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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nur der verdammten Schweinegrippe zu verdanken haben?« Er starrt immer noch durch die staubige alte Fensterscheibe in den strahlenden Tag hinaus. »Wenn der leibliche Vater seiner Stieftochter nicht krank geworden wäre, hätte Liam Saltz nicht das Vergnügen gehabt, sie bei ihrer Hochzeit zum Altar zu führen. Dann wäre er nicht in letzter Minute in die USA, nach Cambridge und nach Norton’s Woods gekommen. Und in diesem Fall hätte Jack Eli kein gottverdammtes Injektionsmesser in den Rücken zu rammen brauchen.«
    »Damit er Dr. Saltz nicht das erzählt, was Sie gerade mir erzählt haben.«
    »Leider können wir Jack nicht mehr fragen.«
    »Vielleicht wäre diese Tätigkeit für mich ja nachvollziehbar,
wenn Eli Dr. Saltz oder sonst jemandem mitteilen wollte, dass Jack mit Sperma handelt, das er heimlich Leichen abgezapft hat. Das wäre möglicherweise ein Motiv.«
    »Wir können nicht mehr feststellen, was Eli wusste. Allerdings war er sicher über Jacks Drogenprobleme im Bilde und kannte ihn offenbar gut genug, um eine seiner Pistolen mit sich herumzutragen. Jack ist gewiss ziemlich mulmig geworden, als er von der Polizei in Cambridge erfuhr, der Tote habe eine Glock mit entfernter Seriennummer bei sich gehabt. «
    »Anscheinend haben Sie Ihre Informationen von Marino. Und der hat Ihnen alles so erzählt, als handelte es sich um unumstößliche Tatsachen. Stimmt aber nicht. Es ist nur eine Theorie. Wir haben keine greifbaren Beweise dafür, dass Jack jemanden umgebracht hat.«
    »Er hat mit Schwierigkeiten gerechnet. So viel können wir mit Bestimmtheit sagen«, entgegnet Briggs.
    »Sofern man überhaupt etwas mit Bestimmtheit sagen kann. Ich bin auch der Ansicht, dass er die Glock nicht ohne guten Grund aus dem Labor mitgenommen hat. Meine Frage ist nur, ob er sein eigenes Verbrechen tarnen oder jemanden decken wollte.«
    »Ihm war eindeutig klar, dass wir die Seriennummer wiederherstellen und ihn als Eigentümer der Pistole identifizieren können.«
    »›Wir‹«, erwidere ich. »Dieses Wort höre ich in letzter Zeit ständig.«
    »Mir ist klar, wie Sie die Dinge sehen.« Briggs stützt die Hände aufs Fensterbrett und beugt sich vor, als hätte er Schmerzen unten am Rücken. »Sie glauben, dass ich Ihnen etwas wegnehmen will. Sie sind wirklich davon überzeugt.« Er lächelt finster. »Captain Avallone war im letzten Herbst hier.«

    »Jemand in so untergeordneter Position? Damit niemand Verdacht schöpft?«
    »Genau. Damit alles ganz beiläufig wirkt. Eine kleine Stippvisite, ein Zwischenstopp. Der Hintergrund war jedoch, dass uns unschöne Dinge darüber zu Ohren gekommen waren, wie Ihr Stellvertreter das CFC leitet. Sicher muss ich nicht eigens betonen, dass wir großes Interesse an diesem Institut haben. Ebenso wie das MIT, das Verteidigungsministerium und noch viele andere Leute. Sie dürfen es nicht gegen die Wand fahren.«
    »Offenbar habe ich hier sowieso nichts mehr zu sagen«, entgegne ich. »Ich habe es gründlich vermasselt, bevor ich überhaupt angefangen habe …«
    »Sie haben gar nichts vermasselt«, unterbricht er mich. »Mich trifft genauso viel Schuld. Sie haben Jack eingestellt oder, besser ausgedrückt, seiner Bitte entsprochen, wieder bei Ihnen anfangen zu können. Und ich habe Sie nicht daran gehindert, obwohl ich es, verdammt noch mal, hätte tun sollen. Aber ich wollte Sie nicht übergehen, auch wenn es meine Pflicht gewesen wäre, Ihnen bei dieser Entscheidung in den Arm zu fallen. Doch ich dachte mir, dass Sie in vier Monaten ohnehin wieder zu Hause sind. In meinen kühnsten Träumen habe ich mir nicht ausgemalt, wie viel Schaden der Mann in so kurzer Zeit anrichten würde. Niemand konnte ahnen, dass er sich mit den Laborratten von Otwahl zusammentun, Drogen nehmen und immer mehr durchdrehen würde.«
    »Haben Sie deshalb meine Abreise aus Dover wieder und wieder hinausgezögert? Um eine neue Leitung für das CFC zu finden und mich zu ersetzen?« Ich gebe mich so kühn wie möglich.
    »Ganz im Gegenteil. Ich wollte Sie aus der Schusslinie halten. Es sollte nichts auf Sie zurückfallen. Deshalb habe ich Ihre Abreise so oft verschoben, wie ich konnte, ohne dass Sie mich
wegen Freiheitsberaubung verklagen. Und dann kriegt der Brautvater in London die verdammte Schweinegrippe, und eine Leiche fängt zu bluten an. Im nächsten Moment taucht Ihre Nichte mit dem Hubschrauber in Dover auf. Ich habe versucht, Sie zum Bleiben zu überreden, indem ich Ihnen anbot, den Toten nach Dover zu

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