Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Sie war so glücklich, dass sie die ganze Welt umarmen konnte. Flügel schienen aus ihren Schulterblättern zu wachsen. Sie wurden immer größer und legten sich warm und schützend über die Landen. Die Wärme in ihrem Inneren schien für die ganze Welt zu reichen und strahlte in alle Richtungen.
Mikhael machte sich Sorgen. So strahlend hatte er sie noch nie gesehen, so strahlen hat er noch niemanden gesehen. Es war schön, dass sie sich freute. Aber der Euphorie folgte meist ein Tief und je höher der Flug, desto tiefer der Fall. Aber er war da. Er würde sie auffangen, würde zu ihrem Kissen werden, auf dem sie landen konnte. Auch wenn er dabei zerquetscht werden würde, er würde nicht ausweichen und ihren Fall bremsen.
Armirus wusste, sie würden in ein paar Stunden Tarahalm erreichen. Er würde seine Nichte und seinen Bruder mit einer Handvoll seiner besten Männer in den Norden begleiten. Mit gemischten Gefühlen beobachtete er den Schatten, der von seinem stolzen Bruder übrig geblieben war. Ausgezehrt saß er da und sonnte sich in dem Licht seiner Tochter. Ob er sich überhaupt an sie erinnerte? Ob er sich an ihn, seinen Bruder, erinnerte? Wusste er noch was er empfunden hatte, als er sein Versprechen brach? Er würde sich erinnern. Dafür würde Armirus sorgen.
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Kurz vor Dämmereinbruch erreichten sie die Stadt und steuerten gleich zu der Taverne, wo der Rest der Gruppe auf sie warten sollte. Es wimmelte dort nur so von Armirus Männern. Alle waren bandagiert. An Armen, an Köpfen, an Beinen. In der Mitte der Taverne an einem langen Tisch saßen sie: Malhim, Mof und Zorghk. Während die beiden Senjyou in Ruhe ihr Abendbrot zu sich nahmen, waren alle Augen von Armirus Männern auf den Airen gerichtet. Sie standen in einem respektablen Abstand zu Zorghk, ließen ihn nicht aus den Augen und folgten jeder seiner Bewegungen.
Die Ankunft der Gruppe löste bei den meisten Männern Erleichterung aus. Die Angst in ihren Gesichtern nahm ab. Malhim und Mof sprangen auf und rannten auf die Ankommenden zu. Malhim hob Serena hoch, wirbelte sie umher und küsste sie feurig, Mikhaels wütenden Gesichtsausdruck ignorierend. Mofs Verhalten überraschte alle. Er ging auf Mikhael zu, drücke ihn an sich und sagte: „Willkommen zurück!“ Dann ging er zu Serena und küsste sie auf den Scheitel. Serena strahlte ihn an. Malhim spürte einen Stich der Eifersucht und wollte sich zwischen die beiden drängen, stieß dabei jedoch mit Mikhael zusammen, der wohl das Gleiche beabsichtigt hatte. Sich schubsend knurrten sie sich an.
Dann röteten sich die Wangen des Prinzen leicht und er sagte: „Willkommen zurück ... Hoffe du hast gut auf sie aufgepasst.“
„Hab ich. Willst du mir etwa danken?“, erwiderte Mikhael und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Wieso sollte ich demjenigen danken, dem wir den ganzen Schlamassel zu verdanken haben?“, entgegnete Malhim verärgert.
„Wovon redest du?“, Mikhael kniff die Augen zusammen und sah Malhim drohend an.
„Armirus ist schließlich dein ...“
Während sich die zwei Hähne zankten, schob sich Serena zwischen ihnen durch. Sie griff nach der Hand ihres Vaters und zog ihn sanft zu dem Tisch in der Mitte. Zorghk kaute mit geschlossen Augen.
„Ich bin wieder da, Zorghk.“ Er grunzte mit geschlossenen Augen und grummelte sie nur böse an: „Du sollst mich doch Krohl nennen! Und überhaupt, was fällt dir ein einfach so zu verschwinden ...“ Er hörte auf zu reden, als Serena ihre kleine Hand auf seiner breiten Schulter legte.
„Was soll diese kalte Begrüßung? Obwohl er drei Tage ohne Pause tobend ihren Namen gerufen und alles kurz und klein geschlagen hat ...“, murmelte einer von Armirus Leuten und spürte gleich zwei Blitze, die aus den Augen des Airen auf ihn zuschossen. Er biss sich auf die Lippen und wich so gut es ging aus. Mof kicherte leise vor sich hin, während Malhim nur den Kopf schüttelte. Alle anderen entfernten sich einen Schritt von dem Mann, der von Wahnsinn geleitet, es gewagt hatte den Gedanken aller laut auszusprechen.
Bevor Zorghks Aufmerksamkeit sich dem wagemutigen Verrückten zuwenden konnte, sagte Serena leise mit einem Lachen in der Stimme: „Ich habe jemanden mitgebracht.“ Als Zorghk hochblickte, entgleisten seine Züge zu einem köstlichen Gesichtsausdruck. Entgeistert starrte er auf den Mann neben Serena. Keiner bis auf Mof wagte es zu lachen, auch wenn es ein Bild für die Götter war. Der Airen sprang auf und
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