Auf dem Boden vor der Rückbank stehen zwei Kaffeebecher ordentlich in einem Pappkarton zum Mitnehmen. Daneben liegt eine zusammengeknüllte Brötchentüte. Der Streitwagen einer vielbeschäftigten Beamtin, die zwar ordentlich ist, aber oft keinen geeigneten Platz findet, um ihren Müll loszuwerden. Ich habe erst erfahren, dass Douglas eine Frau ist, als Benton den Beamten, der dieses Auto sonst benutzt, vorhin als »sie« bezeichnet hat. Er hat mir mitgeteilt, sie habe das Kennzeichen des Bentley überprüft, der uns letzte Nacht in Hanscom erwartet hat. Es ist ein viertüriger schwarzer Flying Spur, Baujahr 2003, privat zugelassen auf den Vorstandsvorsitzenden
eines in Boston ansässigen kleinen Dienstleistungsunternehmens, das mit »diskreten Chauffeuren mit Butlereigenschaften« wirbt, die jedes gewünschte Fahrzeug steuern. Das erklärt, warum der Bentley kein Mietwagen-Kennzeichen hatte.
    Der Wagen wurde online gebucht, und zwar von jemandem, der Johnny Donahues E-Mail-Adresse benutzt hat. Doch der saß gestern, als die Mail von der IP-Adresse eines Internetcafés aus, unweit des Salem State College, also ganz hier in der Nähe, versendet wurde, als stationärer Patient im McLean und hatte keinen Zugang zum Netz. Die eingesetzte Kreditkarte ist die von Erica Donahue, die sich, soweit bekannt, nie im Netz aufhält und einen Computer nicht mit der Kneifzange anrühren würde. Es erübrigt sich also die Feststellung, dass weder das FBI noch die Polizei glauben, sie oder ihr Sohn könnte den Bentley mit Fahrer geordert haben.
    Stattdessen geht man davon aus, dass Fielding die Mail geschickt hat. Vermutlich hat er sich die Kreditkartendaten von Erica Donahue im Taekwondo-Club besorgt, wo sie damit den Unterricht ihres Sohnes bezahlt hat, bis dieser hinausgeworfen wurde, weil er versucht hat, seinen Trainer zu treten  – meine rechte Hand, einen Großmeister und Inhaber des schwarzen Gürtels siebten Grades. Wie Fielding an Johnnys E-Mail-Adresse herangekommen ist, bleibt allerdings unklar, außer er hat den hilflosen und leichtgläubigen Jugendlichen irgendwie dazu verleitet, ihm sein Passwort zu verraten. Er könnte es auch anderweitig in Erfahrung gebracht haben.
    Der Chauffeur, dessen einziges Vergehen darin besteht, dass er sich nicht die Mühe gemacht hat, herauszufinden, wer Dr. Scarpetta ist,

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