Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
sie wissen.“ Im Inneren vollendete sie den Satz: Ich muss mehr über sie wisse, um mein Kind vor ihr zu schützen und um sie für Mollys Tod zur Rechenschaft ziehen zu können.
In Serenas Stimme schwang etwas mit, das Zorghk die Stirn runzeln ließ. Hatte er Hass vernommen? Aber er hatte kein Recht zu urteilen und tat wie ihm geheißen wurde: „Sie hat sich in den letzten sechzehn Jahren nicht verändert. Als wäre sie im ewigen Eis gefangen und konserviert worden. Sie scheint immer von Eis umgeben zu sein. Als ich sie kennenlernte, war sie Teil eines Ordens von jungfräulichen Magierinnen aus dem nördlichen Kloster Morphirium. Sie war mächtig und schien nichts und niemanden zu fürchten. Und nichts und niemanden zu lieben. Nicht einmal sich selbst. Sie war dafür bekannt, dass sie entweder ihre Grenzen nicht kannte oder sie einfach nicht spürte, sich immer verausgabte.
Ich hatte es schon vermutet, aber gehört habe ich es von deinem Vater selbst. Alara empfand nicht. Weder körperlich noch seelisch. Weder Schmerz, Kälte, Hitze noch Freundschaft, Zuneigung, Hass noch irgendetwas anderes. Laron wusste das, doch er konnte sich nicht helfen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen und das nicht nur körperlich. Ich hatte ihn gewarnt. Ich habe ihm gesagt, er dürfe sich nicht vergessen. Er würde ihr das Einzige rauben, das sie hatte: ihre Macht.
Er hatte wohl gehofft in diesen Körper Leben einzuhauchen, Liebe. Ich weiß nicht was passiert ist, aber wenn man dein Geburtsdatum zurückdatiert, wurdest du etwa in der Nacht gezeugt, in der meine Tochter geboren wurde. In Geschichten und Gerüchten erzählt man von jener Nacht, dass Laron sich in Alars Bett geschlichen hat, anstatt wachezustehen.
Man sagt, er hätte seine Pflichten vernachlässigt und somit den Orks das Überraschungsmoment verschafft. Mit seiner lüsternen Ungehaltenheit der einzigen Person die Macht genommen, die Orks zurückzuschlagen. Er hat die Kraft der stärksten Magierin jener Tage gebrochen. Man sagt, er habe sie mit Gewalt genommen - in dem Moment, in dem die Welt sie am dringendsten gebraucht hatte - und sei dann mit ihr geflohen. Aus dieser unheiligen Verbindung sei ein Kind entsprungen. Ein Mädchen, unfähig wie ihre Mutter zu fühlen, machtlos wie sie nach ihrem Fall. So wird die Geschichte erzählt.“
„Ist sie wahr?“, fragte Serena, ohne zu atmen. Sie wusste nicht, was sie denken sollte.
„Ich weiß es nicht. Sag du es mir. Laron hat nichts abgestritten und nichts bejaht, als ich ihn damit konfrontiert habe.“ Serena wollte nicht darüber nachdenken, wollte das leuchtende Bild, das sie von ihrem Vater hatte, nicht beschmutzt wissen. Sie wollte es nicht wissen und sie konnte es nicht glauben. Weil sie es nicht ertragen konnte, schob sie den Gedanken beiseite.
„Was erzählt man sich von dir?“, fragte Serena leise.
„Man erzählt sich, dass Zorghk die Route aller Diplomaten verraten hätte. Seinen ihm anvertrauten Schützling aus Eifersucht mit seinen eigenen Händen erdolcht, dem leblosen Körper den Fötus entrissen hat und geflohen sei“, sagte er ohne jede Regung. Er hatte lange Zeit gehabt, um sich damit auseinaderzusetzen und er war zu einem Ergebnis gekommen.
„Wie furchtbar ...“, flüsterte Serena mit Tränen in den Augen.
„Es ist die Wahrheit.“
„Nein, so war das nicht. Du hast nicht ...“ Zorghk unterbrach Serena und winkte ab.
„Gib dir keine Mühe. Es stimmt, vielleicht nicht wortgetreu, aber es stimmt. Ich habe meinen König und meine Aufgabe verraten. Ich habe alle im Stich gelassen und bin geflohen. Wäre ich nicht gewesen, wäre Marihanna noch am Leben. Es ist alles wahr. Deshalb bin ich auch nach Krem zurückgekehrt, nachdem ich deinen Vater nicht gefunden habe. Wer bin ich über ihn zu urteilen? Er tat das, was ihm Körper und Herz gesagt hatten und dabei bist du entstanden. Ein Vater würde alles für sein Kind tun, alles aufgeben, sowie eine Mutter.“ Bei Zorghks letzten Worten sah Serena das Bild von Alara in einem Blutmeer stehende.
„Nein. Nicht alle Mütter und vermutlich nicht alle Väter. Du hast das Richtige getan für dich und dein Kind. Du wolltest nicht, dass der Tod Marihannas umsonst gewesen war. Aira muss erfahren, was für einen Vater sie hat. Dass sie einen Vater hat.“
„Nein! Schwöre bei allen Göttern die dir heilig sind und bei denen, die nicht! Sie darf es nicht erfahren. Es darf keiner erfahren. Wenn sie mit offenen Armen in Magrem empfangen wurde, dann nur wegen
Weitere Kostenlose Bücher