BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)
beschäftigte sich jedoch nicht lange mit diesem unnützesten aller Bekleidungsstücke; mit einem scharfen Ruck löste sich der Knoten, und das längliche Textil verschwand in der Dunkelheit. Das Hundehecheln wurde lauter. Erneut umfasste sie meinen Hals. Fiebrige Finger verkrallten sich im Hemdkragen. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung rissen sie ihn mir bis zum Bauchnabel auseinander, so als sei es nichts weiter als ein locker übergeschlagener Bademantel. Hohes Sirren von reißendem Baumwollstoff, dazwischen das dunkle ›Ploppen‹ der explodierenden Knöpfe. Manche landeten weit entfernt auf dem Steinboden, wo sie wie Backerbsen klickerten.
DREIFACH GENÄHT , schoss es mir durch den Kopf. MIT EXTRA REISSFESTEM DRALONZWIRN. DAS BUSINESS-HEMD, MIT DEM SIE DURCH DICK UND DÜNN GEHEN KÖNNEN. Als ich mir das teure Stück Monate zuvor in einer kleinen Herren-Boutique in der Drapers Lane für besondere Anlässe zugelegt hatte, wäre ich nie im Traum darauf gekommen, jemals den Wahrheitsgehalt der Werbung überprüfen zu können. 150 Dollar in den ›zarten Händen einer Frau‹! Aber sie konnte mitunter wirklich zärtlich sein. Und in welchem Ausmaß! Wenn auch auf ihre recht eigenwillige Art.
Kaum hatte Natascha meine Designer-Kreation in einen Putzlumpen verwandelt, da überschüttete sie meine Brust mit einer wahren Flut von Küssen; manchmal hauchten ihre samtenen Lippen kaum spürbar über die Haut, dann wieder pressten sie sich fest auf eine Stelle, saugten mit wechselnder Stärke, ließen die Zunge jeden Quadratmillimeter meines Körpers erkunden. Ihr lüsterner Mund schien oft an drei Stellen gleichzeitig zu sein.
Langsam, Kuss für Kuss, fiel die Verkrampfung, die Starre, die mich gepackt hatte, von mir ab. Endlich gelang es mir, ihre Gegenwart zu genießen: Ihre schweren Brüste auf meiner Haut, ihr weiches Haar, das wild hin und her schleuderte, ihren erregenden Geruch, ihr unbändiges Keuchen und Hecheln.
Noch während ihre Lippen weiter meinen Brustkorb liebkosten, hatten die erfahrenen, quirligen Finger meine Hose bis zu den Knien befördert. Mit kräftigen Tritten befreite ich mich vollends von dieser lästigen Haut; zum Teufel mit den Knitterfalten. Die Schuhe hatte ich vorher schon verloren.
Ich konnte kaum glauben, dass erst weniger als eine Minute verstrichen war, seitdem ich mich ahnungslos auf das Bett gesetzt hatte; von der Intensität der Gefühle ausgehend, hätten es schon Stunden sein müssen – Tage.
Die Zeit der Untätigkeit war nun vorbei. Endlich erinnerte ich mich wieder des Gebrauchs meiner Arme. Bis jetzt hatten sie nur schwer und taub neben mir gelegen, so als sei es mir nach einem Autogenen Training misslungen, sie erneut mit Leben zu füllen. Zaghaft umfasste ich ihre schlanke Hüfte und ließ dann meine Hände weiter nach oben gleiten. Ich hatte das lebhafte Bild vor Augen, einem wilden Mustang über die Blesse zu streicheln, jederzeit der Gefahr bewusst, von ihm niedergestampft zu werden.
Wenn Natascha auch nicht ruhiger wurde, so ließ sie es wenigstens ohne Gegenwehr mit sich geschehen. Auch so war es schon schwer genug, den sich windenden Leib festzuhalten.
Ihre Haut war nicht feucht; sie war nass, so schlüpfrig, als habe sie gerade erst geduscht. Meine Finger badeten erregt in diesem einzigen heißen See.
Nach einigen Fehlversuchen gelang es mir schließlich, ihr Gesicht auf gleiche Höhe mit meinem eigenen zu ziehen, meine Muskeln zitterten vor Kraftanstrengung.
Die Überraschung schien geglückt; mit einem Schlag verrauschte die Hochspannung, die soeben noch jede ihrer Fasern machtvoll durchströmt hatte. Fast leblos lag plötzlich ihr ausgestreckter Körper auf mir. Nur das Hundehecheln war geblieben, in unregelmäßigen Abständen von langsameren, tieferen Zügen unterbrochen. Der Atem, der mir direkt entgegenschlug, roch leicht säuerlich aber nicht unangenehm. Heiße Wellen.
Etwas – Speichel oder Schweiß – benetzte mein Kinn und rann kitzelnd den Hals hinunter. Behutsam strich ich ihr die wild zerzausten Strähnen aus der matt glänzenden Stirn. Ihr Gesicht blieb eine dunkle, geheimnisvolle Maske. Mit beiden Händen umfasste ich entschlossen ihren Kopf, meine Daumen auf ihren ausgeprägten Backenknochen ruhend. Stück für Stück zog ich sie näher. Die Maske wurde in ein noch tieferes Schwarz getaucht, der Atem drohte meine Haut zu verbrennen. Aber ich wollte sie jetzt; mehr, als ich jemals eine Frau gewollt hatte. Ich wollte mich
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