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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schon an Bord. Mist, du wirst noch Augen machen«, fügt er mit Grabesstimme hinzu.
    »Wir unterhalten uns im Büro.« Benton will, dass er den Mund hält.
    »Was zum Teufel wissen wir über ihn? Was führt er im Schilde, verdammt? Es wird langsam Zeit, dass du aufhörst, ihn in Schutz zu nehmen. Umgekehrt tut er es nämlich eindeutig nicht«, sagt Marino zu mir.
    »Wir sollten später darüber sprechen«, entgegnet Benton drohend.
    »Der will dich reinlegen«, meint Marino zu mir.
    »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.« Bentons Tonfall wird schneidend.
    »Er ist scharf auf deinen Job. Oder vielleicht gönnt er ihn dir einfach nicht.« Marino betrachtet mich, steckt die Hände in die Taschen seiner Lederjacke und tritt vom Fenster zurück. »Willkommen daheim, Doc.« Schneeflocken wehen ins Wageninnere und landen feuchtkalt auf meinem Gesicht und
Hals. »Es ist gut, daran erinnert zu werden, wem du wirklich trauen kannst, oder?« Er starrt mich an, während ich das Fenster schließe.
    An den Tragflächen der geparkten Flugzeuge blinken rotweiße Antikollisionslämpchen, als wir langsam über die Rampe zum Sicherheitstor rollen, das gerade aufgegangen ist.
    Der Bentley fährt hindurch, wir folgen. Ich stelle fest, dass er Kennzeichen aus Massachusetts hat, auf denen nicht das Wort Fahrdienst eingestanzt ist. Das heißt, dass der Wagen nicht einer Autovermietung gehört. Das wundert mich nicht. Bentley sind selten, insbesondere in dieser Gegend, wo die Menschen, auch die Besitzer von Privatflugzeugen, zurückhaltend und umweltbewusst sind. Ich sehe nur selten einen Bentley oder Rolls-Royce. Die meisten fahren Toyota oder Saab. Wir passieren das Verwaltungsgebäude von Signature, einer der wenigen Fluggesellschaften im zivilen Teil des Flugplatzes. Ich lege die Hand auf Bentons Jackentasche aus weichem Wildleder, ohne den cremeweißen Briefumschlag zu berühren, der ein winziges Stück herauslugt.
    »Möchtest du mir nicht endlich erklären, was das gerade war?« Offenbar hat man ihm einen Brief übergeben.
    »Niemand hätte wissen dürfen, dass du gerade gelandet bist. Auch nichts über dich persönlich oder deinen Aufenthalt. Und damit basta«, entgegnet Benton. Seine Miene und seine Stimme sind hart. »Anscheinend hat sie im CFC angerufen, und Jack hat es ihr erzählt. Sie hat ganz sicher dort angerufen, und wer außer Jack käme in Frage?«
    Wie er es ausspricht, klingt es nicht nach einer Frage. Ich habe keine Ahnung, worauf er anspielt.
    »Ich begreife nicht, warum er oder überhaupt jemand mit ihr gesprochen hat, verdammt«, fährt Benton fort. Allerdings bin ich überzeugt, dass er sehr wohl versteht, wovon er redet.
Sein Tonfall sagt nämlich das genaue Gegenteil aus. Ich merke ihm an, dass er nicht einmal überrascht ist.
    »Wer?« Ich habe nämlich keine Ahnung. »Wer hat im CFC angerufen?«
    »Johnny Donahues Mutter. Offenbar ist das ihr Fahrer.« Er zeigt auf den Wagen vor uns.
    Die Scheibenwischer quietschen, als sie über die Scheibe gleiten und den Schnee beiseiteschieben, der sich beim Auftreffen auf das Glas in Matsch verwandelt. Ich betrachte die Rücklichter des Bentley und versuche, mir auf Bentons Worte einen Reim zu machen.
    »Wir sollten uns das Ding einmal anschauen.« Damit meine ich das Kuvert in seiner Tasche.
    »Es ist ein Beweisstück und sollte im Labor untersucht werden«, erwidert er.
    »Ich will aber wissen, was es ist.«
    »Heute Morgen bin ich mit Johnnys Begutachtung fertig geworden«, erklärt Benton. »Mir ist bekannt, dass seine Mutter einige Male im CFC angerufen hat.«
    »Woher?«
    »Johnny hat es mir gesagt.«
    »Ein Psychiatriepatient sagt dir etwas. Und das ist für dich eine zuverlässige Information?«
    »Ich habe seit seiner Einweisung insgesamt fast sieben Stunden mit ihm verbracht und glaube nicht, dass er einen Mord auf dem Gewissen hat. Es gibt da zwar eine ganze Reihe von Dingen, die ich ihm nicht glaube. Allerdings halte ich es auf der Grundlage dessen, was ich weiß, für gut möglich, dass seine Mutter im CFC anruft.«
    »Sie kann doch nicht ernsthaft annehmen, dass wir den Fall Mark Bishop mit ihr erörtern würden.«
    »Heutzutage halten die Menschen jede Information für öffentliches Eigentum, auf das sie ein Recht haben«, meint
er, und es ist nicht seine Art, Mutmaßungen anzustellen oder sich in Allgemeinplätzen zu ergehen. »Mrs. Donahue hat ein Problem mit Jack«, ergänzt Benton.
    »Johnny hat dir erzählt, seine Mutter hätte ein Problem mit Jack.

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