Bastard
wieder reingehst. Der Boden da drin ist voll mit allem möglichen Mist, den du nicht überall verteilen möchtest. Wir wissen nicht einmal, womit genau wir es zu tun haben. Es könnte ja etwas sein, das wir noch nicht kennen. Jedenfalls steht fest, dass es sich nicht ausbreiten sollte. Es heißt zwar, das Aids-Virus würde nach dem Tod des Betroffenen nicht lange überleben, aber ich möchte es lieber nicht ausprobieren.«
»Was wurde bis jetzt erledigt?« Als ich den Overall entfalte, reißt der Wind ihn mir beinahe aus der Hand.
»Dinge, um die du dich nicht kümmern willst und die auch nicht dein Problem sein sollten.« Marino zwängt seine Pranken in violette Handschuhe.
»Ich kümmere mich um alles, was getan werden muss«, erinnere ich ihn.
»Wenn du da drinnen etwas anfassen willst, musst du die dicken Gummihandschuhe anziehen.« Marino tut es.
Am liebsten würde ich ihm eine patzige Antwort geben, nämlich dass ich nicht zum Gaffen hier bin. Natürlich werde ich etwas anfassen! Allerdings wäre es unter meiner Würde, zuzugeben, dass ich an einem Tatort erschienen bin wie ein Mitglied der Mannschaft, das Marino Bericht erstatten muss und demnächst vermutlich vor ihm salutieren wird. Außerdem habe ich natürlich längst verstanden, was Marino, Benton und die anderen im Schilde führen: Alle wollen nach Kräften verhindern, dass ich mir genau die Verfehlungen zuschulden kommen lasse, die Mrs. Donahue Fielding vorwirft. Nicht dass ich es auf einen Interessenkonflikt anlegen würde. Mir ist sehr wohl klar, dass ich nicht diejenige sein sollte, die
einen ehemaligen Mitarbeiter obduziert – und überdies einen, mit dem ich der Gerüchteküche zufolge in grauer Vorzeit ein Verhältnis gehabt haben soll.
Was ich allerdings nicht begreife, ist, warum mich die Situation nicht stärker mitnimmt. Doch momentan gilt die einzige Trauer, die ich empfinde, einem Hund namens Sock, der gerade auf einem Haufen aus Handtüchern im Führerhaus des CFC-Transporters schläft. Ich befürchte, bei seinem Anblick in Tränen auszubrechen, und fast jeder meiner Gedanken ist von Sorge um ihn geprägt. Wo soll er hin? Nicht ins Tierheim, das lasse ich nicht zu. Das Sinnvollste wäre, wenn Liam Saltz ihn nähme, aber der wohnt in England. Wie soll er den Hund dorthin schaffen, wenn nicht im Frachtraum eines Flugzeugs, und das kommt für mich auch nicht in Frage. Das arme Geschöpf hat im Leben schon genug mitgemacht.
»Sei einfach vorsichtig«, beendet Marino seine Einweisung, als ob er eine blutige Anfängerin vor sich hätte. »Und damit du Bescheid weißt: Der Transporter bringt die Proben in regelmäßigen Abständen ins Labor.«
Ja, auch das weiß ich, denn ich habe es selbst veranlasst. Ich beobachte, wie Benton zum Transporter zurückkehrt. Er telefoniert, und ich fühle mich überflüssig. Wie eine Außenseiterin. So, als wäre ich niemandem eine Hilfe und völlig unwichtig.
»Praktisch ununterbrochen. Inzwischen werden schon etwa dreißig bis vierzig DNA-Proben untersucht. Viele davon sind noch nicht völlig aufgetaut. Also liegst du vielleicht richtig, und wir haben Glück. Der Transporter liefert die Beweisstücke aus und kehrt dann wieder um. Er ist gerade unterwegs hierher«, verkündet Marino.
Ich bücke mich und schnüre den ersten Stiefel auf.
»Anne fährt wie der Teufel. Das wusste ich gar nicht. Ich hätte bei ihr eher einen Omastil vermutet, aber sie rutscht
mit der Kiste hier rum, als hätte sie Kufen. Wirklich beeindruckend«, plaudert Marino weiter. »Überhaupt schuften hier alle wie die Gehilfen des Weihnachtsmanns. Der General hat angeboten, zur Unterstützung Wissenschaftler aus Dover herzubeordern. Bist du noch immer dagegen?«
Im Moment weiß ich nicht, was ich will – abgesehen von einer Gelegenheit, mir selbst ein Bild vom Stand der Dinge zu machen, und das habe ich bereits klar geäußert.
»Das ist nicht deine Entscheidung«, antworte ich Marino, während ich den zweiten Stiefel öffne. »Ich erledige das.«
»Meiner Ansicht nach wäre es hilfreich, AFDIL an Bord zu holen«, entgegnet Marino in einem Tonfall, der meinen Argwohn weckt. Ich betrachte die braunen Kampfstiefel neben den Desinfektionswannen.
Dass Briggs hier ist, ist schon unangenehm genug. Außerdem habe ich den Verdacht, dass er nicht allein aus Dover hergekommen ist.
»Wer sonst noch?«, erkundige ich mich bei Marino, während ich mich an einen Haufen Mauersteine lehne, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Rockman
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