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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Fremdartige, miteinander verschlungene Symbole waren in sie eingewoben. Da sie den Boden jedoch an keiner Stelle vollständig bedeckten, konnten auch sie den Eindruck von Kühle, von Rohheit nicht unterdrücken. Die ebenso kahlen, weißgetünchten Wände rundeten das Bild ab; nur an zwei sich gegenüberliegenden Stellen konnte ich große Steintafeln oder Reliefs erkennen. Im indirekten Licht schimmerten sie grau-braun. Sie wirkten bruchstückhaft, herausgebrochen. Ihre unregelmäßigen Ränder zeigten deutlich Spuren von Werkzeugen. Antike Überreste einer mir unbekannten Kultur. Ich schaute von den Tafeln wieder zurück auf die Teppiche; das dort waren keine gewöhnlichen Perser oder Isfahans, Teile ihrer Muster ließen sich auch in den Reliefs wiederfinden: ungewöhnlich geometrische Gebilde, um die sich wirr und ungeordnet erscheinende Linien schlängelten. Mir wurde vom kurzen Hinsehen schon schwindlig. Nie zuvor hatte ich Vergleichbares gesehen. Ich spürte nun auch, was das vielleicht Unheimlichste an diesem Ort war. Diese wenigen, spärlich arrangierten Artefakte erfüllten den Raum mit einem nicht fassbaren Alter. Es war nicht vergleichbar mit der Aura, wie ich sie auf meinen Reisen in alten Südstaatler-Domizilen erfahren hatte. Dies hier reichte weiter zurück. Sehr viel weiter. Etwas, was sich nur in Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden bemessen ließ.
    Natascha, die meine Verwunderung offensichtlich nicht verstand und diese Relikte als so gewöhnlich wie eine leuchtende Plastik-Freiheitsstatue oder die Kopie eines Hopper-Gemäldes über dem Kaminsims ansah, zog mich ohne jeden Kommentar weiter durch die dämmrige Wohnung. Beim Vorübergehen schaute ich unwillkürlich auf eine der Steintafeln. Was gerade noch wie eine unregelmäßige Erhebung gewirkt hatte, stellte sich nun als das Halbrelief eines Kopfes dar. Ein schmaler, spitzer Schädel schien die Oberfläche des Steins gewaltsam von innen nach außen zu zwingen. Böse, zu schrägen Schlitzen zusammengezogene Augen starrten mich an. Der Kopf ähnelte einem Wasserspeier, einem Gargoyle; sein weit aufgerissener, mit spitzen Zähnen versehener Rachen ließ jedoch die schrecklichsten Figuren Notre Dames wie lustige Teddybären wirken. Ein in Stein gehauener Albtraum.
    Die übrigen Teile der Wohnung bewahrten vorläufig noch ihr Geheimnis; meine Führerin verzichtete einfach darauf, weitere Lampen einzuschalten. Der silber-graue Schein der Fenster reichte ihr aus, um zielstrebig den richtigen Weg zu finden. Trotz ihrer unmittelbaren Nähe, befiel mich ein nicht zu erklärendes Unbehagen. Die verrücktesten Gedanken gingen mir durch den Kopf. Die Atmosphäre, die diese Wände ausstrahlten, erinnerte mich an die kühle Stille einer Gruft; nur roch es hier anders. Keine Ausdünstungen von feuchter Erde oder von alten, zu Staub zerfallenen Knochen. Ich sog vielmehr einen leicht süßlichen Duft durch meine Nase ein; er besaß nichts von der aufdringlichen Süße, die eine jegliche Verwesung kennzeichnet. Wie ein dezentes, teures Parfüm durchsetzte er die Luft.
    »Machen Sie es sich bequem, Thomas.« Sie legte beide Hände auf meine Schultern und drückte mich sanft aber bestimmt auf ein niedriges, rahmenloses Bett. Wir waren ein langes Stück durch einen finsteren Flur gegangen, bevor sie mich schließlich in diesen Raum geführt hatte. Ich genoss meine Passivität; willenlos ließ ich mich von ihr leiten.
    Nur mein heftiger Atem war im Raum. Und ein seidiges Knistern von Stoff. In atemberaubender Schnelle entledigte sich Natascha ihrer Kleider. Kein Zweifel, was sie unter ›bequem‹ verstand. Schmeichelnd floss das Dämmerlicht über ihren vollendeten Körper, malte mit Hell und Dunkel jede Rundung nach; wie eine Statue schimmerte ihr Leib an einigen Stellen in bronzenen Bahnen. Ein Akt, stilllebenhaft komponiert. Von einer solchen Aufnahme hätten selbst die ganz Großen meiner Branche geträumt. Aber das hier war keine Fotografie, kein Ölgemälde und auch keine Skulptur; dies hier war das Leben selbst, in seiner erregendsten, vollendetsten Dimension.
    Ich lehnte mich zurück und genoss den Anblick. Unbeweglich stand sie da, den Körper im Profil zum Fenster, die Arme locker herabhängend, das Gesicht mir zugewandt. Träumend. Abwartend. Etwas funkelte dort, wo ihre Lippen sein mussten. Die Augenhöhlen waren große, leere Schatten. Sie drehte sich ein wenig vom Rechteck des Fensters weg. Zwei schmale Lichtstreifen fielen auf ihre Brüste, auf

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