Bastard
den Kopfhörer bewegt, also möglicherweise beiseitegetreten«, meint Benton.
»Diesen Gedanken hatte ich auch schon«, erwidere ich.
»Etwa jemand, der ihm helfen wollte?«, fragt Marino. »Leute, die sich um ihn gedrängt haben, bis der Kopfhörer unter der Bank gelandet ist?«
»Oder jemand hat es absichtlich getan.« Mir ist nämlich noch etwas aufgefallen.
Ich klicke mich durch die Diashow und halte bei einem Foto an, das sein linkes Handgelenk darstellt. Nachdem ich den Chronographen vergrößert habe, hole ich das Zifferblatt aus Kohlefaser näher heran. Der Zeitstempel auf dem Foto lautet 17:17, der Moment, in dem der Polizist die Aufnahme gemacht hat. Allerdings zeigt der Chronograph 22 Uhr 14, also fünf Stunden später, an.
»Als du ihm heute Morgen die Uhr abgenommen hast«, wende ich mich an Marino, »war sie anscheinend stehengeblieben. Bist du sicher, dass es sich nicht um einen Zeitunterschied zur hiesigen Ortszeit gehandelt hat?«
»Nein, sie stand«, entgegnet er. »Wie bereits gesagt, ist es eine mechanische Automatikuhr, und sie hat irgendwann frühmorgens den Geist aufgegeben. So etwa gegen vier.«
»Offenbar war sie fünf Stunden später als Ostküsten-Standardzeit eingestellt.« Ich deute auf das Foto.
»Gut, dann muss sie gegen elf Uhr Ortszeit stehengeblieben sein«, antwortet Marino. »Also war sie erstens falsch gestellt und hat zweitens schlappgemacht.«
»Vielleicht war er noch in einer anderen Zeitzone, weil er gerade aus dem Ausland kam«, schlägt Benton vor.
»Sobald wir hier fertig sind, mache ich mich auf die Suche nach seiner Wohnung«, verkündet Marino.
Ich überprüfe die Qualitätskontrollnummern im Verzeichnis, um mich zu vergewissern, dass die Standardabweichung bei null liegt und dass Lärmpegel und Variationsbreite des Systems im Normalbereich sind.
»Alles bereit?«, frage ich die anderen.
Ich kann die Aufnahme kaum erwarten, weil ich unbedingt ins Innere dieses Mannes hineinschauen will.
»Wir machen ein Topogramm und sichern den Datensatz. Anschließend kommt die 3-D-Aufnahme mit mindestens fünfzig Prozent Überlappung«, weise ich Anne an, während sie einen Knopf drückt, damit der Tisch ins Gerät fährt. »Allerdings ändern wir den Ablauf und fangen nicht mit dem Kopf an, sondern mit dem Brustkorb. Aber natürlich benutzen wir die Glabella als Vergleichspunkt.«
Damit meine ich die Stelle zwischen den Augenbrauen oberhalb des Nasenrückens, die wir zur räumlichen Orientierung benutzen.
»Ein Querschnitt der Brust, genau dem von Ihnen markierten interessanten Bereich entsprechend.« Bei der Rückkehr in den Kontrollraum gehe ich die Liste durch. »Eine In-situ-Ortung der Wunde. Wir isolieren den Bereich sowie sämtliche damit zusammenhängende Verletzungen und Hinweise im Wundkanal.«
Ich setze mich zwischen Ollie und Anne. Marino und Benton holen sich Stühle und nehmen hinter uns Platz. Durch die Glasscheibe kann ich die nackten Füße des Mannes aus der Röhre ragen sehen.
»Auto- und Smart-MT, Geräuschindex achtzehn. Segmentrotation null Komma fünf, Detektorkonfiguration null
Komma sechs zwei fünf«, weise ich an. »Sehr dünne Scheiben, höchste Auflösung. Zehn Millimeter Parallelsetzung.«
Als sich die Sensoren in der Röhre des Geräts zu drehen beginnen, höre ich ein elektronisches Pulsieren. Die erste Aufnahme dauert sechzig Sekunden. Ich beobachte alles in Echtzeit am Computerbildschirm, bin mir jedoch nicht sicher, was ich da sehe. Jedenfalls sollte es nicht so etwas sein. Mein erster Gedanke ist, dass das Gerät defekt sein könnte. Vielleicht zeigt der Monitor ja auch die Aufnahmen eines anderen Patienten an, weil die falsche Datei geöffnet wurde. Was um Himmels willen ist das?
»Mein Gott«, flüstert Ollie und betrachtet stirnrunzelnd die in ein Gitternetz eingepassten Aufnahmen, die so seltsam sind, dass es nur ein Fehler sein kann.
»In Zeit und Raum orientieren. Wir wollen die Wunde von hinten nach vorn, von rechts nach links und aufwärts ausrichten«, weise ich an. »Verbinden Sie die Punkte, um den Verlauf des Wundkanals zu ermitteln, sofern man davon überhaupt sprechen kann. Ein Wundkanal, der einfach verschwindet? Ich verstehe das nicht.«
»Was zum Teufel ist das?«, wundert sich Marino.
»Mir zumindest ist noch nie so etwas untergekommen, zumindest nicht bei einer Stichverletzung«, antworte ich.
»Nun, erstens haben wir hier Luft«, verkündet Ollie. »Eine ganze Menge Luft.«
»Die dunklen Stellen hier,
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