Bastard
aufgefallen sind. Leider konnte ich den Rest des Dings nicht finden.«
»Meinst du an der Leiche oder an seiner Jacke? Wo?«
»Am Tatort.«
»Du warst in Norton’s Woods?«
»Na klar«, entgegnet sie. »Sobald mir klarwurde, was das für ein Flügel ist, bin ich natürlich sofort hingefahren.«
»Wir waren stundenlang zusammen.« Damit will ich sie daran erinnern, dass sie mir das auch schon früher hätte mitteilen können. »Den ganzen Weg von Dover bis hierher saßen wir allein im Cockpit.«
»Mit dem Bordfunk ist es eine komische Sache. Selbst wenn ich sicher bin, dass die Passagieranschlüsse abgeschaltet sind, traue ich der Sache nicht ganz. Ich kann es mir nicht leisten, dass jemand mithört. Marino sollte nichts davon wissen.« Sie weist auf die kleine weiße Schachtel mit dem Flügel.
»Und warum?«
»Glaub mir, du willst nicht, dass er auch nur einen blassen Schimmer davon hat. Es ist nämlich ein sehr kleiner Teil von einer in vielerlei Hinsicht ziemlich großen Sache.«
Sie versichert mir, dass Marino nichts von ihrem Besuch in Norton’s Woods ahnt. Auch nicht von dem winzigen Kunstflügel oder davon, dass sie ihn hauptsächlich deshalb dazu ermutigt hat, mich früher von Dover nach Hause zu holen und mir in ihrem Helikopter Geleitschutz zu geben. Auch mir gegenüber habe sie es erst jetzt erwähnt, erklärt sie weiter, weil sie derzeit niemandem über den Weg traue. Bis auf Benton, fügt sie hinzu. Und mir, ergänzt sie. Deshalb sei sie bei gewissen Gesprächen sehr vorsichtig. Wir alle sollten vorsichtig sein.
»Solange ein Raum nicht sauber ist«, verkündet sie. Damit
meint sie, auf Wanzen untersucht, und will offenbar andeuten, dass sie mein Büro als ungefährlich einstuft, weil wir diese Unterhaltung anderenfalls nicht führen würden.
»Hast du mein Büro auf Abhörvorrichtungen überprüft?« Das wundert mich nicht weiter. Lucy weiß, wie man versteckte Aufnahmegeräte aufspürt, weil sie eine gute Spionin ist. Der beste Einbrecher ist und bleibt der Schlosser. »Weil du einen Verdacht hast, wer mein Büro abhören wollen könnte?«
»Ich weiß nicht, wer was will oder warum.«
»Nicht Marino«, sage ich.
»Wenn er es versuchen würde, wäre es so offensichtlich wie ein Babyphone aus dem Elektronikmarkt. Natürlich nicht. Ich nehme nicht an, dass er so etwas abziehen würde, befürchte aber, er könnte den Mund nicht halten«, entgegnet Lucy. »Insbesondere in Gegenwart gewisser Leute.«
»Du hast im Helikopter über MORT geredet. Bei diesem Thema hast du dir keine Gedanken über Marino oder den Bordfunk gemacht.«
»Das ist nicht dasselbe. Nicht einmal annähernd«, erwidert sie. »Es spielt keine Rolle, ob Marino gewissen Leuten gegenüber Sprüche über einen Roboter in der Wohnung des Typen klopft. Darüber sind nämlich schon einige im Bilde, da kannst du Gift drauf nehmen. Ich darf nur nicht zulassen, dass er über meinen kleinen Freund hier redet.« Sie betrachtet die weiße Schachtel. »Dabei würde er es nicht einmal böse meinen. Allerdings kapiert er nicht, wie manche Menschen wirklich sind. Insbesondere General Briggs und Captain Avallone.«
»Mir war gar nicht klar, dass sie dir ein Begriff ist.« Ich habe Sophia Avallone Lucy gegenüber nie erwähnt.
»Jack hat sie herumgeführt, als sie hier war. Und Marino hat sie zum Mittagessen eingeladen und ist ihr in den uniformierten Hintern gekrochen. Er durchblickt solche Leute einfach nicht. Ebenso wenig wie das verdammte Pentagon
oder andere Personen, von denen er naiverweise annimmt, dass sie auf unserer Seite stehen und deshalb keine Gefahr bedeuten.«
Ich bin erleichtert, dass sie das erkennt, möchte sie aber nicht dazu ermutigen, Marino auch nur im Geringsten zu misstrauen. Sie hat genügend Krisen mit ihm durchgemacht. Nun sind sie endlich wieder Freunde und stehen sich so nah wie damals, als sie ein kleines Mädchen war und er ihr beibrachte, seinen Pick-up zu fahren und zu schießen. Als Kind hat sie ihn schrecklich geärgert, und das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Liebe zu den Naturwissenschaften hat sie von mir geerbt, doch ihre Neigung zum Räuber-und-Gendarm-Spiel, wie sie es nennt, hat sie von ihm. Als sie ein altkluges, schwieriges Wunderkind war, war er der große, starke Polizist in ihrem Leben, und er hat sie ebenso oft geliebt und gehasst wie umgekehrt. Inzwischen sind sie Freunde und Kollegen. Und ich werde alles Menschenmögliche tun, damit das auch so bleibt. Also sei vorsichtig, was du
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