Bastard
geformt hat.
»Die sich selbst vermehrende Version ist es, die uns am meisten zu schaffen macht. Nicht auszudenken, so ein Ding im Körper zu haben«, fügt er hinzu. Ich bin von der unerschütterlichen Gewissheit erfüllt, dass General John Briggs und ich verstehen, was Fielding empfunden hat und wie sehr er mich gleichzeitig bewundert und verabscheut haben muss.
Ich kann nachvollziehen, wie furchterregend und dennoch atemberaubend es ist, von jemandem überwältigt zu werden. Wie bei einer Droge, schießt es mir durch den Kopf. Einer Sucht, von der man sich verzweifelt befreien will und an die man sich ebenso verzweifelt klammert. Briggs wird immer
diese Wirkung auf mich ausüben, denke ich. In diesem Leben werde ich wohl nicht darüber hinwegkommen.
»Außerdem ermöglicht der sich selbst vermehrende Roboter eine Langzeitdosierung beispielsweise von Testosteron«, sagt Briggs. Ich spüre seine Kraft und seinen Tatendrang, und ich bemerke, wie dicht wir zusammenstehen, voneinander angezogen, so wie immer, was nie hätte sein dürfen. »Eine Droge wie PCP dupliziert sich natürlich nicht selbst, wäre also eine Sackgasse. Sie muss immer wieder zugeführt werden, zum Beispiel, indem der Proband das Nasenspray erneut anwendet, sich eine Spritze geben lässt oder ein weiteres mit biologisch abbaubaren Nanorobotern versetztes Pflaster auf die Haut klebt. Einen Stoff, den der Körper jedoch natürlich herstellt, könnte man so manipulieren, dass er sich erneuert. Der Nanoroboter würde sich vermehren, in den Arterien ungehindert durch den Körper treiben und an Zielorganen wie dem Frontalkortex des Gehirns andocken, ohne eine Batterie zu brauchen. Er treibt sich selbst an und erschafft sich immer wieder neu.«
Als Briggs mich betrachtet, sind seine Augen hart. Allerdings spiegelt sich etwas in ihnen, das er schon immer für mich empfunden hat, eine Zuneigung, die so dauerhaft wie zwiegespalten ist. Ich erinnere mich noch deutlich, wie wir im Walter Reed waren, als uns die Zukunft noch Geheimnisse und grenzenlose Möglichkeiten verhieß. Er war älter als ich und schüchterte mich ein. Ich war ein Wunderkind. Er nannte mich Major Wunderkind. Als ich dann aus Südafrika zurückkehrte und nach Richmond zog, meldete er sich jahrelang nicht mehr bei mir. Was uns verbunden hatte, war vielschichtig und schwer zu fassen. Wenn ich in seiner Nähe bin, muss ich wieder daran denken.
»Wir würden keine Kriege mehr brauchen«, fährt er fort. »Zumindest nicht solche, wie wir beide sie kennen, Kay.
Wir stehen an der Schwelle einer neuen Welt, in der uns die Kriege von damals unkompliziert und menschlich erscheinen werden.«
»Jack Fielding war nicht diese Art von Wissenschaftler«, wende ich ein. »Er hat die Pflaster nicht hergestellt und hätte vermutlich entsetzt abgewinkt, wenn jemand von ihm verlangt hätte, sich von Nanorobotern Drogen verabreichen zu lassen. Es würde mich wundern, wenn er überhaupt gewusst hat, was ein Nanoroboter ist, oder auch nur geahnt, was er seinem Körper da antat. Vermutlich wiegte er sich in dem Glauben, dass es sich um eine neue Sorte von Steroiden handelte, ein Designer-Steroid, etwas, das seinen Muskelaufbau unterstützen, seine vom jahrelangen Missbrauch chronisch gewordenen Schmerzen lindern und ihm einen Vorteil im Kampf gegen das Altern verschaffen würde. Er fand es entsetzlich, älter zu werden. Ein alter Mensch zu sein war für ihn eine Schreckensvorstellung.«
»Nun, diese Sorge ist er jetzt los.«
Ja, das ist er, so viel steht fest. Doch ich sage: »Ich bin hundertprozentig sicher, dass er nicht aus Angst vor dem Alter Selbstmord begangen hat. Ja, ich bezweifle sogar stark, dass wir es überhaupt mit einem Suizid zu tun haben.«
»Wie ich gehört habe, wurden Sie einem seiner Pflaster ausgesetzt«, meint Briggs. »Das tut mir leid, obwohl Sie andernfalls wahrscheinlich keinen Verdacht geschöpft hätten. Kay Scarpetta auf Droge. Eine interessante Vorstellung. Schade, dass ich nicht dabei war.«
Sicher hat Benton es ihm erzählt.
»So sieht unser Problem aus, Kay«, spricht Briggs weiter. »Unsere schöne neue Welt, das, was ich als Neuroterrorismus bezeichne. Das Pentagon tut es übrigens auch. Das ist unsere große Angst. Wer uns den Verstand raubt, hat schon gewonnen und kann uns sogar in den Selbstmord treiben, wodurch
die Bösen sich die Mühe sparen, sich die Hände schmutzig zu machen. In Afghanistan könnte man unseren Jungs Opium, Benzodiazepine, Halluzinogene oder
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