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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sagst , halte ich mir vor Augen. Wahre den Frieden.
    »Daraus schließe ich, dass Briggs nicht darüber informiert ist.« Ich deute auf die kleine weiße Schachtel auf meinem Schreibtisch. »Und Captain Avallone auch nicht.«
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Ist mein Büro derzeit verwanzt?«
    »Unser Gespräch ist absolut sicher«, erwidert sie, was keine Antwort ist.
    »Was ist mit Jack? Könnte er über den Flybot im Bilde sein? Du hast es ihm ja wohl kaum erzählt.«
    »Natürlich nicht, verdammt.«
    »Jemand könnte ihn angerufen haben, der danach sucht. Oder nach dem Flügel.«
    »Du meinst, der Täter hat hier angerufen und sich nach einem vermissten Flybot erkundigt?«, sagt Lucy. »So nenne
ich das Ding mal der Einfachheit halber, obwohl es alles andere ist als ein gewöhnlicher Flybot. Das wäre doch ziemlich dumm von dem Anrufer gewesen, da es ein Hinweis darauf wäre, dass er in den Mord verwickelt ist.«
    »Wir dürfen nichts ausschließen. Manchmal sind auch Mörder dumm«, entgegne ich. »Wenn sie nur verzweifelt genug sind.«

10
    Lucy steht auf und geht in mein Privatbad, wo auf einer Theke eine Kaffeemaschine steht. Ich höre, wie sie den Wasserbehälter mit Leitungswasser füllt und einen Blick in den kleinen Kühlschrank wirft. Inzwischen ist es kurz vor eins, und es schneit noch immer stark. Die Flocken fallen schnell und heftig. Wenn sie gegen das Fenster geweht werden, klingt es wie Sand auf Glas.
    »Entrahmte Milch oder Sahne?«, ruft Lucy aus dem Raum, der mir als Umkleidekabine mit angeschlossener Dusche dient. »Bryce ist eine wundervolle Hausfrau. Er hat deinen Kühlschrank aufgefüllt.«
    »Ich trinke ihn immer noch schwarz.« Ich ziehe Schreibtischschubladen auf, ohne zu wissen, was ich eigentlich suche.
    Dabei denke ich an meinen schlampigen Arbeitsplatz im Autopsiesaal und an Leute, die sich Dinge nehmen, die ihnen nicht gehören.
    »Stimmt ja. Warum sind dann Milch und Sahne da?« Lucys laute Stimme. »Green Mountain oder Black Tiger? Es gibt auch Haselnuss. Seit wann trinkst du Kaffee mit Haselnussaroma? « Die Frage ist rein rhetorisch, weil sie die Antwort kennt.
    »Nicht in diesem Leben«, murmle ich und betrachte Bleistifte, Kugelschreiber, Post-its, Büroklammern und das Päckchen Spearmint-Kaugummi in der untersten Schublade.
    Es ist noch zur Hälfte voll. Ich kaue keinen Kaugummi. Welcher Spearmint-Fan hat einen Grund, meinen Schreibtisch zu öffnen? Nicht Bryce. Der ist viel zu eitel zum Kaugummikauen. Außerdem würde ich ihn rügen, wenn ich ihn dabei
erwischen würde, weil ich das Kaugummikauen in Gegenwart anderer Leute unhöflich finde. Hinzu kommt, dass Bryce nie in meinem Schreibtisch herumwühlen würde. Nicht ohne Erlaubnis. Das würde er niemals wagen.
    »Jack mag Kaffee, der nach Haselnuss, Vanille oder ähnlichem Mist schmeckt. Und er trinkt ihn mit entrahmter Milch, wenn er nicht wieder eine seiner Eiweiß-Fett-Diäten macht«, fährt Lucy, immer noch in meinem Bad stehend, fort. »Dann nimmt er echte Sahne, Vollfettsahne, wie sie hier im Kühlschrank ist. Vermutlich ist es gut, wenn du Sahne für Besucher dahast.«
    »Nichts Aromatisiertes. Und bitte stark.«
    »Er hat überall die gleiche Zugangsberechtigung wie du. Seine Fingerabdrücke sind auch in jedem Schloss in diesem Gebäude gespeichert.«
    Ich höre, wie das heiße Wasser durch die Kapsel schießt, und nutze das Geräusch als willkommene Ablenkung. Ich möchte mir nämlich lieber nicht vorstellen, dass Jack Fielding während meiner Abwesenheit in meinem Büro war und es zum Kaffeetrinken, Kaugummikauen und für alle möglichen Dinge genutzt hat. Doch als ich mich umsehe, erscheint es mir durchaus möglich. Mein Büro verbreitet eine unbewohnte Atmosphäre. Es wirkt eindeutig nicht so, als ob hier jemand gearbeitet hätte. Was also dann?
    »Ich war vor der Polizei von Cambridge in Norton’s Woods. Marino hatte sie gebeten, wegen der entfernten Seriennummer der Glock noch einmal dort nachzuschauen, aber ich war zuerst dort«, ruft Lucy aus dem Bad. »Allerdings hatte ich den Nachteil, dass ich nicht genau wusste, wo der Mann erstochen worden und gestürzt ist. Inzwischen steht es fest. Ohne die Tatortfotos ist die exakte Stelle unmöglich herauszufinden, man kann nur schätzen. Deshalb habe ich jeden Fußweg im Park abgesucht.«

    Sie erscheint mit dampfendem Kaffee in schwarzen Tassen, auf denen das Wappen des AFME prangt: ein aus fünf Karten, Assen und Achten, bestehendes Pokerblatt, auch als Hand des

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