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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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tragbares
Satellitenradio. Also kannst du dir wahrscheinlich denken, worauf ich hinauswill.«
    »Eher nicht.«
    »Lucy kann dir mehr zum Thema Radio sagen. Anscheinend hat er jemanden überwacht oder ausspioniert. Und dann hat derjenige, dem er damit auf den Wecker gefallen ist, beschlossen, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Kurz gesagt, gehe ich davon aus, dass er eine Verletzung hatte, die von den Sanitätern irgendwie übersehen worden ist. Der Transportdienst hat auch nichts bemerkt. Deshalb wurde er in den Leichensack gesteckt und hat während des Transports zu bluten angefangen. Und das wäre nicht passiert, wenn er keinen Blutdruck mehr gehabt hätte, was heißt, dass er noch lebte, als man ihn in die Rechtsmedizin gebracht und in die verdammte Kühlkammer gesperrt hat. Da drin sind es minus fünf Grad. Bis zum Morgen war er vermutlich erfroren. Vorausgesetzt, dass er nicht zuerst verblutet ist.«
    »Warum hat er am Fundort nicht geblutet, wenn er eine Verletzung hat, aus der Blut nach außen austritt?«, wundere ich mich.
    »Das musst schon du mir erklären.«
    »Wie lange haben sich die Sanitäter mit ihm beschäftigt?«
    »Fünfzehn bis zwanzig Minuten.«
    »Könnte während der Wiederbelebungsmaßnahmen ein Gefäß geplatzt sein?«, frage ich. »Verletzungen kurz vor und auch nach dem Tod können, wenn sie schwer genug sind, kräftige Blutungen auslösen. Vielleicht ist ja bei der Herzmassage eine Rippe gebrochen worden und hat eine Arterie durchbohrt. Hat man ihn aus irgendeinem Grund vorsorglich intubiert, was möglicherweise zu einer Verletzung und den von dir beschriebenen Blutungen geführt hat?«
    Doch ich kenne die Antworten schon, noch während ich die Fragen stelle. Marino hat jede Menge Erfahrung als Inspector
bei der Mordkommission und als Ermittler in Mordfällen. Niemals hätte er meine Nichte und ihren Helikopter bemüht, um unangekündigt nach Dover zu fliegen, wenn es für den Vorfall eine logische oder zumindest plausible Erklärung gäbe. Außerdem ist Jack Fielding ganz sicher in der Lage, zwischen einer tatsächlichen Verletzung oder den Folgen eines Versehens zu unterscheiden. Warum hat er sich noch nicht bei mir gemeldet?
    »Die Feuerwache von Cambridge ist etwa anderthalb Kilometer von Norton’s Woods entfernt. Deshalb war die Rettungsmannschaft schon nach wenigen Minuten da«, verkündet Marino.
    Wir sitzen bei abgeschaltetem Motor im Transporter. Draußen ist es beinahe dunkel. Im Westen verschmelzen Horizont und Himmel, nur getrennt von einem hauchzarten Lichtstreifen. Wann hat Fielding je ohne meine Hilfe eine Katastrophe gemeistert? Nie. Er verschwindet dann einfach und überlässt es anderen, das von ihm angerichtete Durcheinander zu beseitigen. Das ist der Grund, warum er nicht versucht hat, mich zu erreichen. Vielleicht hat er wieder einmal einfach alles hingeworfen. Wie oft wird er das noch tun, bis ich genug habe und ihn endgültig nicht noch einmal einstelle?
    »Laut den Sanitätern war er sofort tot«, fügt Marino hinzu.
    »Sofern man nicht von einer Sprengfalle in tausend Stücke gerissen wird, ist man nie sofort tot«, wende ich ein. Ich mag es nicht, wenn Marino sich unpräzise ausdrückt. Sofort tot. Tot umgefallen. Tot, bevor er den Boden berührt hat. Seit zwanzig Jahren gibt er diese Allgemeinplätze nun schon von sich, ganz gleich, wie oft ich ihm auch predige, dass Herz-und Atemstillstand keine Todesursachen, sondern Symptome des Sterbens sind und dass das Eintreten des klinischen Todes mindestens einige Minuten dauert. Es passiert nicht sofort.
So einfach ist das nicht. Zum wohl hundertsten Mal halte ich ihm diese medizinische Tatsache vor Augen, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.
    »Nun, ich wiederhole nur, was man mir erklärt hat. Nach Auffassung der Sanitäter war es unmöglich, ihn wiederzubeleben. « Marino redet, als würden sich Sanitäter besser mit dem Tod auskennen als ich. »Keine Reaktion. So stand es auf dem Formular.«
    »Hast du mit ihnen gesprochen?«
    »Mit einem. Heute Morgen am Telefon. Kein Puls, gar nichts. Der Bursche war tot. Zumindest behauptet das der Sanitäter. Aber was soll er auch sonst sagen? Dass sie nicht sicher waren, ihn jedoch trotzdem ins Leichenschauhaus geschickt haben?«
    »Hast du ihm also verraten, warum du ihn das fragst?«
    »Nein, zum Teufel, ich bin doch nicht geistig zurückgeblieben. Schließlich wollen wir nicht, dass der Globe es auf der Titelseite bringt. Wenn die Geschichte in den

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