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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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abgesagt. Er ist schon zum dritten Mal abgesagt worden, ebenso wie sich meine Rückkehr immer wieder verschoben hat.«
    »Ja. Ziemlich viele Zufälle.«
    Möglicherweise sägt Briggs ja ganz bewusst an meinem Ast. Es wäre doch ein toller Trick, mich auf eine wichtigere Aufgabe, die wichtigste in meinem bisherigen Leben, vorzubereiten und mich gleichzeitig systematisch unsichtbar zu machen. Mich zum Schweigen zu bringen. Mich letztlich loszuwerden. Allein die Vorstellung ist erschreckend. Ich fasse es nicht.
    »Du musst herauskriegen, wer diese Zufälle arrangiert hat«, verkündet Benton. »Damit will ich nicht behaupten, dass Briggs unser Machiavelli ist. Er ist nicht das Pentagon an sich, sondern nur ein Rädchen in einem sehr großen Getriebe.«
    »Ich weiß, wie sehr du ihn verabscheust.«
    »Es ist der Apparat, den ich verabscheue. Aber er wird immer da sein. Du musst nur dafür sorgen, dass du ihn durchschaust, um nicht von ihm vereinnahmt zu werden.«
    Schnee prasselt gegen die Windschutzscheibe, während wir vorbei an offenen Feldern und durch dichte Wälder fahren. Rechts von uns fließt ein Bach dicht an der Leitplanke vorbei, als wir eine Brücke überqueren. Sicher ist die Luft kälter hier. Die Schneeflocken sind klein und gefroren, und das Wetter ändert sich alle paar Meter, was ich ziemlich beunruhigend finde.

    »Mrs. Donahue ist darüber im Bilde, dass der Chief Medical Examiner und Leiter des CFC, ein Mensch namens Dr. Scarpetta, Jacks Boss ist«, meint Benton. »Das muss so sein, denn sie hat sich immerhin die Mühe gemacht, dir etwas per Boten zu schicken. Aber vielleicht ist das ja alles, was sie weiß«, fasst er zusammen.
    »Lass uns das Ding anschauen.« Ich will das Kuvert.
    »Es gehört ins Labor.«
    »Sie weiß, dass ich Jacks Boss bin, denkt aber, ich sei ein Mann.« Das klingt absurd, ist jedoch möglich. »Sie hätte mich nur zu googeln brauchen.«
    »Es gibt auch Leute, die nicht googeln.«
    Ich halte mir vor Augen, wie leicht ich vergesse, dass auf dieser Welt noch immer Menschen leben, die nicht auf dem neuesten Stand der Technik sind – selbst solche, die einen Chauffeur beschäftigen und einen Bentley besitzen. Die Rücklichter des Wagens sind weit vor uns auf der schmalen, zweispurigen Straße zu sehen. Sie werden immer kleiner und entfernen sich.
    »Hast du dem Chauffeur deinen Ausweis gezeigt?«, frage ich.
    »Was glaubst du?«
    Natürlich würde Benton so etwas nicht tun. »Also hat er keinen Verdacht geschöpft, dass du nicht ich sein könntest.«
    »Ich habe ihn in dem Glauben gelassen.«
    »Wahrscheinlich wird Mrs. Donahue jetzt weiterhin denken, dass Jack für einen Mann arbeitet. Merkwürdig, dass Jack ihr zwar erklärt hat, wie man mich findet, allerdings ohne einen Hinweis, woran der Fahrer mich erkennen kann. Er hätte ihr wenigstens mitteilen können, dass ich eine Frau bin. Offenbar hat er sich sogar die verräterischen Pronomen gespart. Wirklich eigenartig. Keine Ahnung, warum.« Unsere Theorie überzeugt mich nicht. Ich finde sie irgendwie nicht plausibel.

    »Mir war gar nicht klar, dass du solche Zweifel an Jack hast. Nicht, dass sie nicht gerechtfertigt wären.« Benton versucht, mir etwas zu entlocken. Das ist der FBI-Agent in ihm. Ich habe ihn schon eine Weile nicht mehr so erlebt.
    »Ich hatte, was ihn angeht, nur mein übliches Bauchgrimmen und habe wie immer die Augen vor den Problemen verschlossen«, antworte ich. »Die Informationen reichten nicht, um sich mehr Sorgen zu machen als sonst.« Auf diese Weise möchte ich Benton auffordern, mir die fraglichen Informationen zu geben, falls er sie besitzt. Du musst vor mir keine Geheimnisse haben.
    Aber er hat sie. Schweigend starrt er geradeaus, so dass sich sein Profil scharf von der Armaturenbrettbeleuchtung abhebt. So ist es bei uns schon immer. Am Anfang unserer Beziehung stand ein Ehebruch, denn Benton war damals mit einer anderen Frau verheiratet. Wir wissen beide, wie man seine Mitmenschen täuscht. Ich bin nicht stolz darauf und wünschte, es wäre beruflich nicht nötig. Insbesondere nicht in diesem Augenblick. Benton übt sich in Heimlichtuerei, während ich die Wahrheit hören will. Und muss.
    »Schau, wir beide wissen, wie er ist. Und ja, ich war seit der Eröffnung des CFC untergetaucht«, fahre ich fort. »Ich war in einer anderen Welt und habe mein Bestes getan, um alles aus der Entfernung zu organisieren und gleichzeitig achtzehn Stunden am Tag zu schuften. Ich hatte nicht einmal Zeit, mit

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