Bastard
bringen, aber Sie haben sich geweigert. Und jetzt haben wir wieder mal ein Problem.«
»Wäre nicht das erste.«
»Wir haben schon viele Krisen durchgestanden. Und es werden noch weitere kommen.«
»Sie haben Lucy also nicht beauftragt, mich abzuholen?«
»Nein. Außerdem glaube ich nicht, dass sie Befehle von mir entgegennehmen würde. Gott sei Dank ist sie nie auf den Gedanken gekommen, zur Army zu gehen. Sie wäre im Militärgefängnis gelandet.«
»Und Sie haben sie auch nicht aufgefordert, mein Büro zu verwanzen?«
»Ein beiläufiger Vorschlag, um in Sachen Jack auf dem Laufenden zu bleiben.«
»Bei ihnen klingt ein beiläufiger Vorschlag so, als würde ein Kannibale jemanden spontan zum Abendessen einladen.«
»Ein interessanter Vergleich.«
»Die Leute hören auf Ihre Vorschläge, und Sie wissen das genau.«
»Lucy hört nur, wenn es ihr passt.«
»Was ist mit Captain Avallone? Hat sie mit Jack unter einer Decke gesteckt? Wollten die beiden an meinem Stuhl sägen?«
»Ganz und gar nicht. Ich habe Ihnen doch erklärt, warum sie dem Institut im letzten November einen Besuch abgestattet hat. Sie steht auf Ihrer Seite.«
»So sehr, dass sie Jack von Kapstadt erzählt hat.« Es überrascht mich selbst, dass ich es laut ausspreche.
»Das hat sie nicht. Sophia weiß nichts von Kapstadt.«
»Woher wusste es dann Julia Gabriel?«
»Als sie Sie am Telefon angeschrien hat? Ich verstehe«, erwidert er, als hätte ich gerade eine Frage beantwortet. Allerdings habe ich gar nicht bemerkt, dass er eine gestellt hat. »Ich stand vor Ihrer Tür, weil ich eigentlich mit Ihnen reden wollte, und konnte hören, dass Sie drinnen telefonierten. Offenbar waren Sie sehr beschäftigt. Sie hat auch mit mir gesprochen. Und noch mit einer ganzen Reihe von anderen Leuten, nachdem sie das Gerücht aufgeschnappt hatte, dass wir in Dover den Leichen stets Sperma abnehmen und dass das in jedem rechtsmedizinischen Institut so praktiziert wird, was ja absoluter Schwachsinn ist. Wir würden so etwas niemals ohne vorherige offizielle Genehmigung tun. Sie hatte diesen Eindruck gewonnen, weil Jack es heimlich im CFC betrieb, so zum Beispiel bei dem Mann, der in Boston an seinem Hochzeitstag bei einem Taxiunfall starb. Der Mann hatte Verbindung mit Mrs. Gabriels Sohn. Nun verstehen Sie vermutlich, wie sie auf den Gedanken gekommen ist, für ihren Sohn Peter denselben Eingriff zu fordern.«
»Sind Sie sicher, dass Sie keine privaten Informationen über mich besitzt und es nicht persönlich gemeint hat?«
»Warum nehmen Sie diese Beschimpfungen überhaupt ernst?«, erwidert er.
»Ich glaube, das wissen Sie ganz genau, John.«
»Dass Mrs. Gabriel auf konkrete Ereignisse angespielt hat, ist vollkommen ausgeschlossen. Sie ist wütend und auf dem Kriegspfad und hat nur ihrem Ärger Luft gemacht, als sie Ihnen am Telefon dieselben Schmähungen an den Kopf geworfen hat wie mir und noch einigen anderen Leuten in Dover. Heuchler. Rassisten. Nazis. Faschisten. Viele meiner Mitarbeiter haben sich an diesem Vormittag diese reizenden Kosenamen anhören dürfen.«
Briggs tritt vom Fenster zurück und nimmt seinen Laptop
vom Fensterbrett, seine Art, mir mitzuteilen, dass er gehen muss. Er kann kein Gespräch führen, das länger als zwanzig Minuten dauert. Unsere Unterhaltung gerade eben war schon ziemlich lang für ihn, hat seine Geduld auf die Probe gestellt und ist ihm in vielerlei Hinsicht zu persönlich gewesen.
»Übrigens könnten Sie mir einen Gefallen tun, über den ich mich sehr freuen würde«, sagt er. »Bitte hören Sie auf, herumzuerzählen, dass ich MORT für die beste Erfindung aller Zeiten halte.«
Benton , denke ich. Offenbar sind die beiden inzwischen richtige Kumpel.
»Das stimmt so nämlich nicht, aber ich habe den Eindruck, dass Sie es so in Erinnerung behalten haben«, fährt Briggs fort. »Wenn man allerdings die Wahl hat, ob ein Toter von einem Roboter vom Schlachtfeld geborgen wird oder ob ein lebendiger Mensch dabei Kopf und Kragen riskiert – was ist das geringere Übel? Es gibt keine richtige Entscheidung, nur zwei falsche. Sie hatten nicht recht. Ich auch nicht.«
»Dann belassen wir es dabei«, erwidere ich. »Dann haben wir eben beide eine falsche Entscheidung gefällt.«
»Ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal gewesen«, murmelt er.
Gemeinsam verlassen wir das Haus des Schiffskapitäns und kommen auf unserem Weg durch Zimmer, in denen ich bereits gewesen bin. Jeder Raum wirkt kahl und bedrückend,
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