Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
stieß Stuhl mit samt Tisch um. Entsetzt rief er: „Laron! Lebst du? Du siehst aus, wie man sich Geister vorstellt!“
Wenn überhaupt möglich, wurden Malhims von Natur aus spitze Ohren noch spitzer. Mit einem Satz stand er vor Laron und ging vor ihm auf die Knie.
„Ich weiß ich bin es nicht wert und doch möchte ich Ihnen danken. Danken dafür, dass sie dieses wunderbare Geschöpf erschaffen haben. Ich werde ihr das Königreich der Senjyou zu Füßen legen, wenn sie es zulässt. Ich bitte Sie um die Hand ihrer bezaubernden Tochter.“
Serena starrte Malhim mit offenen Mund an. Mikhael fielen die Augen aus dem Kopf. Er war gelähmt von so viel Dreistigkeit. Keiner rührte sich, keiner traute sich zu atmen. Dann wurde die Stille gebrochen von zwei mal Klong . Zwei Beulen ragten auf Malhims Kopf thronend heraus. Fast synchron. Doch da der Airen näher stand, hatte zuerst er Malhim eine schwungvolle Kopfnuss verpasst, dicht gefolgt von Armirus.
Während Zorghk wohl mit seiner Geste an sich schon alles gesagt zu haben schien, entfuhr Armirus Lippen ein ganzer Schwall: „Was fällt dir ein? Du bist es nicht Wert, nach der Hand meiner süßen Nichte zu fragen. Die Luft, die ihr beide atmet, ist zu schade zum Teilen.“ Mit einer Hand in die Hüfte gestemmt, zeigte er mit der anderen in die Luft und ergoss sich über Malhim. Laron schaute ihn an. Das Bild vor seinen Augen verschwamm. Aus dem stämmigen Mann wurde ein schlaksiger Junge, der in der gleichen Position dastand und über irgendetwas belangloses schimpfte.
Automatisch reichte Larons Hand nach dem Kopf seines Bruders, ließ sich schwer auf seinen Kopf nieder, wuschelte ihm durchs Haar und murmelte: „Lass gut sein kleiner Bruder, es ist des Ärgerns nicht wert.“ Armirus erstarrte. Er vergaß, worüber er sich gerade aufregen wollte und starrte seinen großen Bruder an. Dieser schien ihn zum ersten Mal zu sehen, wirklich wahrzunehmen. Und etwas in seinen Augen erinnerte ihn an den Bruder, den er angehimmelt hatte.
Zorghk griff sich an den Kopf. Laron war mit dem Assassine, Räuber und Entführer verwandt? Wie konnte das sein? Er raufte sich die Haare. Das war zu viel. Dann schaute er sich seinen alten Freund genauer an. Zerlumpt, ausgehungert, gebückt und gerade so noch am Leben. Kein Vergleich zu dem vor Kraft strotzenden Laron, der sich selbst als führender Offizier für keine Arbeit zu schade war.
„Was ist mit dir passiert, alter Freund?“, flüstere der Airen leise.
Laron drehte sich leicht zu Zorghk um und schaute ihn fragend an: „Freund?“ Das Licht der Erkenntnis war wieder verloschen. Zorghk packte seinen alten Kumpanen am Ellenbogen, zog ihn nahe an sich heran, starrte ihm lange in die Augen und ließ ihn dann wieder los.
„Viel ist passiert, mein alter Freund. Ich sehe in deinen Augen einen dichten Nebel, der deine Sinne verhüllt und vor allem deine Erinnerungen.“ Zorghk stellte Stuhl und Tisch wieder auf und setzte sich hin, den Rücken zu Serena und Laron gewandt. Es schmerzte ihn seinen Freund so zu sehen. Ein stolzer Mann, gebrochen. Nicht einmal mehr ein Schatten seiner selbst. Jeder Tod auf dem Schlachtfeld wäre besser als so ein Dasein. Diesen Zustand seines Freundes hatte er verschuldet. Nur er. Hätte Zorghk vor zwölf Jahren nicht nach ihm gesucht, hätte er sie nicht zu ihm geführt.
Mit steinernem Gesicht saß er da, nicht ein Zucken seiner Miene verriet seinen inneren Kampf. Nach einer Weile fragte er gefasst: „Was ist in den zwölf Jahren passiert?“
Laron gab keine Antwort. In seinem Kopf dröhnte nur die Zahl zwölf. Zwölf Jahre war er dort gewesen? Nur zwölf Jahre? Es waren ihm wie hunderte vorgekommen. Ein Leben vor dem Ort schien es nicht gegeben zu haben. Und doch behaupteten all diese Menschen ihn zu kennen. Nannten ihn Laron, Vater, Freund, Bruder ... Er erinnerte sich an nichts, außer an das kleine Mädchen. Er wusste, solange es ihr gut ging, konnte er beruhigt sein.
Dann erzählte der Mann, der behauptete sein Bruder zu sein, den er gerade selbst Bruder genannt hatte: „Nachdem man ihn geholt hatte, brachte man ihn zu König Hamils. Er wurde Tage un d Nächte verhört und als nicht einmal die Folter seine Zunge löste, schickte man ihn nach Sorifly.“ Allein der Name verbreitete Kälte im Raum.
„Ich dachte , Sorifly sei nur eine Geschichte, erfunden von der Vostoken Königsfamilie, um ihre Untertanen zu kontrollieren. Nur eine Legende“, Malhim runzelte die Stirn. Die Vorstellung, dass
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