Bastard
oder Pruitt?«
»Colonel Pruitt.«
Noch jemand von der Army. Pruitt ist der Leiter von AFDIL, dem für DNA-Proben zuständigen Labor der Streitkräfte.
»Er und der General sind mit demselben Flugzeug gekommen«, fügt Marino hinzu.
Ich habe zwar keinen der beiden hergebeten, aber sie brauchten meine Erlaubnis auch nicht. Marino hat zugegeben, dass er sich an Briggs gewandt hat. Das hat er mir auf der Fahrt hierher am Telefon gebeichtet und hinzugefügt, er hoffe, ich hätte nichts dagegen, dass er sich diese Freiheit genommen habe. Briggs habe mich angeblich zuerst angerufen, und da ich nicht rangegangen sei, habe er sich auf die Suche
nach Marino gemacht. Briggs habe nach Eli, dem Toten aus Norton’s Woods, gefragt, worauf Marino ihm berichtet habe, was er über den Fall wisse. Anschließend habe er ihm »alles andere« erklärt, teilte Marino mir mit. Er hoffe, es würde mich nicht stören.
Ich habe erwidert, dass es mich durchaus stören würde. Allerdings ließe sich Geschehenes nun einmal nicht rückgängig machen. Das scheint bei mir in letzter Zeit zum Standardspruch zu werden, was ich Marino im Lauf des Telefonats im Auto auch gesagt habe. Einige Dinge seien nur seinetwegen passiert, habe ich hinzugefügt. So könne ich kein Institut leiten. Allerdings schwang zwischen den Zeilen mit, dass Briggs genau aus diesem Grund hier ist: nämlich, weil ich kein Institut leiten kann. Nicht so. Überhaupt nicht. Wäre ich in der Lage, das CFC so zu führen, wie die Regierung, das MIT, Harvard und alle anderen es von mir erwarten, würde jetzt niemand an diesem Tatort arbeiten müssen, weil es ihn gar nicht gäbe.
Mein gelber Overall ist steif und schneidet mir ins Kinn, als ich die grünen Gummistiefel anziehe. Marino schiebt die provisorische Sperrholztür beiseite. Dahinter ist eine schwere, durchsichtige Plastikplane mit Nägeln am Türrahmen befestigt wie ein Vorhang.
»Damit eines klar ist: Ich bin für die Beweiskette zuständig«, wiederhole ich meine Worte von vorhin. »Wir gehen genauso vor wie immer.«
»Wenn du es sagst.«
»Ich sage es.«
Dazu habe ich auch das Recht. Briggs steht nicht über dem Gesetz. Er muss sich an Zuständigkeiten halten, und die liegen in diesem Fall beim Staat Massachusetts und den jeweiligen Kommunen, wo die Verbrechen stattgefunden haben, ob es ihm nun passt oder nicht.
»Ich denke nur, dass alle Hilfe, die wir kriegen können …«, wendet Marino ein.
»Ich weiß, was du denkst.«
»Schau, es ist ja nicht so, dass es zu einem Prozess kommen wird«, spricht er weiter. »Fielding hat dem Commonwealth eine schöne Stange Geld gespart.«
20
Dichter Holzrauch liegt in der Luft, und ich bemerke, dass der Kamin an der gegenüberliegenden Wand mit teilweise verbrannten Holzstücken vollgestopft ist, auf denen sich aufgeplusterte Wolken einer weißlich grauen Asche abgesetzt haben. Sie ist so zart wie Spinnweben, allerdings geschichtet. Ein Material, das sauber verbrennt wie Baumwollstoff, denke ich. Oder ein teures Papier mit geringem Holzfaseranteil.
Die Person, die das Feuer angezündet hat, hat das bei geschlossener Esse getan. Es wird angenommen, dass es Fielding war, obwohl niemand wirklich eine Erklärung dafür zu haben scheint. Höchstens, dass er im Zustand geistiger Verwirrung gehofft hat, sein kleines Horrorkabinett würde bis auf die Grundmauern niederbrennen. Doch falls das seine Absicht gewesen sein sollte, hat er sich dabei nicht sehr geschickt angestellt. Ich erkenne einen Benzinkanister in der Ecke. Daneben sehe ich Lackdosen, Verdünner, Lumpen und Holzstöße. Wohin das Auge auch blickt, wimmelt es nur so von Möglichkeiten, mühelos eine Feuersbrunst zu entfachen, weshalb der Kamin keinen Sinn ergibt. Außer dass Fielding wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne war. Vielleicht wollte er ja auch nicht das Haus anzünden, sondern nur etwas verbrennen, womöglich um Beweismittel zu vernichten. Er oder ein anderer.
Im wenig schmeichelhaften Licht der provisorischen Niedervoltleuchten mit den Glühbirnen hinter Gittern, die in unregelmäßigen Abständen an Haken von Stangen hängen, schaue ich mich im Raum um. Auf einer alten, zerkratzten und mit Lackspritzern überzogenen Werkbank liegen mechanische Werkzeuge, Klemmen, Bohreraufsätze und Pinsel.
Ich sehe auf Plastikbehälter mit L-förmigen Parkettnägeln und Schrauben sowie Elektrowerkzeuge, zum Beispiel einen Bohrer mit Schraubendreheraufsätzen, eine Kreissäge, einen Winkelschleifer und eine
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