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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hier und hier« – ich zeige es Marino und Benton –, »im CT wirkt Luft dunkel. Im Gegensatz zu den helleren, weißen Bereichen, die auf eine höhere Dichte hinweisen. Knochen und Verkalkungen sind hell. Die Dichte der Pixel vermittelt einen ziemlich guten Eindruck davon, womit man es zu tun hat.«
    Ich greife nach der Maus und fahre mit dem Cursor über eine Rippe, um zu verdeutlichen, was ich meine.

    »Der CT-Wert beträgt tausendeinhunderteinundfünfzig. Während diese dunklere Stelle hier« – ich bewege den Cursor in Richtung Lunge – »einen Wert von vierzig hat. Das ist Blut. Die trüben Flecken, die ihr hier seht, stehen für eine Blutung.«
    Ich muss an Hochgeschwindigkeitsmunition denken, die eine gewaltige Verheerung im Gewebe hervorruft. Ähnliche Verletzungen werden auch durch die Druckwellen einer Explosion ausgelöst. Allerdings wurde auf diesen Mann nicht geschossen. Er ist auch keinem Sprengstoffanschlag zum Opfer gefallen. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, wie das passiert sein soll.
    »Eine geheimnisvolle Wunde, die durch die linke Niere führt, durch das Zwerchfell ins Herz eindringt und unterwegs schwere Schäden anrichtet. Und dann das hier.« Ich zeige auf trübe Stellen rings um verschobene und zerfetzte Organe. »Noch mehr Luft unter der Haut. Luft in der paraspinalen Muskulatur. Luft hinter dem Bauchfell. Woher kommt nur die viele Luft? Blut und Luft in der Lunge, Lungenprellung, Einblutungen in der äußeren Umhüllung des Herzens. Und noch mehr Luft. Hier und hier.« Ich berühre den Bildschirm. »Luft rings um das Herz und in den Herzkammern. Ebenso in den Arterien und Venen der Lunge.«
    »Und du hast so etwas noch nie gesehen?«, fragt Benton.
    »Ja und nein. Gewehre, wie sie das Militär verwendet, Panzerfäuste und einige halbautomatische Waffen, zum Beispiel solche, die Hochgeschwindigkeitsmunition mit extremer Durchschlagskraft verschießen, können solche Verletzungen verursachen. Je höher die Geschwindigkeit, desto größer die kinetische Energie, die beim Aufprall freigesetzt wird. Und umso gewaltiger auch die Schäden. Das gilt insbesondere für hohle Organe wie Darm und Lunge und nichtelastisches Gewebe wie Leber und Nieren. Aber in einem Fall wie diesem
würde man mit einem eindeutigen Wundkanal und einem Geschoss oder zumindest Fragmenten rechnen. Was hier fehlt.«
    »Und die Luft?«, hakt Benton nach. »Sind dir in solchen Fällen schon einmal derartige Lufteinschlüsse begegnet?«
    »Nicht unbedingt«, entgegne ich. »Eine Explosion kann Luftembolien auslösen, indem sie die Luft durch die Luft-Blut-Schranke presst, zum Beispiel aus der Lunge. Mit anderen Worten: Die Luft landet dort, wo sie nicht hingehört. Allerdings ist das hier ziemlich viel Luft.«
    »Eine ganze Menge«, stimmt Ollie zu. »Und wie erzeugt man durch Erstechen eine Druckwelle?«
    »Ich möchte einen Ausschnitt genau entlang dieser Koordinaten«, sage ich zu ihm und weise auf die fragliche Stelle, die durch einen grellweißen Punkt – die die Röntgenstrahlen abweisende Hautmarkierung neben der Wunde links am Rücken des Mannes – gekennzeichnet ist. »Fangen Sie dort an und bewegen Sie sich fünf Millimeter über und unter dem markierten Bereich. Dieser Ausschnitt. Ja, richtig. Und jetzt formatieren wir in 3D um, und zwar von innen nach außen. Ganz dünne Ausschnitte, ein Millimeter, und die Aussparung dazwischen. Was meinen Sie?«
    »Null Komma fünfundsiebzig mal null Komma fünf genügt. «
    »Okay, gut. Dann wollen wir mal schauen, was passiert, wenn wir der Spur folgen, wenn man überhaupt von einer sprechen kann.«
    Die Knochen sind so lebensecht, als lägen sie vor unseren Augen. Organe und andere Bereiche im Körperinneren zeichnen sich klar in verschiedenen Grautönen ab, als sich der Oberkörper des Toten, sein Brustkorb, langsam in dreidimensionaler Aufnahme auf dem Monitor dreht. Mit der angepassten Version einer Software, die ursprünglich für virtuelle Darmspiegelungen entwickelt wurde, dringen wir
durch die knopflochgroße Wunde in den Körper ein und reisen mit einer Kamera wie in einem mikroskopisch kleinen Raumschiff, das langsam durch trübe, graue Gewebewolken fliegt – vorbei an einer linken Niere, die zerfetzt ist wie ein gesprengter Asteroid.
    Vor uns klafft eine schartige Öffnung, ein großes Loch im Zwerchfell, durch das wir unseren Weg fortsetzen. Rings um uns herum Verheerung und ein Trümmerfeld. Was ist dir zugestoßen? Was hat das verursacht? Ich

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