Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
meinen Mitarbeitern zu telefonieren. Wir haben nur elektronisch kommuniziert und E-Mails und PDF-Dateien ausgetauscht. Gesehen habe ich kaum jemanden. Ich hätte Jack unter diesen Umständen niemals die Leitung übertragen dürfen. Indem ich ihn wieder eingestellt und dann die Stadt verlassen habe, habe ich uns allen genau die Suppe eingebrockt, die wir jetzt auslöffeln müssen. Du hast mich gewarnt, und du warst nicht der Einzige.«

    »Du wolltest einfach nicht sehen, dass dieser Mann ein ernsthaftes Problem darstellt«, merkt Benton in einem Tonfall an, der mich noch mehr aus dem Konzept bringt. »Obwohl du ausreichend Erfahrung mit ihm gemacht hast. Wenn wir uns mit einer Sache nicht abfinden können, weil sie unerträglich für uns ist, werden alle Beweise der Welt nichts daran ändern. Du schaffst es nicht, ihm gegenüber objektiv zu sein, Kay, und ich bin nicht sicher, ob ich den Grund verstehe.«
    »Du hast recht, und ich ärgere mich über mich selbst.« Ich räuspere mich, damit meine Stimme zu zittern aufhört. »Und es tut mir leid.«
    »Ich weiß nur nicht, ob ich je dahinterkommen werde.« Benton wirft mir einen Seitenblick zu. Er hat beide Hände am Steuer. Wir sind allein auf einer verschneiten, schlechtbeleuchteten Straße und fahren durch die winterliche Dunkelheit. Der Bentley vor uns ist nicht mehr zu sehen. »Ich verurteile dich nicht.«
    »Er setzt sein Leben in den Sand und braucht mich jetzt wieder.«
    »Es ist nicht deine Schuld, dass er sein Leben in den Sand setzt, außer du verschweigst mir etwas. Aber eigentlich wäre es auch in diesem Fall nicht dein Fehler. Menschen ruinieren ihr Leben nämlich selbst. Sie haben dazu keine Hilfe nötig.«
    »Das stimmt nicht ganz. Was ihm als Kind zugestoßen ist, hat er sich nicht ausgesucht.«
    »Auch das ist nicht deine Schuld«, wendet Benton ein, als wüsste er mehr über Fieldings Vergangenheit als die wenigen Einzelheiten, die ich kenne und ihm anvertraut habe. Ich habe stets darauf geachtet, meine Mitarbeiter, insbesondere Fielding, nicht auszuhorchen. Denn ich bin gut genug über die Tragödien seiner Jugendjahre im Bilde, um zu erspüren, worüber er nicht sprechen möchte.
    »Mir ist klar, wie dumm das klingt«, füge ich hinzu.

    »Nicht dumm. Es ist nur ein Drama, das immer wieder dasselbe Ende nehmen wird. Ich habe nie ganz begriffen, warum du dich verpflichtet fühlst, dabei mitzuspielen. Außerdem habe ich den Eindruck, dass etwas geschehen ist. Etwas, das du mir nie erzählt hast.«
    »Ich erzähle dir alles.«
    »Wir wissen, dass das für uns beide nicht stimmt.«
    »Vielleicht sollte ich mich einfach an die Toten halten.« Ich höre, wie verbittert ich klinge. Der Widerwille sickert durch die Barrieren, die ich den Großteil meines Lebens so sorgfältig errichtet habe. Vielleicht habe ich ja verlernt, ohne sie zu existieren.
    »Sag so etwas nicht«, erwidert Benton leise.
    »Mit Jack wird es keine Schwierigkeiten mehr geben. Dieses Drama ist vorbei, das verspreche ich dir. Vorausgesetzt, er hat es nicht schon selbst beendet, indem er seinen Job hingeworfen hat. Das hat er nämlich schon öfter getan. Er muss gefeuert werden.«
    »Er ist nicht du, war es nie und wird es auch niemals sein. Außerdem ist er nicht dein Kind, verdammt.« Benton hält die Lage für einfacher, als sie ist.
    »Ich muss ihm kündigen«, beharre ich.
    »Er ist ein sechsundvierzigjähriger Rechtsmediziner, der weder das in ihn gesetzte Vertrauen verdient hat noch sonst irgendetwas, das du für ihn tust.«
    »Du bist also fertig mit ihm.«
    »Du bist fertig mit ihm. Ich fürchte, es stimmt, und du wirst ihm kündigen müssen«, sagt Benton, als wäre die Entscheidung bereits gefallen und läge nicht bei mir. »Weshalb hast du so ein schlechtes Gewissen?« In seinem Tonfall und Verhalten ist etwas, das ich nicht zu fassen bekomme. »Damals in Richmond, als du angefangen hast, mit ihm zusammenzuarbeiten. Warum das schlechte Gewissen?«

    »Tut mir leid, dass ich so viele Probleme verursache«, weiche ich seiner Frage aus. »Ich habe das Gefühl, alle enttäuscht zu haben. Entschuldige, dass ich nicht hier war. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich es bedaure. Ich übernehme die Verantwortung für Jack und lasse nicht zu, dass es so weitergeht. «
    »Für manche Dinge solltest du nicht die Verantwortung übernehmen. Du kannst nichts dagegen tun, und ich werde dich immer wieder daran erinnern. Aber wahrscheinlich wirst du trotzdem glauben, dass es deine Schuld

Weitere Kostenlose Bücher