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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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verbrennen.
    Ihre leicht geöffneten Lippen zitterten, als ich sie zärtlich küsste. In immer schnelleren Rhythmen trafen unsere Münder aufeinander, leidenschaftlicher, fordernder. Ein leises Beben durchlief ihren Körper, doch nur ihr Kopf wand sich in Erregung. Auch dieses Spiel war ihr vertraut; gemeinsam rangen wir darum, die jeweils eigenen Regeln durchzusetzen. Ich atmete ihren Atem, trank von ihrer Zunge. Gerade fing ich an, mich als ebenbürtiger Partner zu fühlen, da zeigte sie mir schon, dass ich dieses Spiel nie gewinnen konnte.
    Der Schmerz fuhr wie eine glühende Nadel unter meine Haut, Kupfergeschmack belegte meine Zunge. Natascha hatte mich so fest auf die Unterlippe gebissen, dass ich mit Bestürzung feststellte, wie sich mein Mund langsam mit Blut füllte.
    Aber ich ließ sie nicht los; jetzt erst recht nicht. Fester als zuvor zog ich sie an mich heran. Das Brennen in der Lippe konnte meine aufgewühlten Sinne nicht mehr verwirren. Ich war zu allem bereit. Wenn sie nach diesen Regeln spielen wollte, so sollte sie es haben. Hart und unerbittlich zwang ich meinen Mund auf den ihren. Natascha sollte mein Blut schmecken, meinen Schmerz spüren.
    Der Tanz ging jetzt erst richtig los. Mit ungeheurer Macht brach ihre Wildheit wieder aus ihr heraus. Sie war nicht gezähmt, sie hatte nur auf den richtigen Augenblick gelauert. Der stolze Mustang bäumte sich auf und zerschnitt die Luft mit seinen scharfen Hufen.
    Es war ihr ein leichtes, meinen festen Griff zu lösen; sie machte einen Buckel wie eine angegriffene Katze. Das Hecheln wurde tiefer, dröhnender, wuchs an zu einem zornigen Knurren. Um mich herum war ein einziger Wirbel aus Haaren und Gliedmaßen. Zuweilen war mir, als schliefe ich mit drei Frauen gleichzeitig. Aber keine von den dreien ließ sich zügeln. Bekam ich einmal einen Arm oder ein Bein zu fassen, so war es Augenblicke später nichts weiter wie Sand, der zwischen meinen Fingern zerrann.
    Zwei Ringern nicht unähnlich, rollten wir übereinander. Mal war Natascha oben, mal ich; keiner konnte seine Position lange verteidigen.
    Längst war auch ich so erschöpft oder berauscht, dass ich mit in ihr Stöhnen einfiel. Das Zimmer vibrierte unter diesem barbarischen, obszönen Lied. Vergeblich wartete ich auf einen erlösenden Abpfiff, eine Spielunterbrechung; Natascha besaß eine schier unerschöpfliche Ausdauer. ( ›Bis jetzt gab es nichts, in welcher Menge auch immer, was meinen Hunger vollständig gestillt hätte.‹ ) Sie hatte nicht gelogen. Es war ihr Spiel, und wir befanden uns erst am Ende des ersten Drittels.
    In unserem Rausch nahmen wir kaum Notiz davon, wie wir vom Bett auf die kühlen Steinplatten rollten. Weiter und weiter drehte sich das Karussell unserer Leiber. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir uns von Teppich zu Teppich wälzten, gegen Möbel und Wände stießen, im Dunkel verborgene Gegenstände umstürzten; als ich endlich in einen tiefen, komaähnlichen Schlaf entlassen wurde, stand die Morgensonne jedenfalls schon hoch am Himmel.
    Die Sonne. Noch wird es einige Stunden dauern, bis ihre orangene Scheibe die Dunstschwaden im Osten der Stadt durchbricht. Doch selbst wenn sie später dann im Zenit stehen wird, so kann sie mir doch nie wieder das Licht und die Wärme spenden wie noch vor zwei Monaten. Zwei Monate. Seit dieser Zeit hat sich ihre Farbe in ein gefühlloses, eisiges Gelb verwandelt. Ihr Anblick macht mich schau¬dern. Doch es ist nicht nur das helle Licht; in Wahrheit verschafft mir auch der nächtliche Sternenhimmel keine große Erleichterung. Die Nacht ist nur ruhiger, gnädiger. Sie hält vieles vor den Augen der Menschen verborgen. Und das zu Recht.
    Die Zigarette zwischen meinen Fingern ist nur noch eine längliche Asche. Keinen Zug habe ich getan. Ein bitteres Lächeln verzieht meine Lippen. Wer war es noch, der gesagt hatte, dass es nichts Schlimmeres gebe, als sich in schlechten, düsteren Zeiten an Momente des vollkommenen Glücks zu erinnern? Keats? Er hatte Unrecht; es gibt Schlimmeres. Nur an das unsagbar Schreckliche, das Grauenvolle zu denken, besonders dann, wenn das Gespenst der eigenen Schuld jede Erinnerung zusätzlich verpestet.
    So mischt sich in mein Selbstmitleid auch eine Spur von Dankbarkeit. Dankbarkeit für jede winzige Sekunde, die mir vergönnt war, sie zusammen mit Natascha zu erleben. Sei' froh über das, was Du erleben durftest, sage ich mir immer aufs Neue, viele erfahren ihr ganzes Leben über nicht einen Bruchteil deines

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